Internationale Baumwoll-Konferenz

Bio-Baumwolle weiter im Trend

Bremen - Der Trend zu Bio-Produkten und Fair-Trade-Anforderungen gehörten zu den Topthemen der 29. Internationalen Baumwoll-Konferenz in Bremen. Vom 3. bis 4. April 2008 beschäftigten sich rund 600 Experten aus Wissenschaft, Handel und Industrie mit den aktuellen Entwicklungen des Anbaus, des Handels sowie der Verarbeitung und diskutierten neue Technologien zur Klassifizierung der Baumwollqualitäten.

Baumwolle wird in mehr als 100 Ländern angebaut, ca. 350 Mill. Menschen sind in diesem Sektor beschäftigt. Selbstverständlich ist die Vermarktung der Naturfaser im Spannungsfeld zwischen maßgeschneiderten Synthetikfasern und ihren Funktionalitäten sowie die Hervorhebung der natürlichen Eigenschaften der Baumwolle ein Thema der Zukunft, deren Trends auch auf der Konferenz vorgestellt wurden.

Die Nachfrage nach ökologisch angebauter Baumwolle ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Der Verzicht auf chemische Pestizide, genetisch veränderte Baumwollsaat und Boden schonende Fruchtwechsel-Zyklen haben aber ihren Preis: Bio-Baumwolle ist rund doppelt so teuer wie konventionell angebaute Ware. Nach wie vor wird nur in ausgewählten Projekten ein Großteil der Jahresproduktion von rund 60.000 Tonnen vor allem in Indien und der Türkei angebaut.

Im Vergleich zur konventionellen Ware mit einer Jahresernte von 25 Mill. Tonnen führt das ökologisch angebaute Pendant ein mengenmäßiges Schattendasein. Auch auf längere Sicht ist nicht zu erwarten, dass die Verhältnisse sich umkehren - dafür sind mögliche Einbußen bei der Umstellung und die verbleibenden Risiken durch die Einhaltung der ökologischen Vorgaben und der Aufwand für die Produzenten zu hoch. Eine weitere positive Entwicklung lebt von dem Einstieg des Handels in diesen Bereich, der mit einer kontinuierlichen Abnahme von Biobaumwolle und der Verarbeitung zu speziell ausgelobten Shirts oder Jeans sich zur Absatzsicherheit der Anbauer verpflichtet. Da die organisch angebaute Baumwollfaser sich chemisch nicht von der konventionell angebauten Baumwolle unterscheidet, kann diese Differenzierung vom ökologischen Anbau und zur separierten Verarbeitung bis hin zum definierten Endprodukt nur durch eine Dokumentation von Zertifikaten durch Dritte nachvollziehbar belegt werden.

Zwar ist der Markt für Bio-Baumwolle noch jung, aber schon sorgt der aktuelle Nachfrageboom laut Elke Hortmeyer von der Bremer Baumwollbörse für Ungereimtheiten am Markt: "Die Tendenz ist steigend, aber im Moment ist mehr Bio auf dem Markt, als produziert wird."

Im konventionellen Anbau konnten in den letzten Jahren durch den Einsatz von gentechnisch veränderter Baumwolle die Erträge pro Hektar beachtlich gesteigert werden, auch mit der Folge, dass Pestizideinsätze massiv reduziert wurden. Immerhin werden nach aktuellen Schätzungen rund zehn Prozent des weltweiten Pestizidbedarfs in der Landwirtschaft im Baumwollanbau verwendet.

Aufgrund der Ungereimtheiten in der Praxis und nach wie vor hoher Bestände des "Dreckigen Dutzends" von bioakkumulierenden alten Pestizidvarianten wie DDT und Lindan usw. bleiben Überprüfungen auf Pestizidreste wichtig, wie sie seit 1992 im Rahmen des Öko-Tex Standards 100 durchgeführt werden. Dr. Rainer Weckmann von den Hohensteiner Instituten in Bönnigheim stellte bei der Bremer Baumwoll-Konferenz Prüfergebnisse seiner Reihenmessungen vor: "Wichtig ist für die Verbraucher in erster Linie, dass von Textilien keine Gefahr für ihre Gesundheit ausgeht. Diese Sicherheit bieten Produkte, die nach dem Öko-Tex Standard 100 geprüft und zertifiziert wurden." Seit 1991 hat die Bremer Baumwollbörse Jahr für Jahr die verschiedensten Baumwollprovenienzen bei den Hohensteiner Instituten von ursprünglich 17 auf inzwischen ca. 60 Pestizidvariationen sowie auf Schwermetallrestgehalte, Formaldehyd und Pentachlorphenol prüfen lassen. In den letzten drei Jahren konnten bei keiner Rohbaumwollprobe Rückstände festgestellt werden, egal in welchem Land diese Baumwolle angebaut wurde.

Bei einer Öko-Tex Zertifizierung werden nicht nur Chemikalien abgedeckt, mit denen die Baumwolle beim Anbau in Kontakt gerät, sondern auch solche, die bei der weiteren Veredelung eine Rolle spielen. Dem kritischen Verbraucher empfiehlt Weckmann deshalb, auch beim Kauf von Bio-Baumwolle auf den Nachweis von Schadstoffprüfungen zu achten: "Selbst wenn fertige Produkte aus Bio-Baumwolle häufig einen rustikalen und ursprünglichen Eindruck erwecken, haben sie doch einen langen Produktionsweg durchlaufen, bei dem chemische Hilfsstoffe wie zum Beispiel beim Färben zwingend notwendig sind. Da gibt es keinen Unterschied zur herkömmlichen Ware."
aus Haustex 06/08 (Wirtschaft)