Pedross

Hohe Profitabilität statt großer Marktanteil


Herzlichen Glückwunsch an das ParkettMagazin und seinem fachkundigen Team zum 20-jährigen Jubiläum! Da auch ich mittlerweile seit 22 Jahren im "Geschäft" bin, war mir ihre Fachzeitschrift in all den Jahren ein hilfreicher und kompetenter Wegbegleiter. 20 Jahre scheinen ganz weit weg. Wer kann sich heute noch vorstellen ohne PC, Internet, geschweige denn Mobiltelefon zurechtzukommen? Wir, ob Fachzeitschrift oder Produktionsbetrieb, haben den Weg auch ohne diese hilfreichen Erfindungen gemeistert. Das gesamte Pedross-Team freut sich auch weiterhin auf ihre professionelle Berichterstattung und ihre interessanten Recherchen.

Erfolg durch furnierummantelte Leisten

Der weltweite Erfolg der furnierummantelten Leiste auf Fichtenträger ist eng mit dem Namen Pedross verbunden. Hier in Latsch wurde diese Zusammensetzung vom Leistenpionier Karl Pedross im fernen Jahre 1981 erfunden. Das 1956 gegründete Unternehmen hat sich seit jeher mit der Herstellung von Parkett (bis 1969) und Leisten befasst und bis heute eine erfreuliche Entwicklung erlebt. Wir sind überzeugt davon, dass wir auch in den nächsten 20 Jahren im Trend stehen, denn wie kaum ein anderer Leistenhersteller haben wir eine einmalige Produktgeschichte vorzuweisen.

2006 war das bis dato erfolgreichste Jahr des Unternehmens. 21% Umsatzplus im Vergleich zum Vorjahr in Latsch/Italien, 11% Steigerung in Frankenthal/Deutschland, die Erschließung neuer interessanter Exportmärkte und die lang geplante Abrundung des Produktsortiments wurden vollzogen. Insgesamt wurden in der Gruppe im letzten Jahr 38 Mio. lfm Profile verkauft. Wir produzieren seit 15 Jahren nur auf Bestellung und nicht "auf Verdacht" und das bei einer Tagesleistung von immerhin 110 Kilometern. Damit haben wir uns im vergangenen Jahr zum 50-jährigen Bestandsjubiläum selbst das schönste Geburtstagsgeschenk bereitet.

Hohe Eigenkapitalquote von 64Prozent

Das laufende Jahr präsentiert sich mit einem Umsatzzuwachs von 9% ebenfalls erfreulich, doch einen viel höheren Stellenwert als eine Umsatzsteigerung hat in unserem Hause die Rentabilität. Pedross verfügt über eine Eigenkapitalquote von 64% und greift - zum Leidwesen der Banken - seit Jahren auf kein Fremdkapital zurück, selbst der Ankauf der Firma Bürkle vor bald zwei Jahren wurde aus Eigenmitteln bestritten.

Ich bin der Meinung, dass ein großer Marktanteil keinen Gewinn sichert. Zusätzlicher Marktanteil ist nur dann lohnend, wenn der Gewinn stärker steigt als der Absatzzuwachs. In der Leistenbranche bringen überreife Produkte auf einem kompetitiven Markt den größten Teil des Umsatzes ein. Diese Artikel haben aber ihre Alleinstellungsmerkmale eingebüßt. Der Wechsel zu einem anderen Anbieter fällt dem Kunden leicht, zudem wird jeder Angriff des Wettbewerbs mit einer Preissenkung pariert. Das ist für alle ruinös und setzt eine Abwärtsspirale in Gang. Besser Marktanteile aufgeben und dafür den eigenen Gewinn sichern.

Wir ermitteln seit Jahren die Profitabilität eines jeden Kunden. Wenn wir Partner nicht in die Rentabilität bringen, beenden wir das Geschäft, denn die Gewinnschwäche von heute ist die Unternehmenskrise von morgen.

Kein unkontrolliertes Ausufern der Produktpalette

Beim Widerstand am Markt beginnt das Wachstum in die Breite! Es besteht die Gefahr des unkontrollierten Ausuferns der Produktpalette. Viele Entwicklungen aus unserer Forschungs-/Entwicklungs-Abteilung und zahlreiche Ideen unserer Vertriebsleute werden wieder verworfen. Erst wenn ein ausgewähltes Team grünes Licht gibt, geht das neue Produkt in Serie. Mit dem "Combistar" (Übergangs-/Ausgleichsprofil) und dem "Stepstar" (Treppenkante) ist uns außerhalb Zentraleuropas der große Wurf gelungen. Für die kommende Domotex wird es, wenn wir es zeitlich schaffen, wieder eine interessante technische Neuentwicklung geben. Unsere Techniker arbeiten jedenfalls mit Hochdruck daran und wir werden alles daran setzen, damit diese Neuheit in Hannover präsentiert werden kann.

