Interview des Monats: van Landschoot, Matratzenfabrik Houben, Hückelhoven

"Unsere Handmade-Matratzen sind prädestiniert für den Fachhandel


Seit gut zwei Jahren gehört die Matratzenfabrik Houben zum belgischen Unternehmen van Landschoot, das selbst schon seit langem auf dem deutschen Markt aktiv ist. Inzwischen sind die Turbulenzen der Übernahme Geschichte und der Inhaber Luc de Coninck hat klare Vorstellungen davon, wie es innerhalb des Firmenverbundes mit Houben weitergehen soll. Haustex sprach darüber mit dem Verkaufsleiter Reinhard Strauß.

Haustex: Lassen Sie uns, bevor wir auf Houben zu sprechen kommen, zuerst ein wenig über van Landschoot reden. Wie ist das Unternehmen aufgestellt?

Reinhard Strauß: Bei van Landschoot handelt es sich um ein familiengeführtes Unternehmen, es wurde vor fast 90 Jahren gegründet. Heute ist Luc de Coninck der geschäftsführende Gesellschafter in der dritten Familiengeneration. Die vierte Generation arbeitet aber auch schon fleißig mit. Das Unternehmen beschäftigt in unserem Werk in Maldegem rund 100 Mitarbeiter im Schnitt, je nach Auftragslage variiert die Zahl übers Jahr. Außerdem gibt es das Werk New Hermat, das seit 30 Jahren zu van Landschoot gehört. Dort stellen rund 50 Mitarbeiter in einer hochmodernen Produktion Boxspringbetten her.

Haustex: Was produziert van Landschoot?

Strauß: In Maldegem haben wir einen Betrieb mit einer sehr hohen Fertigungstiefe und einen modernen Maschinenpark, der alle gängigen Matratzentechniken beherrscht. Van Landschoot verarbeitet sämtliche aktuelle Materialien, die am Markt verlangt werden. Allerdings hat sich durch den Erwerb von Houben und die hier ansässige Produktion einiges in der Konstellation verändert. Rückblickend muss man sagen, dass wir die Arbeit nach der Übernahme von Houben doch etwas unterschätzt haben. Die Integration zweier unterschiedlicher Betriebe ist nicht ganz einfach. Insofern freut es mich am meisten, dass unsere Kunden bei der Stange geblieben sind.

Haustex: In welchem Genre sind die Produkte von van Landschoot angesiedelt?

Strauß: Das Unternehmen arbeitet in konsumigen Preislagen, vom Preiseinstieg bis zur guten Mitte. Auch bei den Boxspringbetten von New Hermat bedienen wir die konsumige Mitte.

Haustex: Bei welchen Preislagen hört van Landschoot auf?

Strauß: Bei traditionellen Matratzen enden wir etwa bei einem EK von 250 Euro, bei Boxspringbetten ist es wegen der Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten schwierig zu sagen, aber dort steigen wir bei einem EK zwischen 500 und 600 Euro ein und hören etwa bei einem EK zwischen 1.800 und 2.000 Euro für ein Doppelbett auf.

Haustex: In welche Absatzkanäle liefert van Landschoot?

Strauß: In Belgien zählen Fachhändler und Möbelhändler dazu, sowie bestimmte Filial-Betriebe. Die generelle Ausrichtung ist aber stets, ein fachgerechtes, wertiges Produkt anzubieten.

Haustex: Was im Preiseinstieg nicht so leicht zu erfüllen ist.

Strauß: Schon, aber bei uns ist in der Matratze stets das enthalten, was in der Deklaration drauf steht. Auch beim Schaum. Wegen dieser Firmenphilosophie bin ich auch so lange schon im Unternehmen tätig. Unser Ziel ist es immer, beim Produkt eine gute Qualität und Optik mit einem guten Preis, einem zuverlässigen Service und kurzfristiger Lieferung zu kombinieren: reelle Ware zu reellen Preisen. Das ist uns immer gut gelungen, auch auf dem deutschen Markt, den wir bislang zwar nicht mit der letzten Intensität, aber doch flächendeckend bedient haben. Damit haben wir guten Erfolg gehabt. Es ist selbst heute noch möglich, mit Anstand und Fairness dem Kunden gegenüber gute Geschäfte zu machen. Durch unsere Produkte haben die Kunden die Möglichkeit, ihre Marge und damit ihren Gewinn zu verbessern.

Haustex: Sie reden in der Vergangenheit. Wie ist es denn heute?

