Vito gelingt Restrukturierung

Verlässlicher Partner für den Handel

Der renommierte österreichische Parketthersteller Vito hat harte Zeiten hinter sich. Zweimal musste das Unternehmen aus Zwangslagen heraus manövriert werden. Die Produktion hat Vito dennoch nie eingestellt. Im Gegenteil, das Sortiment wurde schon zu Jahresbeginn mit einem jungen Marken- und Kollektions-Auftritt versehen.

Wir sind immerhin schon im Basislager. Den Aufstieg haben wir aber noch vor uns", beschreibt Geschäftsführer Josef Schwaiger mit einem alpinen Gleichnis die Situation bei Vito. Als das Unternehmen 2008 vor der Insolvenz stand, konnte dies durch den Einstieg der Pios Handel- und Beteiligungs GmbH und eine Kapitalerhöhung verhindert werden. Das Sortiment wurde neu gestaltet und neue Kundenstrukturen wurden aufgebaut. Doch dann kam die Wirtschaftskrise; zudem tauchten alte Verbindlichkeiten auf. Der Sanierungskurs geriet ins Straucheln und abermals waren die Gesellschafter gefordert. Diesmal waren sie nicht bereit, weitere Gelder zu investieren. Daher wurde die gerichtliche Sanierung eingeleitet. Das Landesgericht Klagenfurt akzeptierte Mitte September 2009 ein von der Pios vorgelegtes Fortführungskonzept: Die neu gegründete Vito Holzindustrie GmbH ist nun eine 100% Tochter der Pios Salzburg, die sich ihrerseits mit Außenstellen in Dubai und Peking dem Gesamtprozess der Parkettherstellung und dem Vertrieb widmet. Oberstes Ziel ist es, den Hersteller für Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter zu einem verlässlichen Partner zu machen. Dazu wurde auch der Vertrieb aufgestockt.

Sortiment neu ausgerichtet

Dem Sortiment eine moderne Orientierung zu geben, darüber hatten sich die Verantwortlichen bei Vito schon im vergangenen Jahr Gedanken gemacht. Josef Schwaiger: "Wir haben die Schwierigkeiten gesehen, dem Verkäufer sowie dem Endverbraucher die ganze Vielfalt des Parketts dazustellen. Denn wie soll man dem Verbraucher den Unterschied einer Dreistab-Eiche erklären, die im Baumarkt unter 20 Euro und im Fachmarkt rund 40 Euro kostet?"

Ergebnis der Überlegungen: Die Aktivitäten sollen dort konzentriert werden, wo Vito besonders leistungsfähig ist. Das waren und sind, nach eigenen Angaben, der schnelle Rohstoff-Einkauf und die hochflexible Produktion. "Dank unserer Produktionskapazität können wir sowohl in der Großmenge mithalten, als auch in der Kleinmenge auf Kundenwünsche reagieren", betont Josef Schwaiger. Die Produktionsmethode der Blockverleimung - bei der allseitig gehobelte Rohfriese zu einem massiven Rohblock von 23 mm Dicke verleimt und erst dann zu Deckschichtlamellen aufgesägt werden - ermöglicht die Produktion aus dem Halbfertigprodukt. Auch die hohe Stabilität dieser Herstellungsmethode bringt Mehrwert. Laut Vito ist sogar Buche auf diese Weise geeignet für Fußbodenheizung.

Produkte orientieren sich am Lifestyle der Verbraucher

Neben den eigenen Stärken wurden auch die Bedürfnisse und Wünsche der Verbraucher analysiert: Individualisierung ist ein zentraler Trend unserer Zeit. Der Käufer sucht ein Parkett, das auf seinen Lifestyle abgestimmt ist. Kompromisse will er nicht machen. Er bleibt so lange auf der Suche, bis er "sein" Produkt gefunden hat - und achtet dabei zudem auf Nachhaltigkeit und soziale Aspekte bei der Holzgewinnung und Produktion. Die Erstentscheidung sei allerdings recht profan, sagt Vito, und hat meist schlicht mit heller oder dunkler Farbe zu tun.

