"Gut betucht" mit Oberlausitzer Leinen

Verein erweckt Tradition zu neuem Leben


Neukirch - Leinen erlebt eine Renaissance. Leinen hält wieder Einzug in Schlafgemächer moderner Appartements, in Bäder teurer Villen, in Küchen großer Gourmets und in Studios angesagter Mode-Designer. Das Weben von Leinen, das Jahrtausende alte Tradition hat, ist bis in die Gegenwart eine Kunst, die im Produktionsprozess viel Fingerspitzengefühl braucht. Dabei entstehen teils unter aufwändiger Handarbeit edle Leinengewebe der unterschiedlichsten Bindungsstrukturen und Dessins. So auch heute noch in der Oberlausitz.

Die Region bot schon von alters her günstige Bedingungen für die Herstellung von Leinen: bester Boden und gutes Klima für den Anbau von Flachs, Bäche und Seen für die Bleiche. Vor allem aber auch Menschen, die den Austausch von Wissen und Fertigkeit pflegten, beispielsweise mit den Nachbarn aus Böhmen und Schlesien. Im 18. Jahrhundert stand in fast jedem Umgebindehaus der Oberlausitz ein Webstuhl. Oberlausitzer Leinen war wegen seiner Qualität an den königlichen Höfen in ganz Europa geschätzt und noch in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden deutsche Passagierschiffe mit edler Oberlausitzer Leinenwäsche ausgestattet. Später jedoch bedrohten der verstärkte Einsatz von Baumwolle und synthetischen Stoffen, Engpässe in der Rohstoff- und Ersatzteilbeschaffung und sich anschließende Zwangsverstaatlichungen die Fortführung der Leinenkunst in der Oberlausitz. Überstanden haben diese schwierigen Zeiten nur wenige Betriebe: Die in Neukirch ansässigen Firmen Hoffmann GmbH & Co. KG und die Leinenmanufaktur von Kleist.

Um die Tradition bewahren und erfolgreich fortsetzen und damit weiterhin Produkte aus Leinen bzw. Leinen- und Baumwolldamaste aus der Oberlausitz anbieten zu können, haben sich verschiedene Partner zusammengeschlossen. Sie gründeten am 30. September den Verein Oberlausitzer Leinen e.V. in der Absicht, die Marke Oberlausitzer Leinen mit neuem Leben zu erfüllen. Erklärtes Ziel ihrer engen Kooperation ist, die besonderen Qualitäten der Gewebe zu bewahren und zeitgemäß weiter zu entwickeln, aber auch den einst so blühenden Wirtschaftszweig der Oberlausitz touristisch stärker zu vermarkten. Daher gehören zu den Gründungsmitgliedern dieses Vereins neben der Leinenweberei Hoffmann, der Leinenmanufaktur von Kleist und der Handweberin Daniela Niedel auch das Deutsche Damast- und Frottiermuseum Großschönau.

1905 gegründet, zählt die Hoffmann GmbH & Co. KG heute zu den wenigen noch industriell fertigenden Leinenwebereien in Deutschland. Sowohl an traditionellen Schützenwebmaschinen als auch an elektronisch gesteuerten Webautomaten werden Leinengewebe in unterschiedlichsten Gewebestärken, Farben und Designs gefertigt und zum Teil in der hauseigenen Näherei weiter verarbeitet; z.B. floral gemusterter Leinendamast zu Bett- und Tischwäsche. Verschiedene Arten von Hand- sowie Geschirr- und Gläsertüchern für Küche, Bad und Sauna - auch Meterware - runden das Angebot an Erzeugnissen aus Leinen ab. Das neuste Produkt aus dem Hause Hoffmann - Liné, das Leinenfrotté - wird als elegante Handtuchserie für Bad und Sauna angeboten. Der Erfolg, den die kleine Weberei zunehmend verspürt, liegt vor allem in der Qualität des Leinenstoffe begründet, aber auch in der individuellen, Kundenwünschen Rechnung tragenden Verarbeitungsweise des Gewebes: Konfektionierung mit Hohlsaum, Stehsaum, Golffalte oder auch Stickereien in allen möglichen Größen und Formen.

Der Ursprung der Leinenmanufaktur von Kleist geht auf das Jahr 1886 zurück. Bis heute wird sie als Familienunternehmen betrieben. Die Familie von Kleist ist über fünf Generationen hinweg in Neukirch mit Leinen verbunden. Einst selbst als Weberei tätig, fertigt die Leinenmanufaktur gegenwärtig aus Geweben der benachbarten Weberei Hoffmann entsprechend Kundenwünschen Bett- und Tischwäsche sowie Wäsche für Küche und Bad. Tochter Ilka von Kleist, studierte Designerin, schneidert aus den Geweben zudem exklusive Kinder- und Damenbekleidung. Eine Schauwerkstatt lädt dazu ein, mehr über die Geschichte rund ums Linnen zu erfahren.

Aktives Gründungsmitglied des Vereins Oberlausitzer Leinen e.V. ist auch die Handwebmeisterin Daniela Niedel. Sie fertigt in ihrer Zittauer Werkstatt vor allem Tischwäsche und Gardinen aus feinstem Leinen. In Handarbeit entstehen neben feinen Leinenstoffen auch Stoffe aus Baumwolle, Wolle oder Mikrofaser. Die handgewebten Unikate werden individuell in Maß und Größe auf Kundenwunsch gefertigt.


Oberlausitzer Leinen

Hoffmann GmbH & Co. KG
Zittauer Straße 23
01904 Neukirch/O. Lausitz
www.leinenweberei-hoffmann.de
info@leinenweberei-hoffmann.de
Tel. 03595/131524

Leinenmanufaktur von Kleist
Zittauer Straße 15
01904 Neukirch/Lausitz
www.leinenmanufaktur-vonkleist.de
info@leinenmanufaktur-vonkleist.de
Tel. 03595/131423

Handweberei Daniela Niedel
Neißestraße 15
02763 Zittau
dniedel@web.de
Tel. 03583/586419
aus Haustex 01/10 (Wirtschaft)