Brennet Bettwäsche "Made in Germany"

Von der Faser bis zum Fertiggewebe

Bad Säckingen - Die Firma Brennet ist ein vollstufiger Textilhersteller, der an drei Standorten in Süddeutschland Uni- und Buntgewebe produziert. Neben der Fabrikation hochwertiger Bettwäsche-Garnituren in ausgesuchter Qualität, die über den klassischen Fachhandel vermarktet werden, umfasst das Lieferprogramm des 1881 gegründeten Familienunternehmens vor allem Hemden- und Blusenstoffe für Konfektionäre der internationalen Bekleidungsindustrie. Um die Bettwäsche-Sparte zu forcieren, hat der traditionsreiche Buntgewebe-Spezialist ein neues Kollektionskonzept aufgelegt, das von einem Produktpass flankiert wird.

Ein tosendes Rattern erfüllt die riesigen Werkshallen in der Weberei von Brennet: Auf 172 automatischen Webmaschinen werden hier aus scheinbar endlosen Baumwollfäden rund um die Uhr klassische Buntgewebe in Schaft- und Jacquardtechnik gefertigt und auf Stoffballen gewickelt. Etwas gedämpfter ist der Geräuschpegel in der Kompaktspinnerei, die als eine der innovativsten Anlagen Europas gilt und wo der vollstufige Textilhersteller 70 Prozent des Garnbedarfs zur Weiterverarbeitung für die eigene Weberei produziert.

Made in Germany, von der Faser bis zum Fertiggewebe - "Alles aus einer Hand", ist die Kompetenz des renommierten, südbadischen Traditionsunternehmens, das mit Spinnerei, Weberei, Färberei und Veredelung an drei Standorten im Bezirk von Bad Säckingen Produktionswerke unterhält: in Hausen, Wehr und Brennet, dem Gründungsort, nach dem die Firma benannt wurde. Neben der Fabrikation kompletter Bettwäsche-Garnituren in ausgesuchter Qualität, umfasst das Lieferprogramm vor allem buntgewebte und stückgefärbte Stoffe für Hemden, Blusen und Berufsbekleidung. Die Abnehmer sind Konfektionäre der internationalen Bekleidungsindustrie des mittleren bis oberen Genres, weltweit in 50 Märkten. Hemdenstoffe waren das Ursprungsprodukt von Brennet und bilden nach wie vor das Hauptgeschäftsfeld.

Seit Anton Denk anno 1881 die Mechanische Buntweberei Brennet mitbegründete, befindet sich der Textilproduzent, der seit 1973 als Brennet AG firmiert, in Familienbesitz. Mit den beiden Brüdern Stephan Denk, Vorstandsvorsitzender, und Peter Denk, Vorsitzender des Aufsichtsrates, steht nun bereits die vierte Generation in der Führungsverantwortung. Brennet erwirtschaftete im Jahr 2007, einschließlich seiner Tochterfirma Dreiländereck Textilveredelung in Wehr, rund 57,2 Mio. Euro Umsatz mit 600 Mitarbeitern. Bei der Muttergesellschaft sind 500 Personen beschäftigt, davon 370 in der Fertigung. Die Exportquote liegt bei 50 Prozent.

Neues Bettwäsche-Konzept

Während der Bekleidungsstoff-Sektor mit einem Anteil von etwa 95 Prozent das Sortiment deutlich dominiert, entfallen die restlichen fünf Prozent auf die Bettwäsche-Sparte, die im vergangenen Jahr mit den Marken Brennet und Penthouse rund 4 Mio. Euro zum Gesamtumsatz beisteuerte und auf Wachstum angelegt ist. "Bettwäsche ist der Bereich, dem wir große Zukunftschancen einräumen. Die Hochwertigkeit unserer Qualität wird am Markt sehr stark angenommen", erklärt Werner Ritzi, als stellvertretender Vorstandschef bei Brennet zuständig für den Vertrieb Inland, Finanzen und Controlling. Die Bettwäsche-Kollektionen, mit Verkaufspreisen pro Garnitur von etwa 79 bis 198 Euro, werden über den klassischen Fachhandel vermarktet, wie Bettenfachgeschäfte, Fachabteilungen der großen Kaufhäuser, gehobene Möbel- und Einrichtungshäuser sowie ausgewählte Versandhändler, zum Beispiel Erwin Müller, Heine und Bader. Zudem ist man bei Verbänden gelistet, beim Bettenring in Filderstadt, Möbel-Zentral-Einkauf (MZE) in Neufahrn und ABK in Gütersloh.

