Stephan Fichtenmaier über Shopdesign

Shop-Design vom Profi

Das Einkaufsambiente spiegelt das Leistungspotenzial eines Fachgeschäfts wider. Umso wichtiger ist es, im Verkaufsraum die perfekte Verbindung von Gestaltung und Funktionalität zu schaffen. Ziel: Das Produkt soll erlebbar werden. BTH Heimtex sprach mit Stephan Fichtenmaier von Fichtenmaier Shopdesign über neue Konzepte für den Fachhandel und über die Möglichkeiten, wie das eigene Ladengeschäft die maximale Wirkung entfalten kann.

BTH Heimtex: Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von Shop-Systemen?

Fichtenmaier: Leider kann man bei vielen Herstellern nicht wirklich von einem ganzheitlichem Shop-Konzept sprechen. Viele "Shops" reduzieren sich auf den reinen Ladenbau. Für ein "Rundum-Sorglos-Paket" benötigt man jedoch weitere Bausteine: etwa bestimmte Marketinginstrumente (Directmailings, Flyer, Visual Merchandising), individuelle Finanzierungsangebote, bessere Einkaufskonditionen oder sogar eine Premium-Kollektion, die nur den Shopkunden vorbehalten ist. Ein Beleuchtungskonzept und die passende Bodengestaltung sollte ebenfalls Bestandteil eines ganzheitlichen Shopsystems sein. Wenn das alles in einem Paket gebündelt ist, kann der Shopnehmer durchaus von dem Know-How seines Lieferanten profitieren.

BTH Heimtex: Führt so etwas direkt zu Umsatzsteigerungen? Oder Imageverbesserung?

Fichtenmaier: In den meisten Fällen haben wir eine Umsatzsteigerung von bis zu 30% generieren können, in Einzelfällen sogar mehr. Das hängt aber auch damit zusammen, dass der Shopnehmer in der Regel die Einrichtung über seine Umsätze amortisiert und auch die Werbekostenzuschüsse oft vom Umsatz abhängen. Das bringt den Händler dazu, die Kollektionen der anderen Lieferanten im Regal stehen zu lassen.

Eine Imageverbesserung lässt sich nur dann erzielen, wenn die Kompetenzaussage des Shops und die Aussage der Werbemittel mit der eigenen Unternehmensphilosophie harmonieren. Dann sind auch insgesamt höhere Umsätze in diesem Sortiment zu erreichen.

BTH Heimtex: Verändert sich vielleicht sogar die Kundenstruktur?

Fichtenmaier: Das hängt von dem jeweiligen Lieferanten oder dem Produkt ab. Wenn es ein neues Produkt oder ein Produkt eines anderen Genres ist, kann man sicher neue Kunden gewinnen. In der Regel ist aber der Fachgeschäftskunde in derselben Zielgruppe zu suchen.

BTH Heimtex: Wie sollte eine optimale Inszenierung mit Shop-Systemen aussehen, damit mein Ladengeschäft seine maximale Wirkung entfaltet?

Fichtenmaier: Bei kleineren, inhabergeführten Fachgeschäften des gehobenen Genres bis etwa 300 qm Verkaufsfläche sollte der Einsatz von Shopkonzepten gut überlegt werden. Denn diese Geschäfte haben oft eine sehr hohe persönliche Beziehung zu ihren Kunden. Diesen Händlern rate ich, lieber ihre eigene Identität zu stärken und den eigenen Namen zur Marke zu machen, als sich mit Firmennamen zu schmücken: Der Endverbraucher kennt diese Namen in der Regel nicht und legt von sich aus keinen großen Wert darauf, von welchem Hersteller das Produkt kommt. Die meisten Produkte sind ja mittlerweile schon in Baumärkten und Möbelhäusern zu finden, sodass die kleinen Geschäfte dem Wettbewerb mit diesen Häusern ausgesetzt sind.

Auch die Anzahl der Shops sollte angemessen sein. Wenn sich ein Händler mit einem Lieferanten hundertprozentig identifizieren kann und voll hinter dem Produkt steht, kann er dieses Produkt auch glaubwürdig vertreten und gut verkaufen. Wenn er aber gleich mehrere Shops eines Sortiments hat, leidet die Glaubwürdigkeit: Die Individualität, auf die der Raumausstatter hohen Wert legen sollte, ist dann nicht mehr gewährleistet. Als Hauptzielgruppe für Shopkonzepte sehe ich die größeren Geschäften, Märkte und Möbelhäuser. Diese Häuser sind die reinste Spielwiese für die Hersteller. Hier gibt es in der Regel viel Platz und die Markenaussage hat einen höheren Stellenwert, da die persönliche Beziehung nicht so ausgeprägt ist wie in den kleineren Fachgeschäften.

BTH Heimtex: Wie sollte die Optik, die Inszenierung der Ware aussehen?

Fichtenmaier: Weniger ist mehr! Das ist immer noch das oberste Credo für eine emotionale Warenaussage. In Zeiten der Reizüberflutung sollte man den Kunden nicht überfordern und ihn beim Einkaufen dem Stress des Alltags entfliehen lassen. Die Zeit der überfüllten Regale sollte vorbei sein. Überhaupt bietet es sich an, statt eines Regals auch mal hier und da eine Deko-Insel oder ein großformatiges Lifestyleposter zu installieren.

Gerade in Deko- und Haustexsortimenten wird die Ware heute nach Themen auf Stapeltischen präsentiert. Das Basissortiment im Regal sollte man auf ein Mindestmaß reduzieren.

BTH Heimtex: Was ist derzeit "in"? Also: Was liegt im Trend bezüglich Farben, Materialien und Licht?

Fichtenmaier: Ich werde oft nach einem Trend gefragt und gebe immer zur Antwort: Entweder gibt es zurzeit keinen Trend, oder es sind hunderte Erlaubt ist, was gefällt!

So ist zum Beispiel Retrodesign immer noch sehr angesagt: die 60er mit streifigen Edelhölzern wie Makassar oder Zebrano, kombiniert mit Hochglanzchrom. Oder die 70er mit poppigen Farben und schrillen Accessoires. Schwarz-weiß ist auch ein Trend, insbesondere in den Shops der Bekleidungshersteller.

Der Ladenbau reduziert sich immer weiter auf das Wesentliche; die stimmungsvollen Details finden sich eher im Hintergrund: So sind derzeit Steinwände voll im Trend - entweder als Kunstpaneel oder als echter Naturstein. Indirekte Beleuchtungen hinter der Ladenbauwand, in Nischen, oder in der Decke sind ebenso beliebt wie lackierte Oberflächen in Hochglanz-Optik.

In Sachen Licht gehen wir übrigens immer mehr dazu über, die Grundbeleuchtung zu reduzieren und die Ware gezielt mit Spots in Szene setzen. Dabei spielen das Leuchtmittel und die Lichtfarbe auch eine sehr große Rolle.

Alles in Allem sollte nur darauf geachtet werden, dass eine Einrichtung und ein Stil konsequent bis ins Detail durchgeplant werden. Je konsequenter ein Stil verfolgt wird, umso erfolgreicher wird er sein.
aus BTH Heimtex 07/08 (Wirtschaft)