Bremer Baumwollbörse

Aktivitäten im In- und Ausland

Bremen - Am 26. Juni 2009 hielt die Bremer Baumwollbörse ihre 134. ordentliche Generalversammlung im 136. Geschäftsjahr ab. Unter Vorsitz von Präsident Lüder Vollers nahmen die Mitglieder den Bericht des Vorstands für das Geschäftsjahr 2007 entgegen. Präsident Vollers informierte über die Aktivitäten der Börse im In- und Ausland, die Arbitrage wie auch die Schiedsgerichtsbarkeit.

Er betonte insbesondere die im Berichtsjahr erneut erfolgreiche Lizenzierung des Internationalen Baumwollzeichens. Bis Ende 2007 haben seit Vergabebeginn im Herbst 2006 46 Einzelfirmen direkt oder über Konzernverbände eine Lizenz für das Zeichen erhalten. Das Zeichen kann jetzt auch bei der Kennzeichnung von Isolationsmaterialien, Taschen, Garnen, Fäden, Webstoffen und Textilwaren, Kleidungsstücken und Bodenbelägen aus reiner Baumwolle eingesetzt werden. Die Bremer Baumwollbörse kam damit insbesondere einem Wunsch der Textilhersteller und Textileinzelhändler nach.

Präsident Vollers berichtete des Weiteren über die von der Börse regelmäßig in Auftrag gegebenen Schadstoffanalysen, die auch auf der neuen Internetseite detailliert dargestellt sind. Diese Untersuchung wurde auch im Berichtsjahr durchgeführt und bestätigte erneut, dass Rohbaumwolle nach ÖkoTex Standard 100 schadstofffrei und damit gesundheitlich unbedenklich ist. Die Prüfungen werden vom Forschungsinstitut Hohenstein nach ÖkoTex Standard 100 durchgeführt. Nach Auffassung des Vorstands sind diese Untersuchungen nach wie vor wichtig, da auch im Berichtsjahr wieder verstärkt beobachtet werden konnte, wie Hersteller so genannter Öko- oder Biobaumwolle massiv und in der Regel mit falschen Angaben gegen konventionell produzierte Baumwolle zu Felde ziehen.

Deutsche Baumwollsituation

Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie befindet sich seit über 30 Jahren in einem nachhaltigen Strukturwandel, der mit einer relativen Verschlechterung ihrer Position sowohl auf dem Weltmarkt für Textilien und Bekleidung als auch im Vergleich zu anderen Branchen im Inland einherging. Die Zahl der Unternehmen und Beschäftigten ist seit Jahren rückläufig.

Als Reaktion auf die zunehmende Importkonkurrenz hat die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie frühzeitig damit begonnen, ihre Exporte auf neue Absatzmärkte außerhalb der EU auszudehnen, um von der durch das ATC eingeleiteten weltweiten Öffnung der Textil- und Bekleidungsmärkte und der weltweit steigenden Zahl zahlungskräftiger Konsumenten zu profitieren. So ist es ihr gelungen, in den letzten 38 Jahren ihre Exportquote (Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz) von 10 Prozent (1970) auf 43,2 Prozent (im ersten Halbjahr 2008) zu erhöhen. Ihr Gesamtanteil am Export der gewerblichen Wirtschaft betrug im ersten Halbjahr 2008 rund 2,1 Prozent.

Im internationalen Vergleich belegt (gemessen am Wert) Deutschland Platz 4 nach China, Hongkong und Italien beim Export von Textilien und Bekleidung. Beim Import von Textilien und Bekleidung nimmt Deutschland die 2. Stelle hinter den USA ein. Die mittelständisch strukturierte deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist nach dem Ernährungsgewerbe die zweitgrößte Konsumgüterbranche in Deutschland. Mit ca. 9,7 Mrd. Euro Umsatz betrug ihr Anteil am Umsatz des verarbeitenden Gewerbes im ersten Halbjahr 2008 rund 1,2 Prozent.

Von der Textil- und Bekleidungsindustrie hängen direkt und indirekt Arbeitsplätze in anderen Industriezweigen ab; sie ist z.B. Zulieferer für die Fahrzeug-, Pharma- und Bauindustrie im Bereich der technischen Textilien und nimmt die Leistungen anderer Industriezweige in Anspruch (z.B. Maschinenbau, chemische Industrie). Inzwischen haben die technischen Textilien, denen künftig das größte Wachstumspotenzial beigemessen wird, einen Marktanteil von über 40 Prozent erreicht. Sie machen die Textilindustrie unabhängiger gegenüber kurzfristigen Nachfrageschwankungen im modischen Bereich.

Das Jahr 2008 lief erwartungsgemäß für die Branche enttäuschend. Für alle Kernindikatoren wurden hierbei teils erhebliche Rückgänge berichtet. Insgesamt lagen die Umsätze mit 4,2 Prozent unter den Vorjahreswerten. Die Textilsparte berichtet hierbei über einen stärkeren Rückgang (-4,7 Prozent) als die Bekleidung (-3-5 Prozent), die im Dezember von einer kurzfristigen Geschäftsbelebung profitierte. Insgesamt schloss das Jahr 2008 mit -5 Prozent im Vergleich zu 2007 ab. Beide Sparten fuhren die inländische Produktion in 2008 um insgesamt 7,2 Prozent zurück. Insbesondere die Bekleidung berichtete einen signifikanten Rückgang von 16,7 Prozent, Textil dagegen fertigte 4,2 Prozent weniger Waren im Inland als in 2007. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr 2008 3,8 Prozent weniger Mitarbeiter beschäftigt. Die Erzeugerpreise stiegen in der Textil- und Bekleidungsbranche im Jahr 2008 um 1,5 Prozent für Textil und um 1,1 Prozent für Bekleidung.

Auch die Ausfuhren entwickelten sich rückläufig. Insgesamt wurden im Jahr 3,9 Prozent weniger Waren ausgeführt als im Jahr zuvor. Im Dezember beschäftigte die Branche insgesamt 97.032 Mitarbeiter, was einem Rückgang von 4,9 Prozent zum Vorjahr entspricht. Dabei stellte Textil einen Anteil von 65.159 (-4,6 Prozent) Beschäftigten, Bekleidung 31.873 (-5,5 Prozent). Der Branchenumsatz erreichte im Berichtsjahr 19 Mrd. Euro und war damit um 4,2 Prozent rückläufig. Der Auftragseingang entwickelte sich von Januar bis Dezember 2008 um 5 Prozent rückläufig. Die Produktion ging im Jahresverlauf 2008 um 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.
aus Haustex 08/09 (Wirtschaft)