Um das Bettwäsche-Portfolio auszubauen und zu forcieren, haben die Verantwortlichen jüngst ein umfassendes, klar strukturiertes Kollektionskonzept erarbeitet, gegliedert in acht Themenwelten (siehe Kasten), wobei jedes Segment ein "spezifisches Lebensgefühl" darstellen soll, erläutert Vorstandschef Ritzi den Grundgedanken. Die Einführung des neuen Konzepts soll im Dialog mit den Kunden stattfinden, so dass der Handel "weitere Ideen einbringen kann". Im hauseigenen Studio entwirft ein Textildesigner-Team in Zusammenarbeit mit externen Beratern Dessins, die auf internationalen Trends sowie klassischen Motiven basieren und in die aktuellen Bettwäsche-Kollektionen einfließen. Dabei dient ein umfangreiches Archiv, mit derzeit über 300.000 Mustern aus dem 19. Jahrhundert bis heute, als historischer Kreativfundus. Die Konfektion der Bettwäsche-Stoffe zu Bezügen und Kissen in allen Größen erfolgt in Näherei-Betrieben "hier in der Umgebung und im Osten Deutschlands."

Informativer Produktpass

Ergänzend zum neuen Kollektionskonzept wurde ein so genannter Produktpass konzipiert, der künftig jeder Bettwäsche-Verpackung beiliegt. Der aufwändig gestaltete, kleinformatige Informationsprospekt soll die Firmenphilosophie des familiengeführten, wertkonservativen Unternehmens "zum Konsumenten transportieren". Made in Germany wird als Alleinstellungsmerkmal verstanden und auch so propagiert: "Wir möchten dem Endverbraucher bewusst machen, dass es noch Produkte gibt, die von A bis Z in Deutschland hergestellt werden und es noch möglich ist, hier zu fertigen", betont das Vorstandsmitglied. "Bei Brennet haben wir die gesamte Produktionskette im Griff und können die Qualität an jeder Stelle beeinflussen." So soll nicht der Preis beim Verkauf eines Artikels im Mittelpunkt stehen, sondern die Qualität. Werner Ritzi: "Die Zuverlässigkeit, das Generationendenken des Unternehmens und der Umweltgedanke spiegeln sich auch in unseren solide verarbeiteten Erzeugnissen wider." Abgesehen davon, dass alle Stoffe gemäß Öko-Tex-Standard 100 ausgerüstet sind, profiliert sich der Textilhersteller mit Artikeln, die einen Zusatznutzen bieten, zum Beispiel Bettwäsche mit dynamischer Klimaregulierung durch Outlast-Garne, die zugekauft werden, oder Veredelung mit Silberprotect, dem eine antimikrobielle Funktion zugeschrieben wird.

Im Fertigungsprozess gilt bei Brennet die Maxime, "umweltverträgliche Produkte in der Färberei und Veredelung einzusetzen". Zum Bleichen wird zum Beispiel Wasserstoffperoxyd verwendet und zur Schlichte-Rückgewinnung in der Weberei eine Ultrafiltrationsanlage betrieben. Ebenso gibt es eine Laugenrückgewinnungsanlage für die in der Veredelung benötigten Laugen. Hinzu kommt die Nutzung erneuerbarer Energien an allen Werksstandorten, wo ein hoher Anteil des benötigten Stroms aus Wasserkraft und eigenen Photovoltaik-Anlagen stammt.

Produktion in Deutschland

Die Investitionsbereitschaft in innovative Technik ist nach wie vor ein wichtiger Baustein im Brennet-Management. So konnte im Laufe der 127-jährigen Unternehmensgeschichte manche Krise abgewendet werden, unter anderem Anfang der 90er-Jahre, als völlig veränderte Marktgegebenheiten in der Textilindustrie weltweit zu Umwälzungen führten. Das Familienunternehmen entschied sich bewusst dagegen, Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern, sondern weiterhin "hier in der Region Arbeitsplätze zu schaffen", nennt Werner Ritzi einen Grund. Zudem sei die perfekte Überwachung des Fertigungsprozesses im Ausland "schwer zu realisieren" und die Fehlerquote werde dadurch höher.

Eine beispielhafte Investition in einer Größenordnung von 120 Mio. Euro ist die Etablierung einer hochmodernen Kompaktspinnerei am Standort Hausen, die vor zwei Jahren in Betrieb ging. Alle Produktionsschritte sind optimal aufeinander abgestimmt, "von der Baumwollballen-Öffnung bis zum Endprodukt, alles aus einem Guss." Die aus kompaktierten Baumwollgarnen gefertigten Stoffe präsentierten sich in gestochen scharfer Optik und Farbbrillanz, werden die Qualitätsunterschiede zum konventionellen Ringspinnverfahren skizziert. Insgesamt beziffert Brennet seine Jahresproduktion 2007 auf 1.700 Tonnen Garne, sowie auf 15 Mio. laufende Meter Gewebe.

