BSOT-Fortbildung

Teppich-Sachverständige auf Informationsreise

Teheran, Kish Shiraz und Isfahan waren die Stationen einer einwöchigen Informationsreise des Bundesverbandes der Sachverständigen für orientalische, handgeknüpfte Teppiche und Flachgewebe BSOT. Die 23 Teilnehmer nutzten die Reise zudem, um in kleineren Gruppen an Expertengesprächen und Konferenzen teilzunehmen. So war eine sechsköpfige Delegation ins Handelsministerium geladen, um über die Marktsituation zu beraten. Eine zweite, dreiköpfige Gruppe reiste auf die Insel Kish, um die "2nd Kish International Handmade Carpet Exhibition" zu besuchen.

Neben solchen Arbeitstreffen blieb aber auch Raum für eigene Recherchen im Basar, um aus erster Hand aktuelle Informationen über Preise, die allgemeine Marktsituation oder über Qualitätsstandards zu sammeln und ein Besuch im Schah-Palast. Im Mittelpunkt der Reise standen jedoch handgeknüpfte Teppiche der Quashquai-Nomaden. Zwei Flugstunden von Teheran entfernt, besuchte die 23köpfige Gruppe die Sush Boluki, ein Volk turkstämmiger Quashquai-Nomaden. Den Kontakt hatte Reza Zollanvari hergestellt, der auch den Abstecher in die Region organisiert hatte. Die Shish Boluki zeigten den deutschen Sachverständigen die komplette klassische Teppichproduktion, vom Scheren der Wolle, einer ausgesprochenen Männerdomäne, über das Spinnen der Wolle bis hin zum Knüpfen. Von dort ging es weiter nach Persepolis und zu den Felsgräbern von Naghshe Rostam. In Kooch erfuhr die Delegation dann näheres über das Färben der Wolle.

Der Betrieb der Gebrüder Miri, die Sherkat Saderat Ghali Ltd., gilt als Vorzeigeunternehmen. Die Färberei der Miris, deren Tradition bis in das Jahr 1820 zurückreicht, legt großen Wert auf Ökologie. Neben der Verwendung natürlicher Substanzen wie Blätter, Blüten, Wurzeln oder Essigsäure bedeutet dies ein Recycling des Wassers sowie das Ausbringen ausgekochter Farben als Dünger auf die Felder.

Letzte Station der Fortbildungsreise war schließlich Isfahan, der wohl schönsten Stadt in Iran, vielleicht sogar eine der attraktivsten der Welt. Besuche der Freitags-Moschee oder der Lotfollah-Mosche mit ihren Mosaiken und Fayencen führten den Teilnehmern noch einmal die enge Verbindung von Architektur, Kunst und dem Isfahan-Teppich vor Augen. Gespräche auf dem Basar brachten die 23 Sachverständigen schließlich noch einmal auf den neuesten Stand der Sorgen und Marktverhältnisse vor Ort.
aus Carpet Magazin 03/08 (Wirtschaft)