TFI stellt neues Gütesiegel vor

TÜV für Teppichboden

Die Zahl der Siegel und Zertifikate für Bodenbeläge wächst ständig. Beim TFI in Aachen hat man jetzt ein weiteres entwickelt. Aber das TÜV Profi Cert product vergrößert den Siegel-Dschungel nicht, sondern sorgt für mehr Klarheit. Es fasst die jeweils strengsten Kriterien der übrigen Zertifikate zusammen und gibt den Verarbeitern und Planern mehr Sicherheit bei der Entscheidung für ein ausgezeichnetes Produkt.

Bauaufsichtliche Zulassung, Ü- und CE-Zeichen, Blauer Engel, GuT-Siegel, EPDs - die Liste der Siegel und Zertifikate, die ein Teppichboden in Deutschland heutzutage tragen muss, sollte oder kann, ist mit dieser Aufzählung noch lange nicht zu Ende. Inzwischen weiß kaum noch jemand genau zu sagen, wofür alle die Signets eigentlich stehen und welches man wofür braucht. Wie kann man Verlegern, Planern und Architekten helfen, in diesem Wirrwarr die Übersicht zu behalten, hat man sich daher beim TFI Instiut für Bodensysteme an der RWTH Aachen gefragt und darauf eine überraschende Antwort gefunden: Mit einem weiteren Gütesiegel, dem TÜV Profi Cert product.

Was auf den ersten Blick eher kontraproduktiv anmutet, entpuppt sich bei näherer Betrachtung aber als eine wohl durchdachte Idee: Wenn man von allen relevanten Siegeln die jeweils strengsten Vorschriften und Kriterien zusammenfasst, prüft und testiert, entspricht das getestete Produkt automatisch den Anforderungen aller dieser Zertifikate und ist damit universell einsetzbar.

Das ist um so wichtiger, als bei genauer Betrachtung von Ausschreibungstexten auffällt, dass praktisch nie etwa ein Produkt gefordert wird, das den Blauen Engel trägt. In der Regel heißt es dort, dass die Kriterien des Blauen Engels (oder eines anderen Siegels) erfüllt werden müssen. Und genau das bescheinigt das neue TFI-Zertifikat.

TÜV als starker Partner

Um dem Siegel von Anfang an die nötige Aufmerksamkeit und Bedeutung auch außerhalb der Teppichboden-Branche zu geben, hat sich das TFI mit dem TÜV Hessen einen kompetenten und bekannten Partner an die Seite geholt. Das garantiert dem TÜV Profi Cert product eine hohe Glaubwürdigkeit und macht den Einsatz für die Hersteller und Anbieter von Teppichböden sinnvoll.

Wobei das Signet zukünftig nicht auf diese Produktgruppe beschränkt sein muss. Kriterien für die Prüfung elastischer Bodenbeläge gibt es schon jetzt. Aber auch eine Bewertung von Verlegewerkstoffen oder Produkten jenseits des Bodens sind denkbar.

Kriterien laufend aktualisiert

Bei der Vorstellung des TÜV Profi Cert product in den Redaktionsräumen von BTH Heimtex wies TFI-Leiter Dr. Ernst Schröder neben der europaweiten Einsetzbarkeit auf zwei besondere Aspekte des Labels hin. Zum einen werden die Prüfkriterien ständig den Vorgaben der übrigen Siegel angepasst. Man orientiert sich dabei am GuT-Siegel, den Grenzwerten des Blauen Engels und der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ). Optional können auch die Bestimmungen für das amerikanische Green Label Plus berücksichtigt werden. Kommt es bei deren Grenzwerten zu einer Verschärfung, findet die sofort Eingang in den Katalog des TFI. Damit ist sichergestellt, dass Produkte mit dem TÜV Profi Cert product immer die Anforderungen aller übrigen Siegel erfüllen und die Vorteile dieser einen Zertifizierung erhalten bleiben.