Während der Exportanteil bei den Bekleidungsstoffen bei 50 Prozent liegt, sind es bei Bettwäsche derzeit nur 10 Prozent. "Wir agierten bisher sehr deutschlandlastig und wollen nun verstärkt im angrenzenden Ausland Fuß fassen", kündigt Hubert Gabriel, Vertriebsleiter Bettwäsche bei Brennet, eine Verkaufsoffensive an. Die Märkte in der Schweiz und den Niederlanden soll der Vertriebsassistent Julio Munoz-Gerteis betreuen. Um den österreichischen Fachhandel kümmert sich der Verkaufsleiter Süd, Reiner Stegmüller, der zudem über gute Geschäftskontakte nach Russland berichtet: "Es gibt dort kaum hochwertige Bettwäsche zu kaufen, aber die Nachfrage besteht." So bietet auch die jährliche Präsenz auf der Heimtextil-Messe in Frankfurt die ideale Möglichkeit, das Bettwäsche-Programm einem internationalen Fachpublikum vorzustellen.

Das Familienunternehmen, dessen Selbstverständnis es ist, "Tradition und Moderne zu verbinden", unterhält seit fünf Jahren ein firmeneigenes Museum auf dem Werksareal in Wehr, das der Vorstandsvorsitzende Stephan Denk mit viel Liebe zum Detail eingerichtet hat. Auf vier Stockwerken ist nicht nur die Historie von Brennet seit 1881 umfassend dokumentiert, sondern auch die Entwicklung der regionalen Textilindustrie am Hochrhein und im Wiesental dargestellt.

Petra Lepp-Arnold


Brennet - das Unternehmen

Brennet AG
79704 Bad Säckingen
www.brennet.de
Tel: 0 77 61 / 552-0

Gründung: 1881 u.a. durch Anton Denk
Geschäftsführung: Stephan Denk, Werner Ritzi, Jean-Marc Kaufmann
Gruppenumsatz: 57,2 Mio. EUR
Tochtergesellschaften: Dreiländereck Textilveredelung, Wehr
Exportanteil: ca. 50 Prozent
Mitarbeiter: 600, davon 500 bei Brennet, 100 bei Dreiländereck
Profil: vollstufiger Textilhersteller von Uni- und Buntgewebe
Produktion: Veredelung (Brennet), Garnfärberei, Weberei (Wehr), Spinnerei, Zwirnerei (Hausen).
Produktionsprogramm: Bettwäsche-Garnituren, Stoffe für Hemden, Blusen und Arbeitskleidung.


Kollektionskonzept Bettwäsche - Acht Themenwelten

"Bettwäsche zum Wohlfühlen" lautet das Motto für das neue Kollektionskonzept von Brennet. Der Textilproduzent gliedert seine "Bettwäsche-Welt" in acht Themengruppen, die jeweils ein bestimmtes Lebensgefühl repräsentieren sollen.

1. Premium: Exklusive Bettwäsche-Garnituren aus eigengefertigtem Vollzwirn in zeitlos, klassischer Dessinierung, (VK-Handel: 169 - 198 Euro), z.B. Serie Platinium.
2. Klassisches Buntgewebe: Basiskollektion in guter Qualität, zeitlose, solide Dessins im Landhausstil, auch Kinderbettwäsche (VK-Handel: 79 - 99 Euro), z.B. Serie Classic.
3. Modernes Buntgewebe: Buntgewebte Karo- und Streifenkombinationen mit Ausrichtung auf saisonale Trends. Effektvolle Ausrüstungen und Gewebeaufmachungen, darunter auch gewebter, Original Seersucker mit leichtem Raschel-Effekt. (VK-Handel: 79 - 119 Euro), z.B. Serie Lydia, Sarah, Clarissa.
4. Innovation: Buntgewebe oder Drucke mit verschiedenen Ausrüstungsvarianten, wie Outlast-Technologie zur Klimaregulierung, Silberprotect mit antimikrobieller Funktion. (VK-Handel: 89 - 129 Euro).
5. Druck: Musterentwurf im Brennet-Designstudio, externer Druck und Konfektion (Zukauf), Kombination mit modernem Buntgewebe. (VK-Handel: 89 - 129 Euro), z.B. Serie Lissabon, Pavia.
6. Lizenzen: Bettwäsche-Kollektion in Zusammenarbeit mit Lizenzgebern bekannter Modemarken.
7. Art Deco: Kurzfristige Umsetzung aktueller, künstlerischer Themen.
8. Jacquard/Damast: Eigenproduktion auf 31 Jacquard-Maschinen, bewährte Dessins und Bestseller bestimmter Epochen, z.B. 50er-Jahre, wie Serie Delta.
aus Haustex 02/08 (Wirtschaft)