Karl Pedross: Leisten und Profile aus Südtirol

Produktvielfalt als Markenzeichen

Hauptprodukt des Leisten- und Profilherstellers Karl Pedross ist und bleibt die Holzleiste aus keilgezinkter Fichte, ummantelt mit Holzfurnier. Die Liebe zum Naturprodukt Holz teilt auch die deutsche Tochter Bürkle Leisten & Profile, die mit einer Jahresmenge von 9 Mio. lfm. nach wie vor zu den großen Herstellern von Massivleisten gehört. Pedross hat seinen Sitz im malerischen Südtirol. Dort wird deutsch gesprochen, aber eine gewisse italienische Eleganz ist unübersehbar. Sie spiegelt sich im Firmengebäude, in der Ausstattung und vor allem im Marketing und Werbematerial. ParkettMagazin hat das Unternehmen im Herbst 2010 besucht.

Aus unserer Firmengeschichte geht klar hervor, dass Zubehör für Parkett unsere Kernkompetenz ist und bleibt. Unsere Vision ist jedoch, eine weltweit anerkannte Benchmark in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Bodenzubehör zu werden", betont Dr. Fabrizio Pagliani, Geschäftsführer Verkauf und Marketing. "Das wollen wir mit Umsicht und Qualität erreichen. Gesundes Wachstum steht im Vordergrund, gnadenlose Verdrängung ist kontraproduktiv. Mit der Übernahme des deutschen Massivleisten-Produzenten Bürkle 2006 und permanenten Investitionen in unsere Produktionsstätten sind wir diesem Ziel schon ein deutliches Stück näher gekommen."

Das norditalienische Unternehmen ist technisch stets auf dem Vormarsch, ob mit einer Photovoltaikanlage auf dem Fabrikdach oder im Umgang mit neuen Rohstoffen, Halbfertigprodukten und Produktionstechniken. Die Produktion von Folienleisten wurde stark erweitert und in kurzer Zeit konnten über 45 verschiedene Profile aufgelegt werden. Die Vielfalt an Dekoren steht dem nicht nach - und keineswegs handelt es hier immer um Holzdekore.

Produkte für die ganze Welt

Insgesamt ist Pedross in 50 Ländern tätig. "2010 haben wir neue Märkte erschlossen", sagt Fabrizio Pagliani. "Aber jedes Land hat Eigenarten, die zu analysieren sind und auf die eingegangen werden muss. Darunter fallen nicht zuletzt die unterschiedlichen Arbeitstechniken wie Kleben, Nageln und die Clip-Befestigung."

Internationalen Ansprüchen entspricht auch die Vielfalt der Profile und Oberflächen, die Pedross seiner Kundschaft bietet. U.a werden fast 100 Furniere verarbeitet. "Wir haben zwar Standardprodukte, aber fast jeder Kunde hat eigene Ansprüche und Besonderheiten", sagt Marketingleiterin Julia Lesina-Debiasi. "Das macht die Beratung umfangreich. Der Vorteil ist aber eine intensive Zusammenarbeit mit den Kunden, die nicht selten zur echten Partnerschaft wächst. Solche zwischenmenschlichen Verbindungen führen zu treuen und vor allem zufriedenen Kunden."

Digitaldruck bringt neue Impulse

Die Bauwirtschaft boomt nicht in allen Märkten, in einigen Ländern ist die Krise noch aktuell - so lautet die aktuelle Einschätzung von Pedross. Die neue Digitaldruck-Abteilung ist bei dem Leistenhersteller dennoch voll ausgelastet. "Wir haben viele Anfragen, auch von Partnern, bei denen wir aufgrund des Sortiments nicht mit größerem Interesse an der neuen Technik gerechnet haben", beschreibt Fabrizio Pagliani die aktuelle Situation. Man müsse den Digitaldruck jedoch gezielt einsetzen, "da wir uns hier in einem High-End Segment befinden". Im Gegensatz zu manch landläufiger Ansicht sei die digitale Produktionstechnik nicht mit einem simplen Knopfdruck in Gang zu setzen. "Die Investitionskosten dieser Anlage waren beträchtlich und die Erstellung eines Dekors erfordert zeitlichen Aufwand und fachlich qualifiziertes Personal. Die Mitarbeiter müssen mit Grafikprogrammen umgehen können und ein gutes Farbverständnis haben." Papier, Tinte, Farbtoleranzen und andere Parameter müssen ständig kontrolliert und nachjustiert werden - selbst dann, wenn eine neue Charge eines bereits produzierten Dekors nachgeordert wird.

