Baumer Inspection/Fill

Fehlstellen im Holz automatisch beseitigen spart Rohstoff


Die Ressource Holz wird knapper. Immer jüngere und schnell wachsende Baumsorten müssen genutzt werden. Sie weisen oft eine Überzahl von Ästen, Rissen und zahlreiche Harzgallen auf. Auch der rabiate Transport des jungen Stammholzes trägt zu Beschädigungen bei. Doch durch geschickte Kombination von Bildverarbeitung, Expertensystemen, Textursynthese und NC-Automaten lassen sich Produktionsverfahren entwickeln, mit denen Holzflächen nach der bewährten Krisenregel "Nicht wegwerfen, sondern reparieren" gerettet werden können.

Die handwerkliche Reparatur der Platten oder Lamellen ist zeitaufwändig. Es gibt zwei traditionelle Verfahren. Zum einen werden nach dem Ausbohren und Säubern der Fehlstellen mit Handfräser/-bohrer und die Öffnungen durch Einschlagen von runden oder elliptischen Dübeln verstopft. Zum anderen können Risse und Löcher mit einem 1K- oder 2K-Spachtel gespritzt oder gespachtelt werden.

Das manuelle Ausbessern hat mehrere Nachteile. Aufgrund der nur ungefähren Anpassung der Spachtelfarbe lässt sich die verfüllte Stelle visuell kaum verstecken. Bei Hölzern mit schlechter Qualität und 10 und mehr Fehlern pro m ist das Verfahren personal- und zeitintensiv und bei der Verwendung schnell trocknender 2K-Spachtel teuer. Kosten, wie verbrauchte Spachtelmassen und Dübel pro Auftrag, werden nicht automatisch erfasst. Eine objektive Dokumentation der Qualität vor und nach dem Ausbessern gibt es nicht.

Aufbauend auf dem Kamera-basierten Inspektionssystem "Colour Brain", das seit Jahren in der Laminatboden- und Möbelindustrie angewandt wird, hat Baumer zusammen mit dem österreichischem Hersteller von Automatisierungssystemen, Fill aus Gurten, ein System zum Erkennen und Reparieren von flachen Holzprodukten wie Parkettplatten, Mehrschicht-Paneele, Sperrholzplatten, Arbeitsplatten und mehr entwickelt.

Dabei scannt ein multisensorielles Inspektionssystem von Baumer die auszubessernde Platte im Durchlauf ein- oder beidseitig und erstellt eine digitale "Landkarte" von Lage und Art der Fehlstellen. Anschließend analysiert eine Software die Fehlstellen-Landkarte und erzeugt daraus ein "optimales" NC- Programm zur Ansteuerung der CNC-Portale der Reparaturanlage. Die Anforderungen: Trotz hoher Geschwindigkeit soll sowohl die physikalische als auch die ästhetische Qualität der nachgebesserten Platte möglichst hoch sein. Die ausgebesserten Stellen sollen zur Holzmaserung passen und möglichst unauffällig sein. Der Spachtelverbrauch wird vom Scanner automatisch ermittelt.

Nun übernimmt eine Hochleistungs-Ausbesserungsanlage von Fill das vollautomatische Reparieren der Platte, fräst Rindeneinschlüsse und lose Äste aus und säubert Fehlstellen. Anschließend folgt das Einpressen von Dübeln und Schiffchen oder das Einbringen von Hotmelt oder 1K- oder 2K-Spachtel.

Ein solch vollautomatisches System arbeitet bereits seit etwa einem Jahr in der Fertigung von stabgeleimten Arbeitsplatten bei einem österreichischen Hersteller. Die Leistung der Anlage beträgt bei 5x2 m großen Arbeitsplatten mit rund 30 Fehlstellen pro Seite etwa 40 Platten/h. Das System ist in der Lage, jeden Produktionsschritt zu dokumentieren und die Daten in einem Qualitätsmanagement zu sammeln. Das gibt dem Produktionsleiter Informationen über die gegenwärtige Produktivität, die Prozess-Stabilität, erzeugte Qualitätsklassen, die Qualität der Vorprodukte und lieferbare Mengen.

In Zukunft wird das "Flickwerk" sogar noch besser. Baumer Inspection arbeitet derzeit an einem Verfahren, die Fehlstellen durch lokale Nach-Dekoration mit Tintenstrahldruck zu "tarnen". Aus der mit Kameras aufgenommenen Maserung und Farbe der Umgebung der Reparaturstelle werden über automatische Textursynthese-Verfahren passende Muster erzeugt und auf die reparierte Stelle gedruckt. Damit lassen sich insbesondere bei teuren Hölzern wie Parkettlamellen und Stäben hohe Wertsteigerungen erreichen.
aus Parkett Magazin 05/11 (Sortiment)