Auf diese Vorgaben will der Hersteller reagieren. Seine Produktpalette reicht vom konventionellen Dreischicht-Fertigparkett bis zu Landhausdielen in verschiedensten Formaten. Weitere Kapazitäten sind im Holz für den Außenbereich, in Spezialsortimenten für das Großobjekt und in Spezialdesigns angesiedelt. Ein Highlight ist das patentierte Feuchtraumparkett ,Splash.

Vito nutzt in seinen Kollektions-Logos englische Schlagworte. "Real" will man sein und meint damit das echte Holz. Die vier individualisierten Produktgruppen beginnen beim Basisprogramm ,Selection. Hier weisen die Stichworte "Parquet" und "Naturally" in internationaler Diktion auf das Wesentliche hin. Es gibt 20 Holzarten, von der Eiche über Exoten bis zur Lärche. Die Design-Variationen umfassen den Dreistab-Schiffsboden, Zweistab-Muster, verschiedene Landhausdielen-Formate, Fineline-Optik und Zweischicht-Klebeparkett - alles in diversen Sortierungen mit Preisschritten von maximal 10 bis 12%.

Der zugehörige Katalog ist so aufgebaut, dass der Verkäufer kein Spezialist sein muss, um dem Kunden die zur Wahl stehende Vielfalt nahe bringen zu können. Wie bei einem Autokauf kann der Endverbraucher "sein" Parkett individuell zusammenstellen lassen. Vom Grundpreis geht es über Ausstattungsformen wie Qualitätssortierung und besondere Oberflächen in den Bereich der Aufpreise. Ein klar überschaubares System, das sogar passendes Zubehör wie Sockelleisten und Stufenkanten einbezieht. Alle Kollektions-Kataloge von Vito sind auf diese praktische Weise gestaltet.

Zudem hat man sich von den Musterfächern verabschiedet und stattdessen einen standardisierten Musterkarton entwickelt - mit stets zwei Mustern, die miteinander verbunden werden können und dann eine ansprechende Fläche zeigen. Diese Muster können auch in Display-Boxen, so genannte Bibliotheken, gestellt werden, wo sie auf kleinster Fläche optimale Auswahl bieten.

Zurück zu den Produkten. Hinter der Linie ,Wood Couture steht die Vito-Aussage: "Im Holz ist fast alles möglich." Das englische Schlagwort "Superior" (überragend) umreißt den Anspruch. Alles ist flexibel machbar, solange die technische Umsetzbarkeit gegeben ist. Hier wird ganz klar in Kollektionen gearbeitet, denn es geht nicht primär um die Holzart, sondern um das Design. "Wir beginnen mit dem Thema Farbe und schlagen dabei 6 Farben vor, die aber individuell änderbar sind", erläutert Norbert Sommerauer, der für die Technik im Betrieb zuständig ist. ,Colour heißt daher die erste Kollektion von Wood Couture. ,High Gloss lautet das nächste Angebot - ein Hochglanzparkett, dem man bei Vito gute Marktchancen einräumt. Vor allem in Osteuropa werden solche Luxusoberflächen nachgefragt. Dieser Wunsch kann auch direkt mit der Kollektion ,Luxus befriedigt werden, in der edelste Hölzer und ausgewogene Sortierungen versammelt wurden. Dann kommt die Kollektion ,Timeless, ein Fertigparkett von ruhiger Selektion aber aufwändigem Oberflächen-Design, vor allem auf der Basis von Eiche. Aber auch 100 Jahre alte Antiquefichte ist hier im Programm. Den Abschluss macht die Kollektion ,Dreamwork. Sie ist ein Kunstobjekt, das Parkett auf Anfrage mit Einlagen aus Halbedelsteinen, Versteinerungen oder anderen Intarsien verziert.

