Orderrunde

Gespräche mit den Lieferanten führen

Köln - Die bevorstehende Orderrunde wird für den Mode- und Textilfachhandel zu einer echten Herausforderung. Denn es sind Umstände zu erwarten, die es zumindest in dieser Ausprägung in jüngerer Vergangenheit noch nicht gegeben hat. Der BTE empfiehlt deshalb dringend, ausreichend Zeit für Gespräche mit den wichtigsten Lieferanten einzuplanen.

Stichwort Liefersicherheit: Viele Branchenexperten rechnen spätestens Mitte 2011 mit zunehmenden Problemen bei der Warenversorgung. Ursachen sind vor allem die Baumwollknappheit und die schwierigere Beschaffungslage in Ostasien. Als Konsequenz planen einige Händler, eine höhere Menge zu ordern als gemäß Limitplanung tatsächlich benötigt wird. Auch wenn es sicherlich richtig ist, die Limits für das zweite Halbjahr 2011 nicht zu knapp zu berechnen, so birgt ein genereller "Mengenaufschlag" doch unkalkulierbare Risiken. Sinnvoll ist dies wohl am ehesten gezielt bei solchen Lieferanten, die bereits aktuell Lieferprobleme haben, oder bei Basics.

In diesem Zusammenhang sollte man sich auch seine eigene Position als Handelspartner bewusst machen. Bei langjährigen stabilen Partnerschaften mit etablierten Lieferanten dürfte das Risiko von Lieferausfällen sicher geringer sein als bei Erstkontakten oder Verträgen mit Newcomern. Denn bei Engpässen ist zu erwarten, dass erst einmal die "guten Partner" bedient werden. Auch schnell wachsende Modelabel bergen sicherlich ein höheres Lieferrisiko, da steigende Warenmengen benötigt werden. In "kritischen" Fällen sollte man den Lieferanten konkret zur Lieferkette befragen, um das Lieferrisiko besser einschätzen zu können.

Stichwort Preisentwicklung: Für die Herbst/Winter-Saison 2011 sind Preissteigerungen zu erwarten. Jeder Händler sollte deshalb - neben der üblichen Lieferanten-Analyse mit Bewertung von Abverkaufsquoten und erzielten Kalkulationen - dem Preislagenaufbau im eigenen Unternehmen besondere Aufmerksamkeit widmen. Es gilt herauszufinden, welche Preislagen von den eigenen Kunden besonders stark nachgefragt und wohl nicht übersprungen werden, um dann ggf. Ersatzlieferanten ausfindig zu machen.

Trotz des allgemeinen Trends zu Preissteigerungen könnten zum Teil aber wichtige Preislagen gehalten werden. Vor allem expansive Marken dürften hierzu in der Lage sein, da dort vielfach überdurchschnittliche Skalenerträge anfallen. Ansonsten muss die eigene Preislagenstruktur behutsam angepasst werden. Zumindest scheint die Zeit dafür günstig zu sein. Denn zum einen sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Arbeitslosenquote, Lohnentwicklung usw.) positiv und zum anderen sind die Preissteigerungen dem Kunden über die höheren Rohstoff- und Produktionskosten plausibel zu erklären. Nach Jahren relativer Preisstabilität sind zudem Preiserhöhungen fast schon notwendig, wenn der Anteil der Textilausgaben am verfügbaren Einkommen nicht noch weiter sinken soll.

Fazit: Die bevorstehende Orderrunde muss gut vorbereitet werden. Wie immer bleibt die Umsatzentwicklung bei allen Planungen als große Unbekannte bestehen. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, wie schwierig Prognosen letztendlich doch sind.
aus Haustex 02/11 (Wirtschaft)