Kerakoll

Das Wort "Nachhaltigkeit" wird kaum benutzt


"Nachhaltigkeit" ist ein Begriff, der im Marketing und in der Selbstbeschreibung des italienischen Baustoffherstellers Kerakoll kaum vorkommt. Das verwundert, denn Kerakoll hat im vergangenen Jahr seine komplette Außendarstellung auf "Grüne Ökonomie" umgestellt. "The Green Building Company" steht im Firmenlogo der Italiener und das familiengeführte Unternehmen hat, nach eigener Aussage, ein "radikales Umdenken in Lebensweise und Unternehmensführung" eingeleitet.

Es gibt Gründe für Kerakoll, auf ein neues Image zu pochen. Die Baubranche gehört im Weltmaßstab zu den umweltbedenklichsten Industrien. Sie ist verantwortlich für 40 % des weltweiten CO2-Ausstoßes, verbraucht 35 % aller Umweltressourcen, erzeugt 38 % des Mülls auf der Erde und ist mit ihren chemischen Teilstoffen Verursacher gesundheitlicher Belastungen.

All das will Kerakoll so gut es geht vermeiden und hat seine Produkte auf der Grundlage der wichtigsten Zertifizierungen und Umweltlabels einer Einstufung unterzogen, die es Verarbeitern und Verbrauchern erlaubt, den ökologischen und gesundheitlichen Stellenwert zu beurteilen. Auch intern ist dem Unternehmen diese Produktbewertung ein Anstoß, die vorhandenen Rezepturen ständig zu verbessern, um das jeweilige Produkt in eine höhere Öko-Kategorie zu hieven.

Diese Anstrengungen schließen den Aspekt "Nachhaltigkeit" fraglos mit ein. Was also hat Kerakoll gegen den Begriff? Der Hintergrund für die Skepsis liegt in der Bewertung eines einzelnen Produktes und im Verhalten mancher Mitbewerber. "Ein einzelnes Bauprodukt kann nicht im Sinne von LEED als nachhaltig zertifiziert sein, wie es manche Hersteller behaupten", sagt Enrico Abbati, International Business Managing Director von Kerakoll. LEED (Führerschaft in energie- und umweltgerechter Planung) ist ein Klassifizierungssystem des amerikanischen Green Building Council für ökologisches Bauen und beurteilt immer ein gesamtes Bauwerk, keine Einzelprodukte. Natürlich müssen die verwendeten Baumaterialien den Ressourcen schonenden und nachhaltigen Standards von LEED genügen, damit am Ende eine positive Gesamtbewertung herauskommt. Und genau das möchte Kerakoll bieten - Baumaterialien, die nach technisch jeweils neuestem Stand so umweltfreundlich und transparent sind wie möglich. Wer das "nachhaltig" nennt, dem wird Kerakoll sicher nicht widersprechen.
aus Parkett Magazin 04/11 (Wirtschaft)