Wer macht den Anfang?

Mehrschichtparketthersteller für neuen Klebstoff gesucht


Das Schweizer Unternehmen Nolax hat einen Klebstoff entwickelt, der für die Produktion von Mehrschichtparkett nur die Hälfte der konventionellen Presszeit benötigt. Jetzt wird ein Hersteller gesucht, der dieses Verfahren in einem Pilotprojekt unter realen Bedingungen testen will.

Bisher ist das Ganze noch eine Fallstudie. Allerdings eine, die im Labor und auch schon auf einer kontinuierlichen Presse Costa Righi Kontakt 450 getestet wurde. Es geht um einen neuen Klebstoff. Lignofast heißt er und er braucht nur die halbe Zeit wie bisherige 1K-PUR, Hotmelts oder PVAc Klebstoffe, um Zwei- und Dreischichtparkett in Durchlaufpressen zu verkleben. Das behauptet die entwickelnde Firma Nolax aus Sempach Station in der Schweiz, ein Unternehmen der Collano-Gruppe. Lediglich 15 Sekunden Presszeit, heißt es, reichen Lignofast. Damit ist der Klebstoff doppelt so schnell wie die Konkurrenz und verdoppelt auch den Vorschub in einer kontinuierlichen Presse auf 30 m/Min.

Lignofast ist ein formaldehydfreier 2K-PUR-Polyurea Klebstoff und hat sein chemisches Vorbild in Beschichtungen von Dächern und Schwimmbädern. Das 100% Festkörpersystem vernetzt in sehr schneller Reaktion - und vor allem kalt. Das bedeutet: Lignofast bringt weder Wärme noch Wasser ins Holz und kann selbst bei relativ niedriger Umgebungstemperatur verarbeitet werden. Zusätzlich zur Kapazitätsverdoppelung werden also noch Heizkosten und Konditionierungslager gespart.

Damit Lignofast zur Anwendung kommen kann, bedarf es zwei weiterer Komponenten in der Parkettlinie. Für den Sprühauftrag zuständig ist eine Dosieranlage der Firma Isotherm. Das ist ein Standardgerät, wird weltweit vielfach eingesetzt und in diesem Fall mit dem Auftragskopf RSP 400 bestückt, der 5 bis 160g/Sek. auftragen kann. Die passende Durchlaufpresse kommt aus Italien - eine Costa Righi Kontakt 450/V30. Diese Presse besteht auf dem Papier und wird erst gebaut, wenn sich ein Parketthersteller für das Pilotprojekt entscheidet. In der Fallstudie ist alles bereits genau kalkuliert: EUR 200.000 für die Dosieranlage, EUR 500.000 für die Presse, dazu Klebstoff-, Energie- und Bedienkosten - machen bei einer Jahresproduktion von 800.000 m Mehrschichtparkett einen Kostenfaktor von EUR 1,25 pro m.

Welche Art von Parkett kann mit Lignofast produziert werden? Zum Beispiel Zweischichtparkett mit Decklagen von 3 bis 6mm Dicke, sagt Nolax. Als Träger kommen zu einer Platte verbundene Massivholzstäbchen ebenso infrage wie Sperrholz oder MDF. Bei Arbeitsbreiten von 220 bis 450mm umfasst die Produktionsvielfalt Landhausdielen oder bis zu fünf Lamellen auf der Trägerschicht. Fixe Längen reichen von 480 bis 2.500mm. Sonderlängen bis 5.000mm sind machbar.

Nach dem Fügen in der Durchlaufpresse ist eine sofortige Weiterverarbeitung möglich. So beseitigt die Reaktionsgeschwindigkeit von Lignofast den Flaschenhals in modernen Parkettfertigungsanlagen. Aber hält der Klebstoff auch? Wie ist die Gefahr von Deckschichtablösungen? Das hat Nolax in verschiedenen Versuchsreihen nach EN 204 / JAS 240 getestet. Intakte Schichtverbindung nach der Wasserlagerung ist eines der Ergebnisse. Auch die Einflüsse von Klimawechsel, stehender Feuchtigkeit, Fußbodenheizung und alkalischen Untergrundchemikalien wurden geprüft. "Wir können davon ausgehen", sagen die Schweizer Entwickler, "dass unser Klebstoffsystem die lange Lebensdauer von 40 Jahren eines hochwertigen Zweischichtparketts ermöglicht."
aus Parkett Magazin 02/12 (Sortiment)