Pedross möchte Spitzenposition behaupten

Der Leistenhersteller investiert in neue Hallen

In etwa 5-Jahres-Rhythmen investiert der Südtiroler Leistenhersteller Pedross beträchtliche Summen in die Erweiterung der Herstellung am Hauptsitz Latsch. Die aktuellen 2,7 Mio. für neue Hallen samt Fotovoltaikanlage für den Maschinen- und Werkzeugbau sowie erweiterte Lagerkapazität werden aber das letzte Großprojekt sein. Im internationalen Wettbewerb könnte der Standort Italien seine Attraktivität verlieren.

Pedross ist ein erfolgreicher Massivholzleisten-Hersteller. Die furnierummantelte Fichtenholzleiste ist das Hauptprodukt. Es wird auftragsbezogen produziert, große Lagerflächen gibt es nur bei der deutschen Tochter Bürkle. Das Unternehmen ist gesund, auch in schwächeren Wirtschaftszeiten wird Rendite erwirtschaftet und es besteht das ehrgeizige Ziel, im Zubehörbereich von Parkett und Laminatboden weiterhin eine Spitzenposition einzunehmen. 2007 war das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte.

Standort Italien ist ein Wettbewerbsnachteil

Seitdem hat sich die ökonomische Lage verschlechtert. Und das in allen Märkten. In Spanien beispielsweise, vor anderthalb Jahren noch in Holzboden-Goldgräberstimmung, sind starke Einbrüche zu verzeichnen. "Nur weil wir zwei sehr gute Partner haben, die dort große Mengen drehen, verkaufen wir noch etwas", sagt Martin Pedross. Der Firmenchef hält nichts vom Jammern, aber er nimmt auch kein Blatt vor den Mund. An die stereotypen Erfolgsmeldungen von Unternehmen der Parkett- und Leistenbranche glaubt er nicht. Sein Unternehmen ist zu 92% vom Export abhängig, und deshalb kennt Martin Pedross die internationalen Märkte. "Osteuropa ausgenommen wächst der Markt derzeit in keinem europäischen Land. Wir liegen 2008 mit 9% unter dem Vorjahr und schreiben bis dato trotzdem ein Ergebnisplus. Unserer Branche stünde ein gewisser Realismus besser an. Konsolidierungsphasen müssen ja nicht grundsätzlich negativ sein."

Hochs und Tiefs im Fußboden- und Leistengeschäft kommen in kürzeren Zyklen. Wie viele andere Branchen auch, ist diese von weltweiten Immobilienentwicklungen und dem Geschehen an den Finanzmärkten abhängig. "Werkstoff und Rohmaterial gehören zu unseren größten Herausforderungen. Weitere Dynamik kommt von der Marktseite und kein Hersteller ist so groß, dass er den Markt bestimmen und den Ton angeben kann."

Obwohl als Familienunternehmen in Südtirol verwurzelt, hält sich Pedross weitreichende unternehmerische Entscheidungen offen. "Die Gesamtsteuerquote in Italien ist mit 65% die höchste in Europa", sagt Martin Pedross. "Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil. Im Grunde genommen sind wir ein privatwirtschaftlich geführter Staatsbetrieb und deshalb wird unsere aktuelle Investition die letzte am Südtiroler Standort sein." Eine zukünftige Verlagerung der Produktion in Länder wie Österreich schließt er nicht aus.

Mit 800 Profilen und 80 Holzarten in die Zukunft

Pedross ist ein gewinnorientiertes Unternehmen und geht Preiskämpfen bewusst aus dem Weg. "Dürre Äste abschneiden und das Geschäft auf breite Schultern verlagern" lautet die Devise in Zeiten schwächelnder Konjunktur. Vor allem aber hilft eine rechtzeitige Ausrichtung auf neue Märkte und die Bereitstellung eines vielseitigen Produktprogramms, Talsohlen zu überstehen. "Wir verfügen international über sehr starke Partner, die wir mit Geduld ausgewählt haben", nennt Martin Pedross einen nicht zu unterschätzenden Aspekt sorgfältiger Vertriebsstrategie.

