MB Manfred Barfuss

Teppiche zum Wohlfühlen


Unbehandeltes Holz, selbst gebaute Stufenleitern aus Ästen, gedeckte Farben, totale Konzentration auf ein unverfälschtes Naturprodukt - statt greller Optik und quietschenden Farben und Werbebotschaften überzeugen Produktpräsentation und Shopkonzept von MB Manfred Barfuss durch eine selten gewordene Zurückhaltung. Hinzu kommt, dass der Name der Kollektion "Natur pur - Teppiche zum Wohlfühlen" glaubhaft transportiert und durch die naturbelassenen Teppiche bestätigt wird. Das Unternehmen mit Sitz im österreichischen Pottenstein unweit von Wien lässt keinen Zweifel daran, dass es zu seinem Konzept steht: "Unsere Produkte bestehen zu 100% aus Naturprodukten, sie sind weder gefärbt, noch sonst wie behandelt. Das passt in die heutige Zeit, in der das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger wird."

Als Material für seine Teppiche verwendet der gebürtige Frankfurter durchweg Pflanzenfasern wie Leinen, Brennnessel, Jute, Bananenseide, Hanf, Schur- und Baumwollqualitäten sowie Kashmirwolle. Hinter dem Verzicht aufs Einfärben der Schafschurwolle steckt nicht nur ein Umweltschutzgedanke und somit die Vermeidung giftiger Farbstoffe. Vielmehr gehen durch das Färben auch wichtige Qualitätsmerkmale dieser Fasern verloren, da: für eine haltbare Einfärbung die Wollfasern hohen Temperaturen ausgesetzt werden müssen. Dabei geht jedoch zum Teil das natürliche Lanolin (Wollfett) verloren, das bei den Tieren für die in kalten Monaten so wichtige Isolation sorgt und Wasser abperlen lässt. Diese Eigenschaften sind in der Natur Pur-Kollektion erhalten geblieben. Die Teppichfasern sind dadurch elastischer und schmutzen deutlich weniger an.

Teppichen mit komplett naturbelassenen und ungefärbten Fasern wird häufig eine gewisse optische Trostlosigkeit nachgesagt. Diese Annahme ist falsch, schließlich gibt es in der Natur weiße, braune und schwarze Schafe, deren Wolle verarbeitet wird. Farbnuancen lassen sich durch Verzwirnung der Fasern und ihre unterschiedlichen Mengenverhältnisse herstellen. Barfuss versteht es, mit den natürlichen Farben zu spielen und verleiht seinen Teppichen einen unverwechselbaren Charakter.

Die Natur Pur-Kollektion ist in die fünf Linien, Gabbeh, Nepal, Wollweiss, Flachgewebe und Pflanzenfasern unterteilt, jeweils in mehreren Preisstufen.

Gabbeh wird in Indien handgeknüpft und überzeugt durch seine Unempfindlichkeit und die Strapazierfähigkeit. In der Einstiegspreislage wird die Qualität Earth angeboten: Die handversponnene Neuseelandwolle wird in Indien verknüpft, innerhalb von drei Monaten sind alle Größen lieferbar. Aufgrund der großen Nachfrage hat Barfuss Standardgrößen auf Lager. Pro Quadratmeter werden hier ca. 54.000 Knoten geknüpft. Die Qualität Heaven ist eine etwas feinere Knüpfung (87.000 Knoten / m), bei der hochwertige Wolle aus Sardinien und Griechenland verarbeitet wird. Preislich und qualitativ sind darüber noch Natura und Ocean angesiedelt. Ocean ist der Bestseller der gesamten Kollektion und ist für indische Verhältnisse mit 192.000 Knoten / m sehr fein gearbeitet, was für eine etwas längere Lieferzeit von fünf Monaten sorgt.

Unter der Qualität Nepal bietet der Wahl-Österreicher sehr robuste, einfach gehaltene Ware an. Golpa wird aus langer, fettreicher und stark gekräuselter Wolle tibetischer Schafe in Nepal produziert. Die Wolle ist sehr dick und drei Fasern werden zusammengefasst und dann geknüpft - ein immenser Materialeinsatz. Eine Abstufung des Golpa ist Dongha, der die gleiche Wolle enthält, jedoch feiner verzwirnt und geknüpft ist. Ebenfalls abgewandelt ist Lama: Diese in Indien geknüpfte Ware enthält die gleiche Wolle wie Earth aus der Gabbeh-Qualität, allerdings in deutlich größerer Menge.

In der Wollweiss-Kollektion definiert Atlas den Preiseinstieg. Hierbei handelt es sich um eine gelungene indische Nachknüpfung des marokkanischen Berbers. Für Kunden, denen der Berber oder seine Nachknüpfung zu robust erscheint, hat Barfuss Potala mit der feinen und weichen Erstschur eines Neuseelandlamms im Sortiment: Maruni wird mit reiner Kaschmirwolle und einem Anteil reiner Seide geliefert. Dabei hat die Seide eine etwas dunklere Tönung, das Muster ergibt sich aus der unterschiedlichen Verzwirnung der Fasern.

Den Preiseinstieg bedient der Bereich Flachgewebe. Mit den schlicht dessinierten Qualitäten Tulip, Rose und Flower werden Menschen angesprochen, deren Buget beschränkt ist, die jedoch einen handgeknüpften und naturbelassenen Teppich in ihre Wohnung legen möchten.

Im Bereich Pflanzenfasern kombiniert Barfuss die Materialien gekonnt: Bei Planta wird Jute mit tibetischer Hochlandwolle verarbeitet. Die Jute fühlt sich zunächst sehr hart an, läuft sich aber weich. Dabei entwickelt Jute ein eigenes Farbspektrum, einen besonderen Glanz. Durch seinen Farbverlauf kommt Hama bei den Endkunden besonders gut an, verarbeitet werden hier Hanf und Neuseelandwolle. Eine besondere Materialkombination findet sich im in Nepal geknüpften Linea: Die geschnittenen Knüpfreihen bestehen aus Leinen, die weiße Bananenseide dient als Schlinge. Der Teppich sieht edel aus und ist strapazierfähig und pflegeleicht.

Alle Teppiche können nach Kundenwunsch in allen Formaten bis 400cm Breite und 600cm Länge ohne Aufpreis produziert werden.

Entwickelt werden Qualitäten und Dessins von Manfred Barfuss, seiner Frau Hannelore und Sohn Philipp im 50 km südwestlich von Wien gelegenen Pottenstein. Das Büro und ein kleines Lager sind dort stilecht in einer alten Schreinerei untergebracht - wo auch die Idee zum robust-natürlichen Shop-System entstand. "Das Material für das Shopsystem kommt aus heimischen Wäldern und wird hier vor Ort von einem Sägewerk vorgearbeitet und von uns direkt weiterverarbeitet", erzählt Manfred Barfuss. Den ersten Shop installierten sie Anfang 2010, doch die Barfusssche Ware kommt nicht nur in Deutschland, sondern auch Österreich, Slovenien und der Slovakei gut an - bis zum Ende des Jahres werden 80 Shops aufgestellt sein. "Richtig zur Geltung kommt die Ware ab einer Wandbreite von zwei Metern, ideal sind drei bis vier Meter", weiß Philipp Barfuss. Denn dann sind "die Holzleiter und Beispielfasern mit dabei." Über Faserpuschel aller verwendeten Materialen und Erklärungstexte erfahren die Endkunden, wie sich die Materialien unverarbeitet anfühlen und woher sie überhaupt kommen. Ein einfaches Prinzip, das gut ankommt und für Transparenz sorgt.
aus Carpet Magazin 04/10 (Sortiment)