Durmont Teppichbodenfabrik GesmbH

Österreichischer Tufter Durmont ist insolvent

Durmont ist insolvent. Anfang September wurde über den einzigen österreichischen Tufter mit Sitz im steirischen Hartberg ein gerichtliches Sanierungsverfahren unter Fremdverwaltung eröffnet worden. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Erwin Bajc aus Bruck an der Mur berufen, der eine Fortführung des Unternehmens anstrebt. Von der Finanzmisere des Automobilzulieferers betroffen sind 100 Mitarbeiter - 85 Angestellte und 15 Leiharbeiter - sowie über 190 Gläubiger.

Als Grund für die Zahlungsunfähigkeit nannte Geschäftsführer Helmut Strohmeier einen "vorübergehenden Liquiditätsengpass", ähnlich wie bei der Durmont-Schwester Carpet & Acoustic, die Anfang August Insolvenz angemeldet hatte. Er versicherte, dass der Betrieb aufrechterhalten werden soll und die Arbeitsplätze nicht in Gefahr seien. Wegen der "sehr guten Auftragslage" würde sogar mehr Personal gebraucht.

Die Zahlen sprechen allerdings eine drastische Sprache: Nach Informationen der Kreditschutzverbände AKV, Creditreform und KSV belaufen sich die Passiva auf ca. 5,56 Mio. EUR gegenüber 2,5 Mio. EUR Aktiva. Das entspricht einer Überschuldung von etwa 3 Mio. EUR.

Die Krise bei Durmont kommt nicht überraschend - und sie ist auch nicht die erste für die Österreicher. Anfang der 70er Jahre vom deutschen Konsul Fritz Ries errichtet, etablierte sich das kleine, aber feine Tuftingwerk - der Name verweist übrigens auf Latein abgeleitet auf den Standort Hartberg - unter wechselnden Eigentümern im klassischen Bodenbelagsgeschäft und in der Automobilausstattung. 2006 erfolgte die erste Zäsur: Unter dem damaligen geschäftsführenden Gesellschafter Rudolf Pauli, der Durmont 2004 in einem Management-Buyout von Anker erworben hatte, musste Insolvenz angemeldet werden. Das Land Steiermark und die Stadt Hartberg bemühten sich mit dem Kauf der Immobilie, Kredit- und Bürgschaftszusagen um eine Rettung von Unternehmen und Arbeitsplätzen und fanden eine Investoren-Gruppe um Autozulieferer Carpet & Acoustic Products und dessen Mutter Cross Holding, die über einen Asset-Deal einen Neustart von Durmont ermöglichten.

Das schien die Rettung zu sein... Doch schon 2008 geriet Durmont wieder in Schieflage. Strukturprobleme und die Finanzkrise, die das für die Steirer existenziell wichtige Automobilgeschäft zum Erliegen brachten, zwangen das Management zu Kündigungen und drastischen Einsparungen. 2009 blieb schwierig und verlustreich. Im ersten Halbjahr 2010 zog zwar infolge der sich wieder erholenden Automobilkonjunktur der Umsatz an, doch war das Ergebnis weiterhin negativ, weil die sprunghaft angestiegene Auftagslage erhöhte Fertigungskosten nach sich zog. Und: Die in wirtschaftlicher, organisatorischer und gesellschaftsrechtlicher Hinsicht eng mit Durmont verbundene Carpet & Acoustic Products GmbH ging im August insolvent - und zog offenbar in der Folge die Hartberger mit in den Strudel. Denn sie ist nicht nur die Schwester von Durmont, sondern auch deren größter Kunde...

Dennoch werden für Durmont durchaus Perspektiven gesehen. Vorgesehen ist, den Betrieb durch einen Sanierungsplan mit 30 %-iger Quote zu entschulden. Dabei sollen die Gläubiger 5 % binnen 14 Tagen nach Annahme des Sanierungsplanes erhalten, weitere 5 % in einem Jahr, weitere 10% nach anderthalb Jahren und die restlichen 10 % in zwei Jahren. Eine Entscheidung steht noch aus.
aus BTH Heimtex 10/10 (Wirtschaft)