Vorausschauendes Unternehmertum trägt Früchte. Bei Pedross ist das ein vor drei Jahren gestartetes Produktionsverbesserungsprogramm und auch der Aufbruch in Märkte wie Indien, Dubai und Abu Dhabi hat zu zukunftsträchtigen Projektaufträgen geführt. Mit großer Produktvielfalt sind die Südtiroler in der Lage, die nationalen Bedürfnisse in aller Welt abzudecken. Mit 80 Holzarten, rund 200 verschiedenen Oberflächen und über 800 Profilquerschnitten erreicht Pedross eine umfassende Penetration internationaler Märkte. "Wir können jedem Kunden in jedem Land bieten, was er braucht", verspricht der Geschäftsführer der Pedross-Tochter Bürkle, Dr. Ulrich Wallnöfer. Die Produktionsmenge von 40 Mio. lfm und 3 Mio. qm verarbeitete Furniere sind der jährliche Beweis.

Deutschland, Österreich, Schweiz, England, Spanien sind die wichtigsten von gut 50 Märkten, in die Pedross liefert. Über ein Key Account Management System mit lediglich 8 Verkaufsmitarbeitern wird in aussichtsreichen Schwellenländern an einem langfristigen Partnermodell mit nationalen Distributeuren gefeilt. Ein internationales Vertriebsbüro akquiriert für Pedross vom österreichischen Innsbruck aus außereuropäische Märkte.

Pedross sieht selbst in Europa nach wie vor großes Potential. In Deutschland wenden sich die Produkte an den professionellen Verleger, aber auch im hochwertigen Baumarktbereich sind die Südtiroler vertreten. In diesem Segment verfolgt man mit Sorge den Preiskampf und die Trennung der Leisten von der Fußbodenpräsentation. "Wir haben im Vertrieb lieber eine Kombination von Boden und Zubehör", sagt Dr. Wallnöfer. Deshalb gibt es langfristige Kooperationen mit Industrie- und Großhandelspartnern. In Baumärkten sieht das Unternehmen Optimierungsmöglichkeiten. "Der Endverbraucher will keine unüberschaubare Vielfalt, sondern etwas Einfaches und Verständliches."

Clevere Lösungen

In den vergangenen acht Jahren hat sich das Pedross Produktprogramm verfünffacht. Neben der international notwendigen Vielfalt an Profilen gibt es den Drang zur Vereinfachung und zu cleveren Lösungen. Eine davon ist Combistar, ein multifunktionales Bodenprofilsystem auf der Basis von Flüssigholz, das Übergänge von 14-21 mm und Höhen von 7-15 mm im unteren und 12-25 mm im oberen Bereich ausgleichen kann.

Clipstar heißt die zweite Produktentwicklung der jüngeren Vergangenheit. Es ist ein patentiertes Push&Press Clipsystem zur unsichtbaren Befestigung aller Pedross-Sockelleisten von 40-100 mm Höhe und 14-22 mm Dicke.

Bleibt noch Stepstar, die variable Treppenkante mit furniertem Deckprofil aus Flüssigholz auf einer Aluminiumschiene. Dieses stabile Profil passt sich der Bodenhöhe von 7-18,5 mm flächenbündig an.

Pedross will nicht als reiner Leistenhersteller, sondern als Komplettlöser verstanden werden. "Wir bieten für jeden Fußbodenbelag, egal ob Laminat-, Kork-, Furnier- und Mehrschichtparkett das passende Zubehör, wobei der Laminatanteil im Moment noch einen kleineren Bereich darstellt", sagt Dr. Wallnöfer. Wichtiger ist optimierter Service, der etwa Private Label Produktionen, die Bereitstellung kleiner Losgrößen und eine Erhöhung der Lieferhäufigkeit durch internationale Experten in der Spedition beinhaltet. Das Lager der 2006 zugekauften deutschen Tochter Bürkle in Frankenthal ist mit 1,3 Mio. lfm. eines der größten Leistenlager Europas. Hier hat Pedross in den vergangenen zwei Jahren neustrukturiert und kann, nach eigenen Angaben, für Deutschland die gleiche unternehmerische Kontinuität gewährleisten, die das familiengeführte Unternehmen in Südtirol stark macht.


Pedross

Karl Pedross AG/S.p.A.
Industriezone
39021 Latsch/Laces, Italien
Tel. +39 0473 722200
Fax +39 0473 722300
E-Mail: info@pedross.com
www.pedross.com

Inhaber: Martin Pedross
Mitarbeiter: 168
Produktion: 40 Mio. lfm Leisten, Profile
aus Parkett Magazin 05/08 (Wirtschaft)