BTE-Appell

Kein Online-Wettbewerb der Lieferanten


Köln - Mitte Juni kam das BTE-Präsidium unter der Leitung von Steffen Jost zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammen. Dabei wurde konstatiert, dass das Geschäft im Textil- und Modehandel in den ersten fünf Monaten schwierig war. Viele mittelständische Fachgeschäfte dürften einige Prozentpunkte unter dem Vorjahr liegen, lediglich größere Häuser konnten im Schnitt den Umsatz halten. Zudem wird ein zunehmend extensiver Gebrauch des Marketinginstruments "Räumungsverkauf" beobachtet.

Kritisch bewertet das BTE-Präsidium die zunehmende Konkurrenz durch Internet-Shops der Lieferanten. Besonders allzu frühzeitige Reduzierungen im Web-Shop einer Marke setzen die Fachhändler schon zu Zeiten unter Druck, zu denen sie oftmals noch regulär verkaufen können. Als Beispiel wurden die neuen Online-Shops von Boss und Esprit genannt, wo entsprechende Ankündigungen auch Preisnachlässe von Fachhändlern erzwungen haben.

Das BTE-Präsidium appelliert deshalb an die Industriepartner mit eigenem Webshop, ihre Ware dort nicht zeitlich vor dem stationären Fachhandel im Preis zu reduzieren. Statt ein die Marke schädigendes Preismarketing im Internet zu betreiben, sollten sich die Lieferanten lieber um eine bessere Kommunikation mit ihren Handelspartnern mit der Folge einer genaueren Mengensteuerung bemühen. Denn durch eine Verbesserung der Informations- und Entscheidungsprozesse in der textilen Kette lassen sich die Sortimente detaillierter der Nachfrage anpassen und so die Abschriften senken. Vorbild sind hier nach wie vor die rein vertikal arbeitenden Ketten.

Kritisiert wurde im BTE-Präsidium zudem die Trittbrettfahrer-Mentalität einiger Filialunternehmen, wenn es um die Finanzierung von lokalen Gemeinschaftsaktionen geht. Tatsächlich profitieren manche Ketten mitunter überdurchschnittlich von Aktionen, ohne dafür einen finanziellen Beitrag zu leisten. Da viele erfolgreiche Maßnahmen und Events von Werbe- und Citygemeinschaften gerade in diesem Jahr ohne eine breite Unterstützung des gesamten lokalen Handels vor dem Aus stünden, appelliert das BTE-Präsidium an die Zentralen der sich bislang zurückhaltenden Ketten, künftig auch ihren Obolus zur Finanzierung zu leisten.

Kontrovers diskutiert wurde im BTE-Präsidium die Zukunft der Messelandschaft. Während der junge Markt über die Berliner Veranstaltungen gute Impulse erhält, fehlt dem Modehandel für viele andere Bereiche derzeit ein konzentrierter Marktüberblick. Stattdessen kommt es in Teilbereichen über neue Kleinveranstaltungen sogar zu einer weiteren Zersplitterung der Messelandschaft. Das kostet den Handel unnötig Zeit und Geld. Neben Berlin sieht das BTE-Präsidium primär Düsseldorf mit seinen zahlreichen Showrooms und der CPD als Taktgeber als zentralen Arbeits-Standort des Modehandels. Das BTE-Präsidium hofft, dass die CPD durch die bereits getroffenen Veränderungen, wie z.B. die Kooperation mit der munichfashion.company für die progressive DOB, eine gute Entwicklung nehmen wird.
aus Haustex 08/09 (Wirtschaft)