Ich lebe meinen Mitarbeitern täglich eine gesunde Paranoia vor. Wir lehnen uns nie zufrieden zurück und geben der Angst, dass es rückwärts gehen könnte, immer Spielraum.

Bei der Akquirierung neuer Kunden in immer weiter entfernteren Märkten gehen wir mit Bedacht und Sorgfalt vor. Es mag in der heutigen Zeit sonderbar klingen, aber in einer Wirtschaftswelt mit modernen Manager-Methoden zählen für uns nach wie vor Werte wie Anstand, Demut und Charakter. Darauf bauen wir unsere Geschäftsverbindungen auf und damit sind wir auch erfolgreich.

So wurde beispielsweise England von uns relativ spät, dafür aber zielstrebig und mit der notwendigen Geduld bearbeitet. Heute sind wir dort der absolute Marktführer. In den USA sind wir für unsere Hartnäckigkeit, aber vor allem für unsere jahrelange Geduld belohnt worden. Und dann "zankten" sich dort plötzlich vier hervorragende Partner um die Vorherrschaft und übertrafen sich mit Bestellungen. In Japan, unserem 47. Exportmarkt, sind wir der erste europäische Leistenhersteller der in einer großen Baumarktkette gelistet worden ist.

All diese Erfolge wären ohne einen loyalen und engagierten Mitarbeiterstab nicht möglich. Unser Unternehmen ist ein Treibhaus für motivierte und fleißige Mitarbeiter und es macht viel Freude diesen Betrieb zu leiten. In Latsch/Italien arbeiten derzeit 175 und in Frankenthal/Deutschland 80 Personen.

Gebündelte Einkaufskraft im Handel

Die Parkett- und Laminatbodenbranche boomt. In vielen Werken wird aufgerüstet und investiert. Die heurige Ligna war die "beste Ligna aller Zeiten", die Auftragsbücher der Maschinenhersteller sind übervoll. Wir partizipieren davon und freuen uns natürlich über diese Entwicklung. Dennoch ändert sich das Marktumfeld unentwegt und die Kundenwünsche ebenso.

Mehr als 50% des Großhandelsumsatzes werden heute in der Bodenbelagsbranche in Deutschland mit einer Handvoll Firmen umgesetzt. Ähnlich verhält es sich im Facheinzelhandel, dort schätze ich bei ebenfalls fünf starken Verbänden das Umsatzvolumen noch höher als bei 60% ein. Dass diese Kooperationen über eine gewaltige, gebündelte Einkaufskraft verfügen liegt auf der Hand. Ebenso, dass sich alle Bodenzubehöranbieter um diesen Kuchen raufen und der Preis für unsere Produkte entsprechend tot ist. Bei solchen Preisverhandlungen muss man auch mal den Mut haben Nein zu sagen.

Kopfschütteln löst bei uns zuweilen den Run nach immer neuen Holzarten und noch mehr Dekoren aus. Derzeit lagern bei uns bereits 67 verschiedene Furniere, bei den Folien ist der "Wildwuchs" noch haarsträubender. Ein Beispiel: Fünf Holzoberflächen sind bei uns im Hause für 68% des Umsatzes verantwortlich! Durch den Einsatz von drei verschiedenen Trägermaterialien - Fichte, WPC und MDF - sehen wir bei der Materialbeschaffung keine Engpässe auf uns zukommen. Einzig und allein die Verknappung bei der Holzart Eiche bereitet uns in der Massivholzleistenherstellung ein wenig Kopfzerbrechen. Weiterhin steigende Rohstoffpreise machen aber in absehbarer Zeit wiederum eine Preiserhöhung beim Endprodukt notwendig. Unsere Unternehmen stehen auf einem festen Fundament. Weltweit erkennen wir noch ein großes Potenzial für unsere Qualitätsprodukte und so wie viele unserer Mitarbeiter freue auch ich mich jeden Sonntag auf die neue Arbeitswoche.
aus Parkett Magazin 06/07 (Wirtschaft)