GOTS

Neue Standards für Textilien-Verarbeitung


Reutlingen - Die International Working Group on Global Organic Textile Standard (GOTS IWG) gab vor kurzem eine neue Version ihres weltweit anerkannten Standards für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern bekannt. Wichtige Änderungen sind z.B. ein Verbot von gesundheitsgefährdenden Veredelungsmethoden für die Arbeiter im Produktionsprozess, die Anforderung, dass der zulässige Polyesteranteil in GOTS zertifizierten Textilien ab 2014 nur noch aus recyceltem Material bestehen darf, und insgesamt eine breitere Einsatzmöglichkeit von Materialien bei Accessoires. Das generelle Verbot chemischer Ausrüstungsverfahren wurde insoweit gelockert, dass nun Hilfsmittel zulässig sind, sofern diese den strengen generellen Toxizitätsanforderungen für eingesetzte Chemikalien entsprechen.

Die neue Version 3.0 verlangt außerdem ein Umweltmanagement, in welchem Energie- und Wasserverbrauch bezogen auf die hergestellte Menge an Textilien dokumentiert und Verfahren zur Reduzierung des Verbrauchs eingeführt werden müssen, sowie die Einführung eines Management-Systems, um die Einhaltung der Sozialkriterien sicherzustellen. Die Unternehmen haben bis 1. März 2012 Zeit, um die neuen Kriterien vollständig umzusetzen.

"Durch die Neuerungen in Version 3.0 können Hersteller von GOTS zertifizierter Bekleidung und Heimtextilien die Anforderungen der Verbraucher in Bezug auf Funktionalität und Mode nun besser erfüllen, müssen aber gleichzeitig in wesentlichen Aspekten strengere Kriterien hinsichtlich Arbeitssicherheit und Umweltschutz einhalten", stellt Marcus Bruegel, Technischer Direktor des GOTS, fest. "Diese praxisnahen Anforderungen sind so ausgelegt, dass sie auch in der industriellen Großproduktion und damit für Hersteller und Händler auf dem Massenmarkt umgesetzt werden können" so Bruegel weiter.

Die neue Version 3.0 ist das Ergebnis eines eingehenden Revisionsprozesses mit umfangreicher Stakeholder-Beteiligung, in dem Organisationen rund um den Globus mit den unterschiedlichsten Expertisen (ökologische Produktion, Textilverarbeitung, Textilchemie sowie Sozialanforderungen) wertvollen Input leisteten, um strenge aber auch überprüf- und realisierbare Umwelt- und Sozialkriterien über die gesamte textile Kette bis hin zum Handel festzulegen. Der GOTS definiert in seinen Kernbestimmungen weiterhin ein generelles Verbot für den Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen und weiteren gefährlichen Substanzen wie Azofarbstoffen oder Formaldehyd. Die Sozialkriterien orientieren sich an den Kernnormen der lAO (Internationalen Arbeiterorganisation), die u.a. Kinderarbeit verbieten und existenzsichernde Löhne fordern. In der Nassveredlung ist ein striktes Abwassermanagement obligatorisch. Für die Labelstufe "organic" müssen mindesten 95 Prozent, für die Labelstufe "made with organic" müssen 70 Prozent der Fasern aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft stammen.

Die seit 2010 öffentlich zugängliche Datenbank zählt schon mehr als 120.000 Suchanfragen. Sie enthält neben ca. 400 Färbereien mehr als 200 Spinnerein, Strickereien und Webereien und darüber hinaus 140 Druckereien und Konfektionsbetriebe. Mehr als 700 Unternehmen sind als Exporteure und ca. 50 als Importeure tätig. Momentan sind 13 unabhängige Zertifizierungsorganisationen für den GOTS zugelassen. Neben der Datenbank wurde 2010 der GOTS-Informationsfilm gedreht. Dieser dokumentiert die negativen Umwelteinflüsse der konventionellen Textilproduktion und zeigt, wie Unternehmen mit Hilfe einer Zertifizierung nach GOTS diese reduzieren und zudem sozialverträglich produzieren können.

Die Einzelhandelsumsätze von Bekleidung und Heimtextilien aus Biobaumwolle beliefen sich 2009 nach Textile Exchange auf geschätzte 3,1 Mrd. Euro. Weitere Informationen zum GOTS unter www.global-standard.org
aus Haustex 04/11 (Wirtschaft)