Parkett sogar für Duschkabinen

Zu den drei Hauptfeldern, mit denen Vito den Innenraum abdeckt, gehört die Linie ,Splash. Dieser wasserresistente Feuchtraum-Boden basiert auf der Yacht-Optik. Es gibt keine Fugen, in die Feuchtigkeit eindringen könnte, und aufgrund der elastischen Funktionsgummifugen lassen sich selbst große Flächen ohne Dehnfuge gestalten. Vito hält ein Patent auf die Konstruktion dieses Bodens und nutzt als Basisprodukt seine 2.280 mm Landhausdiele, die in der Bearbeitung zum Splash-Format von 2.270 x 170 x 14 mm umgewandelt wird. Als veritabler Boden für das Hotel-Objekt hat sich ,Splash bewährt und selbst in Duschkabinen soll er schon platziert worden sein. Dann allerdings ist auf sehr sorgfältige Verlegung und Abdichtung zu achten.

Noch in der Ausarbeitung ist eine Linie mit der Bezeichnung ,Vito-Project. Diese Objektware richtet sich an Architekten, besitzt die nötigen Zertifikate, erfüllt die Normen und kann sogar, ab einer gewisser Menge, in Aufbau, Format und Ausstattung gesondert produziert werden. Das bedeutet: Architekt und Kunde können individuell in die Konstruktion eingreifen. Solche Aufträge hat Vito in der Vergangenheit bereits erhalten. So verlangte etwa ein holländischer Architekt für seinen Bauherrn ein Parkettformat, das exakt auf die mathematischen Grundzüge des Gesamtbauwerkes abgestimmt war. Auch aus Dubai, heißt es, kommen derartig spezielle Anfragen.

Terrassenböden und Zubehör

Seinen Terrassenböden hat Vito eine eigene Linie gegeben. ,Outdoor heißt sie und wirbt mit dem Wort "Durable" (dauerhaft). Interessant ist, dass Vito eine Durchgängigkeit zum regulären Parkettboden bietet. ,Outdoor-Dielen können in den gleichen Abmessungen geliefert werden, wie das Parkettmaß - und die Eiche für außen ist mit dem gleichen Bürstgrad zu haben, wie die Eiche für innen. Thermohölzer, Eiche, Robinie und Merbau werden in Zukunft dieses Produkt ausmachen, denn ab 2010 will Vito Zukaufholzarten wie American Hemlock, Bambus und Merbau aus dem Terrassensortiment streichen.

Was Zubehör angeht, verweist man bei Vito auf die Stufenkante, die neuerdings aus dem gleichen Material gefertigt werden kann, wie ein Fußboden, da Originalware aus dem Dielensortiment genutzt wird. Auch Eckstücke sind erhältlich. Und natürlich Sockelleisten.

Zum Stichwort Tropenholz erkennt Vito keinen Rückgang in der Exoten-Nachfrage. "Wir waren der erste Parkettproduzent, der PEFC-Bodenholz genutzt hat, doch es scheint, als würde sich PEFC gegenüber FSC nicht wirklich durchsetzen", meint Josef Schwaiger. Rohstoffprobleme im Hartholz sieht er in absehbarer Zeit nicht. Eher schon in der Fichte für die Mittellage, weil viele Sägewerke aufgrund der Krise ihre Kapazitäten herunter gefahren haben. Insgesamt will Vito in seinem Sortiment auf der Basis weniger Hölzer viele Variationen und Mehrwert bieten. "Das nämlich tun die Asiaten nicht, weil die Logistikwege nach Europa zu weit sind", sagt Schwaiger.



Vito Holzindustrie in Kürze

Vito Holzindustrie GmbH
Industriepark
A-9300 St.Veit/Glahn
Tel.: +43 (0)4212 / 4 56 00-0
Fax: +43 (0)4212 / 4 56 00-16
www.vito.at
office@vito.at

Produkte: Mehrschichtparkett, Landhausdielen, Feuchtraumböden, Außenböden, Intarsien, Treppenkanten, Zubehör
Exportrate: 85%
Mitarbeiter: ca. 70
Geschäftsführer: Josef Schwaiger (Strategie, Marketing,Vertrieb), Karl Walder (Finanzen), Norbert Sommerauer (Technik)
Vertrieb: Josef Schwaiger, Marco Israel (D),
Marketing: Erwin Seher
Entwicklung: Norbert Sommerauer
Werksleiter: Ronald Gaggl
aus Parkett Magazin 06/09 (Wirtschaft)