Home Trendberater: Interview mit Geschäftsführer Henning Ruf

"Keine Werbung mehr von der Stange"

Die Kooperation Home Trendberater sieht sich auf gutem Wachstumskurs. Der Marketing- und Einkaufsverband in Leinfelden-Echterdingen hat die Weichen frühzeitig neu gestellt und will die individuelle Profilierung seiner Mitglieder fördern. BTH Heimtex Redakteurin Petra Lepp-Arnold sprach mit Geschäftsführer Henning Ruf über Strukturveränderungen und aktive Strategien - vom professionellen Internet-Auftritt bis zu Inhouse-Seminaren mit persönlichem Coaching.

BTH Heimtex: Herr Ruf, Sie sind Geschäftsführer von Home Trendberater, Spezialist für Vertrieb und Marketing, Trainer, Coach, Erfa-Gruppenleiter, Dozent... Warum üben Sie so viele verschiedene Funktionen aus? Verzetteln Sie sich dabei nicht?

Henning Ruf: Die Frage ist doch: Was brauchen die Mitglieder? Aus unserer Sicht ist es extrem wichtig, Netzwerke zu stärken. Bei meiner nebenberuflichen Tätigkeit als Dozent an der Textilfachschule Nagold erhalte ich viel Input. Dieses Know-how kann ich wiederum in meine Arbeit als Geschäftsführer der Home Trendberater einbringen und für unsere Mitgliedshäuser positiv umsetzen. Dasselbe gilt für die neun Erfa-Gruppen, wovon ich selbst drei leite. Dadurch bin ich ständig mit dem Ohr direkt am Markt und nehme wahr, welche Probleme, Ideen und Ziele die Betriebe haben.

In den dreizehn Jahren meiner Firmenzugehörigkeit hat sich die Branche technologisch, strukturell und sortimentsbedingt total verändert. Zu Beginn meiner Führungsaufgabe bei der ehemaligen Inku lag der Fokus ganz stark auf der Organisation von Schulungsveranstaltungen. Hinzu kamen deutschlandweite Werbekampagnen, ein einheitliches Corporate Identity mit der Dachmarke ohne Eigenprofilierung der Unternehmen.

Diese Strukturen würden heute nicht mehr funktionieren. Unsere Mitglieder hatten damals durchschnittlich zehn Mitarbeiter, heute sind es rund fünf. Chef und Belegschaft sind kaum mehr abkömmlich, auch angesichts längerer Ladenöffnungszeiten. Zudem haben sich die Informations- und Einkaufsmöglichkeiten der Verbraucher durch das Internet grundlegend verändert. Ich bin sicher: Wer heute so bleiben will wie früher, bleibt nicht lange, was er ist!

BTH Heimtex: Das alte Marketingkonzept der Kooperation wurde also komplett umgekrempelt. Was ist die größte Strukturveränderung?

Ruf: Bei uns gibt es keine Werbung mehr von der Stange. Wir stärken jetzt die individuellen Aktivitäten unserer Mitglieder, nach dem Motto: Ich bin die Marke. Der eigenständige Auftritt des Fachhändlers oder Handwerksbetriebs steht dabei im Mittelpunkt.

Diese Abkehr von großen überregionalen Kampagnen konnten wir vor allem deshalb sinnvoll umsetzen, weil die Hometrend-Gruppe zeitgleich die eigene Handelsmarkenwerbung verstärkt hat. Und diese Kampagnen nutzen die Home Trendberater natürlich mit Begeisterung.

Dazu zwei Beispiele: die Großflächen-Plakatierungsaktion mit Frauke Ludowig und die aktuelle Werbung "Ohne Handwerk kein Kunstwerk". Die Zahlen untermauern den Erfolg der aktuellen Strategie: Wir sind auf einem guten, zweistelligen Wachstumskurs.

BTH Heimtex: Welche Maßnahmen wurden konkret eingeleitet?

Ruf: Den wegweisenden Schritt haben wir 2004 mit der Einführung eines All-inclusive-Systems für alle Mitglieder gemacht. Wir sind weggegangen von einzelnen Bausteinen und haben Pflichtleistungen definiert, die aus unserer Sicht für das Überleben eines Unternehmens unerlässlich sind. Diese Grundleistungen deckt der reguläre Mitgliedsbeitrag ab. Darin enthalten ist unter anderem der Trendberater Treff, ein Erfahrungsaustausch, der zweimal im Jahr stattfindet. Dazu gehört ein Internet-Auftritt, den wir gestalten und pflegen, sowie eine Umsatzrückvergütung, die nur für Werbeaktivitäten genutzt werden kann.

Bei einer Auswertung stellten wir fest, dass die Betriebe aus eigenem Antrieb lediglich 0,9 % ihres Umsatzes für Werbung ausgeben. Alleine für Erhaltungswerbung veranschlagen Experten 3 %. Deshalb bekommt jeder Home Trendberater - zusätzlich zum Zentralregulierungs-Bonus - auf die Umsätze 2 % Werbe-Etat. Zum Beispiel werden Anzeigenschaltungen, Mailings, Druck und Verteilung der Wohnzeitschrift Home Trends ganz oder teilweise aus diesem Budget bezahlt.

Auch im Schulungsbereich mussten wir das Procedere auf den Kopf stellen. Wir bieten über die kooperationseigene Trendakademie jetzt zusätzlich Inhouse-Seminare beim Mitglied vor Ort, die ebenfalls über den Werbeetat abgerechnet werden können.

BTH Heimtex: Nochmals zurück zum Stichwort Eigenprofilierung. Sie wollen Ihre Mitglieder als Macher vor Ort positionieren. Welche Aktionen und Neuerungen stehen aktuell an?

Ruf: Wir sind jetzt bei Kaufda eingestiegen, dem Marktführer für Prospektwerbung im Internet mit monatlich durchschnittlich 12 Mio. Besuchern. Unter kaufda.de oder meinestadt.de sind die beteiligten Home Trendberater unter der Rubrik "Fachgeschäfte" aufgeführt und lassen sich auch mit dem Kaufda App per Iphone finden. Zudem haben wir in einem ersten Schritt begonnen, einen Online-Shop für Pflegemittel von CC Dr. Schutz in die Trendberater-Seiten zu integrieren.

Ein weiteres Projekt ist die kontinuierliche Individualisierung unsere Wohnzeitschrift Home Trends. Auf Rück- und Umschlagseite sowie einem neuen, 4-seitigen Beihefter können sich die Firmen persönlich präsentieren. Welcher regionale Handwerksbetrieb kann so mit seinen Kunden kommunizieren?

Zudem gibt es seit Mai 2011 einen komplett neuen Internetauftritt für Home Trendberater. Die Homepage kann individuell mit eigenen Bildern und Texten unserer Mitglieder gestaltet werden. Auch das gehört zu den kostenlosen Standardleistungen.

Home Trendberater - Daten und Faken


Home Trendberater GmbH & Co. KG
Nikolaus-Otto Straße 6
70771 Leinfelden-Echterdingen
Tel.: 0711 / 94 92-438
Fax: 0711 / 94 92-436
info@home-trendberater.de
www.home-trendberater.de

Geschäftsführung: Henning Ruf, Joachim Streichan
Gründung: 1989
Mitglieder: 215 selbstständige Fachhandels- und Handwerksbetriebe
aus BTH Heimtex 07/11 (Wirtschaft)