International Carpet Exhibition 2010, Delhi

Klassisch gewinnt, Shaggy fast verschwunden


Schon beim ersten Rundgang über die International Carpet Exhibition in Delhi wurde deutlich, dass sich in den letzten Monaten sehr viel auf dem indischen Teppichmarkt getan hat. Waren im Oktober 2009 in Varanasi noch Shaggies in allen Varianten überdeutlich präsent, musste Ende Februar schon genauer hingeschaut werden, um die langflorigen Teppiche zu entdecken. Die Inder reagieren damit auf eine wohl stark zurückgegangene Nachfrage in diesem Bereich. "Der Shaggy ist tot" hieß es denn auch aus den Mündern einiger Aussteller.

Gewinner sind ganz klar die klassisch gemusterten Teppiche in Ziegleroptik - geknpüft, nicht handgetuftet - oder mit persischen Mustern. Bevor jedoch ein falscher Eindruck aufkommt: Die modernen Teppiche machen immer noch den Großteil der indischen Produktion aus. Geschätzt wird ein Verhältnis von 80% Wertanteil an modernen Teppichen zu 20% klassisch gemusterten.

Bei modernen Teppichen geht der Trend zu Naturfasern - vom Flachgewebe in rustikaler Optik bis zu geknüpften Stücken im Gabbehlook. Häufig zu sehen waren auch klassisch gemusterte Berberteppiche in Schwarz/Weiß. Indo-Nepal ist weiter gefragt, oft mit Hoch-/Tief-Struktur, gern im Materialmix mit glänzender Viskose oder im Vintagelook à la Jan Kath. Überhaupt zeigten sich viele Dessins, die den Topsellern der letzten Monate sehr ähnlich sahen. Hoher Nachfrage erfreuten sich auch Handweb-Indo-Nepalteppiche, die bei fast gleicher Optik einen Preisvorteil von 30% gegenüber den geknüpften Pendants haben. Zu den gefragten modischen Teppichen zu günstigen Preisen gehörten ebenfalls gestreifte Dhurries in warmen, dezenten Naturfarben.

Wenig zu sehen waren neben den schon erwähnten Shaggies auch Loribaft-Nachknüpfungen. Auch diese waren noch auf der ICE im Oktober auf sehr vielen Ständen präsent.

Richten wir den Blick auf die klassisch gemusterten Knüpfteppiche ist es schwer, neben den blass-beigen Zieglerdessins einen weiteren Trend auszumachen. Gezeigt - und auch nachgefragt - waren alle Arten persischer Muster vor allem in den mittleren Preisklassen. Folgerichtig waren auch nur sehr wenige der hochpreisigen Kashmirseidenteppiche zu sehen. Durch die Bank stellten die Aussteller eine gestiegene Nachfrage nach klassischen Teppichen fest.

S. N. Singh, verantwortlich beim CEPC für die Organisation der Messe, äußerte sich sich sehr positiv zur Entwicklung der Veranstaltung: "Wir wachsen in der Fläche von Jahr zu Jahr zweistellig und freuen uns über die große Akzeptanz bei den Einkäufern." Knapp 400 aus aller Welt, vor allem aber Europa, hatten sich registrieren lassen.

Trotzdem waren nicht alle Aussteller mit den Geschäften zufrieden. Probleme macht neben der spürbar gestiegenen Rupie auch die rückläufige Zahl der Knüpfer. Wie schon zuvor im Iran, wandern immer mehr Arbeitskräfte in lukrativere Berufe wie die Baubranche ab.
aus Carpet Magazin 02/10 (Wirtschaft)