Trevira: Neuausrichtung hat begonnen

Marketingaktivitäten sollen 2012 verstärkt werden

Mit den neuen Eigentümern ist Trevira gut durch das Jahr gekommen. Auf der Presse-konferenz in Augsburg wurde der Blick aber vor allem nach vorne gerichtet. 2012 sollen das Marketing verstärkt und gleichzeitig der Markenschutz ausgebaut werden. Als Markt mit guten Perspektiven hat man das Hotelgeschäft ausgemacht. Und schließlich wurde auch noch die erste Ökobilanz für Trevira-Fasern vorgestellt.

Nach einem guten ersten Halbjahr hat Faserhersteller Trevira in der zweiten Hälfte 2011 die nachlassende Konjunktur und die Unsicherheit der Märkte zu spüren bekommen. Marketingleiterin Anke Vollenbröker äußerte sich auf der Jahrespressekonferenz in Augsburg angesichts des zuletzt vor allem in Europa verhaltenen Geschäftsklimas aber insgesamt zufrieden; man erwarte, dass die geplanten Absatzzahlen weitgehend erreicht werden. Kaufzurückhaltung sei zwar auch beim Absatz der schwer entflammbaren Fasern und Filamente zu spüren gewesen. "Aber die Entwicklungspipeline der Hersteller ist gut gefüllt", so Vollenbröker. Die Anzahl von Markenanträgen liege mit rund 2.000 Einreichungen bis Ende Oktober auf Vorjahresniveau.

Schwer zu kalkulieren seien derzeit die Rohstoffkosten. Zuletzt hatte es aufgrund einer erneuten Verknappung in Asien Preiserhöhungen gegeben. Die könnten nur zeitversetzt und nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben werden, hieß es.

Viel Potenzial im Hotelgeschäft

Das Produktportfolio von Trevira fokussiert sich weiterhin in Richtung Spezialitäten und kundenspezifische Lösungen, neben schwer entflammbaren Fasern, Bikomponentenfasern für die Vliesstoffindustrie, pillarme Fasern für Bekleidung sowie PLA-Fasern (Ingeo). Hier hätten die Versuche bei den Kunden inzwischen das Produktionsstadium erreicht. Für 2012 rechnet man in diesem Segment mit einem "substanziellen Geschäft".

Außerdem hat Trevira das Hotelgeschäft als Markt mit guten Perspektiven ausgemacht. Weltweit seien rund 1 Mio. Hotelzimmer der Kategorie 4 bis 5 Sterne in Planung. Allein in Deutschland seien trotz eines starken Verdrängungswettbewerbs und Überkapazitäten 452 Bauvorhaben mit mehr als 70.000 Zimmern angekündigt. "Gewinner wird die Markenhotellerie mit eindeutiger Positionierung sein", erläuterte Svenja Fromm, Business Development Managerin bei Trevira, und fuhr fort: "Dabei sind zwei Dinge wichtig: Der Design- und der Wohlfühl-Faktor."

Beides begründet sich in der Inneneinrichtung und Textilien spielen dabei eine wichtige Rolle. Stoffe mit Baumwoll- oder Leinencharakter seien derzeit angesagt. Die aktuellen Trevira CS Kollektionen gibt es aber auch für andere Stilrichtungen.

Markenrechte sollen verstärkt geschützt werden

Nachdem Trevira Mitte 2011 von einem Konsortium der Polyester-Hersteller Indorama Ventures PCL (Thailand) und Sinterama (Italien) übernommen worden war, hat nun die Neuausrichtung des Unternehmens begonnen. Erste gemeinsame Projekte und Maßnahmen zur weiteren strukturellen Optimierung wurden in Angriff genommen.

Zu den Maßnahmen zählt auch ein Ausbau der Marketingaktivitäten um die Bekanntheit der schwer entflammbaren Produkte unter dem Markennamen Trevira CS weltweit zu steigern. Außerdem sollen spezielle Services für gute Trevira CS-Kunden angeboten werden. Einzelheiten zu dem Konzept werde man auf der Heimtextil in Frankfurt vorstellen.

Außerdem sollen die Maßnahmen zum Schutz der Marke verstärkt werden. Dazu werden in einer breit angelegten internationalen Kontrolle Stoffe, die unter dem Markennamen Trevira CS verkauft werden, einer chemischen Analyse unterzogen, um festzustellen, ob sie tatsächlich zu 100 % aus den flammhemmenden Trevira Garnen bestehen. Bei Zuwiderhandlungen werde man die Markennutzung rechtlich unterbinden, hieß es auf der Pressekonferenz. Das geschehe auch im Interesse der Kunden, die sich auf geprüfte Qualität und Sicherheit verlassen.

Ökobilanz für Trevira-Produkte erstellt

Auch in Richtung Umweltverantwortung und transparenter Produktion ist man bei Trevira aktiv geworden und hat die Hamburger Beratungsgesellschaft Systain mit der Erstellung einer Ökobilanz nach ISO 14040/44 beauftragt. Für den "ökologischen Fußabdruck" bewertete Systain alle Prozesse, die bei der Herstellung der Polyesterprodukte eine Rolle spielen - vom Erdöl-Bohrloch bis zur Trevira Laderampe. Ziel dieser Studie war es, den Verbrauch an Ressourcen sowie die Auswirkungen auf die Umwelt zu definieren und im Vergleich zur am häufigsten verwendeten Naturfaser darzustellen, der Baumwolle. Bewertet wurde auf der Basis von 1 kg textiler Fasern.

Beim Wasser- und Flächenbedarf sowie bei Eutrophierung (Überdüngungspotenzial) und Ökotoxizität (Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft) schnitten die Trevira Polyesterfasern deutlich besser ab als Produkte aus Baumwolle. So werden für die Produktion von 1 kg Stapelfasern lediglich 15 l Wasser verbraucht, für die gleiche Menge Baumwollfasern bis zu 7.442 l. Für Baumwolle wie auch andere Naturfasern werden große landwirtschaftlich nutzbare Flächen benötigt, für die Herstellung von Trevira Fasern und Garnen sind lediglich Flächen für die Förderung und Verarbeitung der Rohstoffe und für die eigenen Produktionsstätten erforderlich. Leicht besser als Baumwolle schneiden Trevira Polyesterprodukte auch bei der Humantoxizität sowie der Versauerung ab. In etwa neutral verhalten sich die Kriterien Klimaschutz und Ozonabbau.

Schlechter als Baumwolle steht Trevira Polyester beim Energieverbrauch, bei der Erschöpfung abiotischer Ressourcen und beim Energieaufwand für die Herstellung da. Zu der Entstehung von Sommersmog, der im Wesentlichen auf die Verbrennung von fossilen Brennstoffen zurückzuführen ist, trägt die Herstellung von Polyester deutlich stärker bei als die Produktion von Baumwollfasern.
aus BTH Heimtex 01/12 (Wirtschaft)