Persian Handmade Carpet Exhibition, Teheran/Iran

Preise auf neuem Hoch, kaum Warenbewegung


Ende August fand in der iranischen Hauptstadt Teheran die 17. Auflage der Handmade Carpet Exhibition statt. Nach Angaben der veranstaltenden Messegesellschaft kamen rund 400 Aussteller und belegten eine Hallenfläche von rund 20.000 Quadratmetern. Rund 500.000 verschiedene Stücke sollen im Angebot gewesen sein. Mit diesem Ergebnis zeigten sich die Organisatoren zufrieden, was aber nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass die Messe an Bedeutung für den internationalen Teppichhandel verloren hat.

Fakt ist, dass sich ein sehenswerter und repräsentativer Querschnitt der iranischen Teppichproduktion auf der Messe präsentiert. Wer ernsthaft einen Überblick sucht, konnte ihn in Teheran auch finden. Ebenfalls Fakt ist aber auch, dass es nur noch sehr wenige internationale Einkäufer gibt, die die Messe nutzen. Die Ursache für diesen Rückgang dürfte zum Großteil in der Marktsituation zu finden sein: Vor allem wegen der hohen iranischen Inflationsrate steigen die Abgabepreise aller persischen Teppiche seit Jahren rasant an; gleichzeitig sind jedoch rückläufige Absätze in den europäischen Märkten zu verzeichnen.

Einer Statistik des Handelsministeriums zufolge produzierte der Iran im Jahr 2007 insgesamt 5,5 Millionen Quadratmeter Teppiche, die zu zwei Dritteln in den Export - vor allem nach Deutschland, in die USA sowie die Vereinigten Arabischen Emirate - wanderten. Auf diese Weise konnten insgesamt 1,4 Milliarden US-Dollar erlöst werden - vor fünf Jahren wies dieser Umsatz jedoch noch knapp die dreifache Höhe auf.

Hält man sich vor Augen, dass die Teppichproduktion vor allem für die Bevölkerung in den zahlreichen Dörfern der ländlichen Provinzen im Iran von hoher existenzieller Bedeutung ist, so wird nicht nur die soziale Sprengkraft dieser Entwicklung, sondern vor allem auch ein akuter Handlungsbedarf deutlich. Eine Umkehr dieser negativen Entwicklung des Teppichexports soll nach Angaben des Handelsministeriums und der Messegesellschaft vor allem mit der stärkeren Orientierung der iranischen Teppichproduktion an den Bedürfnissen des europäischen Marktes erreicht werden, ohne dabei jedoch auf die traditionellen persischen Elemente zu verzichten.

Doch zurück zur Messe selber. Neben dem angesprochenen Rückgang der Einkäufer - die überwältigende Mehrheit der Besucher waren private Interessierte - fiel auf, dass immer weniger Kommerzware zu finden ist. Beide Trends waren auch im letzten Jahr schon zu erkennen, waren aber 2008 noch ausgeprägter. Mengenmäßig die größte Ausstellungsfläche nahmen zwar die zahlreichen Täbris-Produktionen ein, aufgrund ihrer hohen Preise war hier jedoch nur verhältnismäßig geringes Ordervolumen zu verzeichnen. Besonders die Preise für Täbris haben eine Dimension erreicht, die einen Weiterverkauf stark behindern. Grund für diese außergewöhnliche Preisentwicklung ist die starke Nachfrage nach Täbris im Iran selbst. So wundert es auch nicht, dass im Iran selber Täbris in anderen Provenienzen nachgeknüpft wird.

Aktuell fiel in den Messehallen in diesem Jahr eine Änderung der Farbwelten in der Isfahan-Produktion auf: Neue Exponate wiesen oft braune oder beige Farbstellungen auf oder wurden auch Ton-in-Ton präsentiert.

Standort der Fachausstellung war das im Norden der Stadt gelegene internationale Messe- und Ausstellungsgelände, auf dem die größte und bedeutendste Teppichmesse des Landes 2008 aber eventuell zum letzten Mal Station machte. Hintergrund dieser oft gehörten Spekulationen sind Überlegungen vor Ort, das Messegeschehen in den Süden Teherans zu verlegen - und damit näher an den Flughafen heran, was für Aussteller und Besucher eine kürzere Anreise und eine bedeutend einfachere Logistik bedeutend würde. Wichtigstes Ziel für die nächsten Jahre ist es die Messe wieder interessant für die Einkäufer der wichtigsten Absatzmärkte zu machen. Um das zu erreichen, muss aber auch der iranische Teppich selber wieder interessanter für diese Märkte werden. Der vielversprechendste Ansatz dafür ist sicherlich, die Farben und produzierten Größen den Marktbedürfnissen behutsam anzupassen.
aus Carpet Magazin 01/09 (Wirtschaft)