Nach Ansicht von Pedross bleibt die digital bedruckte Leiste zunächst ein Nischenprodukt. Sie bietet aber dem Handel und dem Parkett-/Bodenleger eine perfekten Lösung für einen Bodenabschluss. Perfekt deshalb, weil ein Leistendekor, das früher dem Aussehen des Bodens nur nahe kommen musste, jetzt identisch hergestellt werden kann. "Mit diesem Produkt unterstützen wir den Bodenmarkt", meint Fabrizio Pagliani, "denn der Endverbraucher ist bereit, etwas mehr zu zahlen, wenn er mehr als die übliche Dekorleiste bekommt."

Der Druck, ständig etwas Neues bieten zu müssen, ist auch im Leisten-Geschäft groß. "Fast jeder Kunde will heute sein individuelles Profil und eine Oberfläche, mit der er sich von seiner Konkurrenz abheben kann", heißt es. In der Folge gibt es kaum Großserien mehr und das Sortiment wird immer breiter. Nicht leicht für einen Leistenhersteller, denn Dekorfolien lassen sich nur in bestimmten Mengen kostengünstig einkaufen. Immer seltener aber wird diese Menge auch tatsächlich verbraucht.

Neue Produkte angekündigt

Im Sommer 2009 hatten Bürkle in Deutschland und Pedross international die Elegance-Linie eingeführt. Diese besteht aus Massivholzleisten, furnierten Leisten und Laminatleisten. Die komplette Kollektion ist in einem Musterkoffer übersichtlich geordnet und bietet dem Verleger die Möglichkeit, seinem Kunden zu jedem Boden die passende Leiste anzubieten.

Im August 2010 wurde die bereits bestehende White & Black Kollektion - sie bestand bisher aus weißen Leisten - mit sechs weiteren Profilen, schwarzer Finishfolie und digital bedruckten Folien mit floralem Trenddesign erweitert. Das begleitende Prospektmaterial wirkt in seiner Darstellung edel und wertig. Weitere Neuentwicklungen liegen in der Schublade. Sie sollen über Profil und Oberfläche hinausgehen, heißt es, werden aber erst im Laufe des neuen Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt.

Mehr Rendite statt mehr Umsatz

In 2010 wird es kein Umsatzwachstum geben. "Der Umsatz steht bei uns nicht im Vordergrund. Wir verzichten auf das ruinöse und Kraft kostende Ringen um mehr Absatzmenge und haben den Weg zu mehr Rendite geöffnet", erklärt Fabrizio Pagliani. Weichen für die Zukunft stellen, das war in diesem Jahr hauptsächliche Aufgabe der Geschäftsleitung. So ist zu erfahren, dass Pedross eine Minderheitsbeteiligung bei einem Unternehmen in der Branche und obendrein die Eröffnung einer Niederlassung in einem Land mit prosperierendem Markt plant. Zum 1. Januar 2011 erfolgt zudem der Startschuss für eine neue Geschäftseinheit innerhalb der Pedross-Gruppe. Die am Jahresende auslaufende Testphase war bislang so erfolgreich, dass mit einer Umsetzung der Geschäftsidee nicht länger gewartet werden soll. Langeweile wird bei dem Südtiroler Unternehmen mit all seinen Vorhaben in Zukunft nicht aufzukommen. Auf 6,2 Mio. EUR belaufen sich die Investitionen von Pedross, die das Unternehmen 2010 antizyklisch tätigt bzw. bereits abgeschlossen hat. Darunter fallen ein neues Blockheizkraftwerk, das seine Wärme auch an das örtliche Fernheizwerk liefert, und eine zusätzliche 3.000 qm große Logistikhalle, die sich inklusive neuem Showroom bereits im Bau befindet.
aus Parkett Magazin 06/10 (Wirtschaft)