Zerifikat in zwei Abstufungen

Zum anderen gibt es das Signet in zwei Versionen. Die Basis-Version des TÜV Profi Cert product garantiert die Einhaltung von Emissionswerten und Schadstoffgrenzen. Darüber hinaus können sich die Anbieter aber auch die Qualität ihrer Produkte bescheinigen lassen: Stuhlrolleneignung, Brandklasse, Rutschhemmung - all das lässt sich zertifizieren. Für Hersteller oder Großhändler praktisch ein Rundum-sorglos-Paket. Denn auch den Grossisten bietet das TFI seine Dienstleistung für dessen Eigenkollektionen an.

Zertifizierung in drei Schritten

Je nach Produktgruppe sind für die Erzeugnisse unterschiedliche Anforderungen festgelegt. Dabei müssen die Kriterien zum gesundheitlichen Verbraucherschutz (Schadstoffe und Emissionen) grundsätzlich eingehalten werden. So wird sichergestellt, dass keine Produkte das TÜV Profi Cert product erhalten, die den Verbraucher in seiner Gesundheit gefährden könnten. Darüber hinaus können aber auch Funktions- und Qualitätsprüfungen vorgeschrieben sein. So erhalten Planer, Verarbeiter und Verbraucher Informationen über weitere Produkteigenschaften. Welche Prüfungen durchgeführt werden, richtet sich nach der Produktgattung.

Grundsätzlich erfolgt die Zertifizierung für das TÜV Profi Cert product in drei Schritten:

1.Erstprüfung - Bei der Erstprüfung wird jedes Produkt (Produktgruppe) bzw. jedes System auf Basis von Worst-Case-Abschätzungen auf Einhaltung der festgelegten Kriterien überprüft.

2.Auditierung - Hierbei werden die Maßnahmen zur Qualitätssicherung durch werkseigene Produktionskontrollen (Eigenüberwachung) in den betroffenen Unternehmen begutachtet.

3.Regelprüfung - Mindestens einmal pro Jahr werden Produkte vom TÜV Hessen oder TFI beim Hersteller oder im Markt entnommen und bezüglich der Einhaltung der Prüfkriterien per Screeningverfahren überwacht.

Nordpfeil als Vorreiter


Als erstes Unternehmen hat sich die Norddeutsche Teppichfabrik für das TÜV Profi Cert product entschieden und die neue Compact-Kollektion zertifizieren lassen - sowohl hinsichtlich der Emissionen als auch in Bezug auf Qualitätskriterien. Geschäftsführer Dietrich Wilhelm verspricht sich davon deutliche Vorteile bei der Ansprache von Abnehmern im Objektgeschäft: "Jetzt braucht kein Kunde mehr zu fragen, ob das Produkt dieses oder jenes Siegel trägt. Es ist alles geregelt."

Damit die Aktivitäten des TFI und der Norddeutschen Teppichfabrik den gewünschten Erfolg haben kann, muss der Bekanntheitsgrad des Siegels schnellstmöglich gesteigert werden. Daher wünscht sich der Nordpfeil-Geschäftsführer, dass sein Engagement möglichst schnell viele Nachahmer findet.

TFI - Daten & Fakten


Das TFI forscht seit 1964 auf dem Gebiet textiler und inzwischen auch elastischer Bodensysteme - von den Rohstoffen über die Fertigung, Verlegung und Nutzung bis zur Entsorgung. Dabei stehen die Aspekte Qualität, Ökologie und Ökonomie sowie deren Wechselwirkungen im Mittelpunkt. Mitglieder des eingetragenen Vereins sind führende deutsche und ein Schweizer Teppichbodenhersteller. Die Tochterfirma Textiles & Flooring Institute befasst sich mit der Prüfung, Überwachung und Zertifizierung von Boden- und Wandsystemen sowie Heimtextilien. Darüber hinaus gehören Ökobilanzierung, Schulungen und Technologietransfer zu den Aufgaben.
aus BTH Heimtex 07/11 (Wirtschaft)