Strauß: Anfang der 90er Jahre war schon eine andere Zeit als heute. Damals gab es wesentlich mehr verbandsfreie Häuser, auf die wir uns im Wesentlichen konzentriert haben. So kamen wir auf recht ansehnliche Umsätze, die wir uns so in der Form erhofft hatten. Heute, in der neuen Konstellation, ist es so, dass wir mit Houben den deutschen Markt bedienen, während van Landschoot sich auf die Kernmärkte wie Benelux, Frankreich und Spanien konzentriert.

Haustex: Hatte van Landschoot somit in Deutschland vor dem Erwerb von Houben schon einmal bessere Zeiten gesehen?

Strauß: Die Umsätze sind in Deutschland zwar leicht zurückgegangen, aber das hatte firmeninterne, strategische Gründe. Van Landschoot musste einfach Schwerpunkte im Vertrieb setzen, und die lagen nicht auf dem deutschen Markt. Daher hat Luc de Coninck schließlich Houben übernommen, um den deutschen Markt von einem deutschen Standort mit einer deutschen Produktion stärker bearbeiten zu können. Hinzu kommen die Synergie-Effekte, die van Landschoot durch den Verbund der drei Unternehmen schöpfen möchte.

Haustex: In der Anfangszeit nach der Übernahme hat es, was normal ist, ein wenig bei Houben gerumpelt, auch personell.

Strauß: Das stimmt. Im Vertrieb gab es zwei Vorgänger, bevor Luc de Coninck mich vor rund 18 Monaten beauftragte, mich um den Vertrieb bei Houben zu kümmern.

Haustex: Was hat für van Landschoot letztlich den Ausschlag gegeben, Houben zu übernehmen?

Strauß: Beide Unternehmen passen von der Firmen- und Produktphilosophie sowie der Fertigungstiefe bestens zueinander. Auch bei Houben wird in der Matratzenproduktion fast alles selbst gemacht. Es gibt nicht viele Unternehmen in der Matratzenbranche, die so aufgestellt sind wie wir. Die Rohmaterialien werden von namhaften und qualitativ hochwertigen Lieferanten eingekauft. Gerade bei den Kernen sind wir in der Lage, durch unseren guten Maschinenpark den gelieferten Stahl zu Bonnell-, Taschen- oder Luxusfederkernen zu verarbeiten sowie mit den hochmodernen Schaumschneidemaschinen die Schaumblöcke mit ausgezeichneten Profilen zu verarbeiten. Neben der Produktion der Matratzenkerne haben wir hier auch eine eigene Stepperei und Kaschiererei. Für uns ist es ganz wichtig, wenige Produktionsschritte auszulagern und stattdessen möglichst viel hier zu vollziehen.

Haustex: Hätte man dann nicht einfach die Produktion von Houben zu van Landschoot verlagern können?

Strauß: Auf keinen Fall. Unser Standort in Deutschland und dadurch die Nähe zum Kunden ist extrem wichtig, nur so sind ein flexibles Handeln und ein guter Service gewährleistet. Zudem ist van Landschoot voll ausgelastet und die erforderlichen Produktionen für den deutschen Markt wären nicht realisierbar. Jedes Unternehmen für sich hat natürlich auch seine Stärken und wir können voneinander lernen.

Haustex: Es ist hinlänglich bekannt, dass Houben ein wichtiger Lieferant für Matratzen Concord war. Bleibt es dabei?

Strauß: Ja, wir arbeiten bei Houben schon über 20 Jahre mit Concord zusammen, das hat schon eine gewisse Tradition. Seid der Übernahme sind einige Großkunden dazu gekommen. Gerade vor ein paar Wochen haben wir einen weiteren guten Kunden gewinnen können, der im oberen Preissegment angesiedelt ist. Mit unserem extra erweiterten eigenen Fuhrpark können wir die Kunden in ganz Deutschland beliefern. Natürlich wollen wir dies immer weiter ausbauen.

Haustex: Was ist bei Houben geschehen seit der Übernahme durch van Landschoot?

Strauß: Wir haben also erst einmal die verschiedenen Absatzwege und die Kundenstruktur analysiert und uns neuen Ziele gesteckt, zusätzlich wurde das Sortiment optimiert. Außerdem haben wir in die Modernisierung des Maschinen- und Fuhrparks investiert. Um das durchzuführen, brauchten wir eine gewisse Zeit, aber jetzt sind wir soweit, dass wir den deutschen Markt mit neuem Schwung bedienen können.

Haustex: Was hat sich bei den Mitarbeitern geändert?

