Euratex

Europas Textil-industrie steht vor großen Herausforderungen


Derzeit vertritt der Verband der europäischen Bekleidungs- und Textilindustrie (Euratex) etwa 160.000 Unternehmen mit ca. 3 Mio. Beschäftigten in den 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und der Türkei (EU-27). Der Anteil der Haus- und Heimtextilien liegt dabei etwa bei einem Drittel.

Bereits vor Eintritt der aktuellen Krise litt die Branche unter den Auswirkungen der Globalisierung. Zwar hatte diese nicht nur die Verlagerung von Produktionsstätten in kostengünstige asiatische Staaten zur Folge, sonder es entstanden im Gegenzug auch neue Absatzmärkte für die exportstarke Region Europa. Aber schon Anfang 2008 verlangsamte sich das Exportwachstum der europäischen Hersteller, das Auftragsvolumen für Textilien aus Europa fiel von Januar bis Oktober 2008 um 7,3 %.

2009 wird daher für die europäische Textilindustrie ein Jahr besonders großer Herausforderungen. Der neue Euratex-Präsident Dr. Peter Pfneisl beleuchtete auf der Frankfurter Heimtextil die Risiken und Chancen, die sich für die Branche aus der aktuellen Krisensituation ergeben.

Produkte für Heim und Haus würden insbesondere dann gekauft, wenn die Nachfrage nach neuen Immobilien steigt, so Dr. Pfneisl. Da dies momentan nicht gegeben sei, müsse den Konsumenten von Seiten der Politik aber auch der Medien trotz wirtschaftlicher Krise eine positive Zukunftsperspektive gegeben werden. Mit dem neu geschaffenen Vertrauen steige die Bereitschaft, das nach wie vor vorhandene Geld in neue Wohntextilien zu investieren.

Zu einer Ankurbelung der Nachfrage im Objektbereich könnten auch die Konjunkturprogramme der europäischen Regierungen beitragen. Diese zielten zu einem großen Teil auf den Bau- und Renovierungssektor. Allerdings sei es dringend notwendig, dass der Textilindustrie von den Banken und Kreditinstituten ausreichende Finanzmittel zur Verfügung gestellt würden, um die notwendigen Vorfinanzierungen auch bewerkstelligen zu können. Dass die gegenwärtige Situation nicht die erste Krise ist, die die Textilindustrie durchzustehen hatte, wertet der Euratex-Präsident als Vorteil. Schließlich sei es der Branche auch in der Vergangenheit gelungen, sich durch Innovationen und Steigerung der Produktivität fit für den veränderten Wettbewerb zu machen. Zwar werde die Textilindustrie meist als erste Branche von Krisen betroffen, jedoch sei sie auch diejenige, die als erste aus dem Wellental herauskomme.

Bei der Bewältigung der anstehenden Probleme helfe die vor vier Jahren gegründete Technologieplattform der Euratex. Mit ihrer Hilfe sollen spezialisierte und auf individuelle Kundenwünsche zugeschnittene Produkte entwickelt und der Einsatz von Textilien in neuen Anwendungsbereichen gefördert werden. Darüber hinaus wird die Forschungsförderung der EU in die für die Industrie wichtigen Bahnen gelenkt.
aus BTH Heimtex 02/09 (Wirtschaft)