90 Jahre Geska Bettwarenfabrik

Familienunternehmen auf Europakurs

Alzey - 90 Jahre, seit vier Generationen in der Hand einer Familie: die Geska Bettwarenfabrik feiert in diesen Tagen ihr Jubiläum. Laute Worte und spektakuläre Aktionen waren nie die Sache der Familie Schüler. Zuhören was der Kunde wünscht, beobachten, Veränderungen früh erkennen und reagieren sowie die Erfahrungen und das Wissen weitergeben - so arbeitet die Unternehmerfamilie bis heute. Und das mit gutem Erfolg. Über 100 Mitarbeiter beschäftigt das vollstufige Traditionsunternehmen an zwei Standorten. Von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum fertig verpackten Endprodukt liegt alles in einer Hand.

Im Industriegebiet von Alzey, etwas zurückgesetzt von der Straße, liegt der flache, zweckmäßige Gebäudekomplex. Hier entwickelt Geska die Ideen und Entwürfe für die hochwertigen Bettwaren; viele davon sind Sonderanfertigungen und Maßarbeiten. Hinter dem Erfolg, das Unternehmen über fast ein Jahrhundert in der Hand der Familie zu halten, stehen Respekt, Vertrauen in das Wissen und Können der Mitarbeiter, unternehmerische Verantwortung und die Leidenschaft für Stoffe, Kissen und Zudecken. Die Qualität ihrer Produkte messen die Geskaner nicht nur an der Güte der Rohwaren und deren Verarbeitung. Ziel ist es immer Bettwaren zu fertigen, die einem erholsamen Schlaf dienen. Seit vier Generationen werden das Branchenwissen und die Erfahrungen weitergegeben - ein Garant für Stabilität und Flexibilität. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte jedoch nicht in der rheinhessischen Kreisstadt Alzey.

Die Brüder Carl und Otto Schüler gründeten 1921 die Firma Gebr. Schüler zunächst als reine Wollspinnerei im bayerischen Kulmbach und legten damit den Grundstein für die heutige Geska Bettwarenfabrik GmbH. So waren es in den Pionierjahren auch vor allem Strickjacken und Wolldecken, die für den viel versprechenden Start sorgten. Bereits fünf Jahre später, 1927, brachte die Idee von Carl den entscheidenden Impuls: der Produktionsbeginn hochwertiger Stepp- und Daunendecken sowie mit Naturhaar gefüllten Matratzen. Das Wachstum des neuen Geschäftszweiges machte den Umzug ins benachbarte Kasendorf erforderlich, wo Carl gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Hans und Ewald die Geschäfte weiterführte. Die Wirren des 2. Weltkrieges forderten von der Familie wirtschaftlich und persönlich ihren Tribut. Hans kehrte wohlbehalten zurück, doch sein Bruder Ewald gilt seitdem als vermisst. Im Jahre 1949 übernahm Hans die Geschäfte von seinem Vater. Gemeinsam mit seiner Frau Margarete erarbeiteten sie den Wiederaufbau von Geska. Die Belieferung von Kliniken und Hotels mit Zudecken und Kissen über den Objekt-Großhandel entwickelte sich schon bald zu einem wichtigen, neuen Geschäftsfeld.

Und das florierte so gut, dass sich die Eheleute nur vier Jahre später dazu entschlossen, einen weiteren Standort aufzubauen. Auch wenn die Besatzungszonen im Mai 1949 mit Inkrafttreten des deutschen Grundgesetzes aufgehoben und die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, sollte er in jedem Fall hinter dem Rhein liegen. Im verkehrsgünstig gelegenen Alzey, am Rande des Rhein-Main-Gebietes und am Autobahndrehkreuz zwischen der Ost/West- und Nord/Süd-Verbindung, wurde 1952 das zweite Werk eröffnet. Heute ist Alzey der Entwicklungs- und Verwaltungsstandort des Unternehmens. Mit dem neuen Standort kam auch der neue Firmenname: GESKA - GE für Gebrüder, das S steht für Schüler, den Nachnamen der Gründer, K für Kasendorf und "A" für Alzey, den Orten der beiden Fertigungsstätten. Doch schon kurz nach der Eröffnung der Alzeyer Niederlassung zeichnete es sich ab, dass Kasendorf auf Dauer wohl nicht zu halten war. Es bot zu wenig Raum für eine Weiterentwicklung und musste 1955 geschlossen werden.

1968 folgte die Übergabe an die dritte Generation: Jürgen Schüler und seine Frau Jutta modernisierten in den folgenden Jahren den Betrieb grundlegend. Mit der Konzentration auf waschbare Bettwaren mit Synthetikfüllung für den Betten-Fachhandel, für SB-Warenhäuser sowie Spezial-Bettwaren für den Objekt-Großhandel trieben sie das Wachstum erfolgreich weiter voran. 1996, zum 75-jährigen Firmenjubiläum, arbeiteten 50 Mitarbeiter in Alzey. Im gleichen Jahr begann Tochter Beate nach BWL-Studium und Auslandsaufenthalt im elterlichen Unternehmen mitzuarbeiten.

Zum Jahrtausendwechsel stand bei Geska der dritte Generationswechsel an: Beate Knell übernahm die Geschäftsführung. Bis heute ist die Firmenphilosophie eng mit der Unternehmensgeschichte verknüpft: Der Name "Geska" steht für Tradition und Qualität, für Kontinuität und Innovation. "Unser Ziel war und ist es, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, sie effizient umzusetzen, um sie dann kostenbewusst zu produzieren. Unsere Erfahrung und der ständige Dialog mit unseren Kunden sind dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor", fasst Beate Knell zusammen. Vor allem beim jüngsten Geschäftszweig ist diese Kompetenz essentiell: Spezialisten in Alzey entwickeln Matratzen und Bettwaren in individueller Maßarbeit für Wohnmobile, Yachten und Boote. Für die Fertigung der gesamten, umfangreichen Produktpalette musste Beate Knell aus wettbewerbstechnischen Gründen einen alternativen Standort suchen.

Heute ist Geska ein fortschrittliches, europaweit agierendes Textilunternehmen mit dem Einsatz und der Leidenschaft eines Familienbetriebes. Die verkehrsgünstige Lage des Stammhauses in Alzey und ein ebenso leistungsstarker wie logistisch vorteilhaft gelegener Fabrikationsort in Polen verschaffen dem Unternehmen eine schnelle Anbindung an die wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Deutschlands und Europas, das heißt Flexibilität und Kundennähe auf kurzen Lieferwegen. Gerade für ein mittelständisches Unternehmen sind dies zusammen mit kontinuierlichen Investitionen die wichtigsten Wachstumsmotoren. "Wer bei den Entwicklungen der Branche nicht mithalten kann, verliert ganz schnell den Anschluss. Das gilt für ein mittelständisches Unternehmen wie wir es sind in besonderem Maße. Daher investieren wir fortwährend in die Weiterentwicklung des Unternehmens und in die Qualität unserer Produkte. Nur so können wir den immer neuen Kundenwünschen und veränderten Marktsituationen gerecht werden, beziehungsweise ihnen den entscheidenden Schritt voraus sein", beschreibt Beate Knell die Arbeitsweise von Geska. "Ein Unternehmen mit so einer langen Tradition zu führen, ist eine große Verantwortung. Ich habe sie gerne übernommen und es macht mich stolz, das Erbe meines Vaters, Großvaters und Urgroßvaters fortzuführen. Und wer weiß, vielleicht möchte ja eines Tages eines meiner Kinder diese Verantwortung übernehmen."
aus Haustex 11/11 (Wirtschaft)