Strauß: Es hat in der Führungsebene gewisse Veränderungen gegeben, aber in den Ebenen darunter vertrauen wir auf das Know-how der vorhandenen Mitarbeiter. Viele von ihnen sind schon seit vielen Jahren bei uns. Die wichtigen Leute in der Produktion sind nach dem Inhaberwechsel bei Houben geblieben. Im Außendienst hat es aber einen kompletten Wechsel gegeben. Wir sind bundesweit mit vier Mitarbeitern vertreten. Aber wir wollen uns stetig erweitern und sind immer auf der Suche nach guten Mitarbeitern.

Haustex: Haben Sie die Produktpalette nur gestrafft, oder zusätzlich um neue Artikel erweitert?

Strauß: Generell haben wir alle Produkte auf den neuesten Stand gebracht, was Bezugsstoffe oder Schnitte angeht. Neu ist zum Beispiel auch unsere Handmade-Linie. Damit möchten wir neue Absatzmöglichkeiten erschließen und haben wohl ins Schwarze getroffen.

Haustex: Was zeichnet Handmade aus?

Strauß: Von Hand wird eine Verknüpfung zwischen Abdeckung und Matratzenbezug vorgenommen, so dass die Matratze eine ganz andere Optik erhält. Außerdem ist solch ein Produkt nahezu unempfindlich gegen das Verrutschen des Bezugs. Die Matratze sieht sogar nach Jahren noch gut aus. Die Handmade-Matratzen zeichnen sich durch die Verarbeitung hochwertiger Materialien aus. Wir bieten Handmade mit verschiedenen Kernen und unterschiedlichen Abdeck-Materialien an. Der Liegekomfort der Handmade ist ganz besonders.

Haustex: Bleibt bei Houben strategisch somit alles beim Alten?

Strauß: Gewiss nicht, denn sonst wäre das Unternehmen ja nicht von van Landschoot übernommen worden. Wir suchen eine gesunde Mischung der Kunden, die Houben bedient und wollen deshalb im Bereich Fachhandel stärker werden, ganz klar. Houben bietet ein gutes, hochwertiges Produkt. Wir sind in der Lage, für Verbände, Filialisten und weitere Kundengruppen eigene Produkte zu kreieren, unterstützend steht eine eigene Marketingabteilung zur Verfügung, die für die Unternehmen aus der Gruppe van Landschoot und New Hermat und weitere Firmen arbeitet. Wenn ich mir die Produkte ansehe, die Steppungen, die Maschinen und die Leute in der Produktion, dann braucht sich Houben nicht hinter anderen Anbietern zu verstecken. Tatsächlich ist es ja so, dass wir als Lohnbetrieb Matratzen für Anbieter produziert haben, die schon lange im Fachhandel unterwegs sind. Im Prinzip produzieren wir also heute schon Fachhandelsprodukte. Als ich hier angefangen habe, da hat mir als Schwabe gleich die Sauberkeit gefallen, alles ist zertifiziert und belegt. Das hat mich positiv überrascht. Die Voraussetzungen für ein kompetentes Fachhandelsprodukt sind somit gegeben.

Haustex: Wie wollen Sie in Zukunft den Absatz im Fachhandel stärken?

Strauß: Indem wir ständig an unseren Produkten arbeiten, den Service immer weiter verbessern. Indem wir Produkte machen, mit denen der Handel Geld verdient.

Haustex: Wie weit sind derzeit die Kapazitäten bei Houben ausgelastet?

Strauß: Wir sind stark ausgelastet und haben seit einigen Wochen, aufgrund des hohen Auftragseingangs, eine zweite Schicht eingeführt.

Haustex: Planen Sie angesichts der hoffentlich zusätzlichen Kunden im Fachhandel Veränderungen im Vertrieb?

Strauß: Der Außendienst bedient den Fachhandel und den mittelständischen Möbelhandel, und die Großkunden werden von mir und/oder der Geschäftsleitung besucht. Wie bereits erwähnt, sind wir aber immer auf der Suche nach guten Mitarbeitern.

Haustex: Und mit welchen speziellen Produkten zielen Sie auf den Fachhandel?

