Wohnunion Geschäftsführer Christian Wimmer

Kritik an Warenkreditversicherern

Als ob es angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise für viele Betriebe nicht schon schwer genug wäre, ihre Auftragsbücher zu füllen und den Mitarbeiterstand zu halten, droht ihnen jetzt auch von anderer Seite Ungemach. Die Banken, mit denen Sie zum Teil schon seit Jahren zusammenarbeiten, geben sich zunehmend zugeknöpft, wenn es um Kredite und Zwischenfinanzierungen geht. In Österreich hat sich Christian Wimmer, Geschäftsführer der Einkaufsverbände Wohnunion und Garant Möbel Austria, in einem offenen Brief an den Versicherungsverband gewandt und die unbefriedigende Situation der Mitglieder geschildert.

Auch in Österreich haben kleine und mittlere Betriebe zunehmend mit den in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise übervorsichtigen Kreditversicherern zu kämpfen. Christian Wimmer, Geschäftsführer der größten Einkaufsverbände des österreichischen Einrichtungshandels Garant Möbel Austria und Wohnunion, beklagt jetzt in einem Schreiben an den Versicherungsverband die "fragwürdigen Praktiken der Warenkreditversicherer". "Ohne Warnungen und in keinesfalls nachvollziehbarer Weise werden Kreditlimits unserer Mitgliedsbetriebe gekürzt oder gar gekündigt", heißt es dort.

Im Jahr 2008 habe diese Entwicklung begonnen. Anfang 2010 wurden die Bedingungen weiter verschärft: "Während sich die Regionalbanken mehrheitlich als flexible und zuverlässige Partner erweisen, treiben die Warenkreditversicherer die KMUs in gefährliche Liquiditätsengpässe", ärgert sich Wimmer.

Er erläutert die Folgen am Beispiel eines oberösterreichischen Möbelhändlers, der jahrelang gute Ergebnisse erzielt und lediglich einen geringfügigen Verlust im Jahr 2008 durch die Aufstockung des Eigenkapitals abgedeckt hatte. Während der Kreditschutzverband 1870 diese Maßnahme mit einer Verbesserung des Ratings honorierte, kündigte der Kreditversicherer das Kreditlimit und warnte die Lieferanten des Händlers. Erst nach rascher Vorlage einer vorläufigen Erfolgsrechung für das Jahr 2009 wurde die Kündigung wieder zurückgenommen. Wimmer: "Zurück geblieben sind die Rufschädigung des Händlers, die Verunsicherung wichtiger Lieferanten und eine wochenlange Störung des Tagesgeschäftes."

Ähnliche Fälle gebe es auch bei Mitgliedern anderer Einkaufsverbände und in anderen Branchen. Aber: "Im Einrichtungshandel sind solche Restriktionen sicher fehl am Platz, weil sich die Finanzlage der Branche stabil darstellt. Die Warenkreditversicherer müssen bei der Bewertung von KMUs und in ihrer Informationspolitik behutsamer vorgehen." Es könne nicht sein, dass sie ständig ihre Prämien erhöhten, gleichzeitig aber jegliches Risiko auf die Händler abwälzen wollten. "Das widerspricht dem Geist des Versicherungsprinzips. Die global agierenden Warenkreditversicherer sollten sich ihrer volkswirtschaftlichen Verantwortung bewusst werden."
aus BTH Heimtex 03/10 (Wirtschaft)