Strauß: Mit einem hochwertigen, interessanten Angebot. Von Federkern- und Kaltschaummatratzen, die sich durch guten Liegekomfort und durch besondere Qualitätseigenschaften auszeichnen und mit unserem Boxspring-Sortiment. Der VK reicht bei den Matratzen von 399 bis 799 Euro und ermöglicht dem Fachhandel eine gute Kalkulation. Die Handmade ist zum Beispiel ein klassischer Artikel für den Fachhandel und die Fachhandelsabteilungen. Ganz nach unserer Philosophie, ein gutes Produkt zu einem sehr guten Preis anzubieten, liegt solch eine Matratze im EK bei etwa 300 bis 400 Euro. Das ist für eine Handmade-Matratze ein sehr guter Preis. Der Grundgedanke dabei ist, dass der Kunde sich seine Matratze individuell zusammenstellen kann, also den Kern, die Abdeckung und den Bezugsstoff. Außerdem haben wir extra für die Handmade eine sehr teure Maschine gekauft, um je nach Wunsch den Namen des Händlers auf die Matratze sticken zu können. Dazu gibt es zu jeder Matratze ein Zertifikat, auf dem steht, wer die Matratze wann produziert hat, wer sie endkontrolliert hat. Eine Hälfte des Identifikations-Stickers befindet sich auf der Matratze und die andere Hälfte auf der Urkunde.

Haustex: Welche Rolle spielt New Hermat im Firmenverbund?

Strauß: Eine sehr wichtige, da die Nachfrage bei Houben steigt. Das Unternehmen hat als Boxspring-Spezialist für van Landschoot schon immer eine wichtige Rolle gespielt, weil in den Kernmärkten Benelux sehr viel auf Boxspring-Betten geschlafen wird. Die Produktion im belgischen Beaumont ist sehr modern und rationell. Innerhalb von weniger als einer Stunde kann dort heute ein Bettrahmen montiert, gepolstert und bezogen werden. Die Rolle von New Hermat wird weiter zunehmen, da das Thema Boxspring-Betten nach unserer Erfahrung auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt. Die Anfragen erhalten wir verstärkt von Möbel- und Bettenfachhändlern. Aufgrund der relativ geringen Verkaufsfläche ist ein repräsentatives Boxspring-Sortiment im Fachhandel aber schwierig darzustellen. Auf der Möbelmesse im Januar werden wir daher ein System vorstellen, das anhand eines umfangreichen Katalogs ermöglichen soll, mit relativ wenig Fläche die Typenvielfalt darzustellen und erfolgreich Boxspring zu verkaufen. New Hermat produziert für uns und wir liefern unter dem Namen Houben aus.

Haustex: Wie wird sich die van Landschoot Gruppe auf der Möbelmesse darstellen?

Strauß: Wir werden umziehen von unserem bisherigen Stand am Rand der Halle 9 und mit Fey tauschen. Auf der verkleinerten Fläche werden wir unser Vermarktungskonzept für Boxspring-Betten ebenso zeigen wir unsere Handmade-Linie.

Haustex: Wenn wir etwa fünf Jahre weiter blicken, wo soll Houben dann stehen?

Strauß: In erster Linie soll das Unternehmen erst einmal auf stabilen Beinen stehen. Wir wollen mit Fairness und Anständigkeit eine gesunde Kundenstruktur bedienen. Man darf nicht vergessen, wo wir als ehemals insolventes Unternehmen hergekommen sind. Außerdem müssen wir die notwendige Flexibilität haben, um schnell auf die Erfordernisse des Marktes reagieren zu können.

Haustex: Und wie weit sind Sie damit schon gekommen?

Strauß: Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch genügend Potenzial. Wichtig sind die Arbeitsteilung innerhalb der Firmengruppe und die hohe Fertigungstiefe in den Betrieben, die wir heute schon haben. Durch die Übernahme durch van Landschoot haben sich die unternehmerischen Möglichkeiten bei Houben deutlich erweitert, finanziell wie produkttechnisch.

Matratzenfabrik Houben in Kürze


Matratzenfabrik Houben GmbH
Breite Straße 180
41836 Hückelhoven-Hilfarth
Tel.: 02433/9740
Fax: 02433/974-115
Internet: www.mfhouben.de
E-Mail info@mfhouben.de

Geschäftsführer: Luc de Coninck

Verkaufsleiter: Reinhard Strauß

Produkte: Matratzen, Boxspring-Betten

Mitarbeiterzahl: rund 100

MF Houben ist ein Unternehmen der van Landschoot Gruppe:

Van Landschoot NV
Aalterbaan 119
9990 Maldegem
Belgien
Tel.: 0032/50/71 12 38
Fax: 0032/50/71 69 64
Internet: www.vanlandschoot.be
mail: info@vanlandschoot.be

Inhaber: Luc de Coninck
aus Haustex 11/11 (Wirtschaft)