80 Jahre Tilldekor

Komplettes Sortiment rund um die Vorhangstange

Das Angebot von Tilldekor ruht auf zwei Säulen. Vitragen- und Caféhausstangen produziert der Dekorationstechnik-Hersteller am Werksstandort Sundern. Das Handelsprogramm mit Vorhanggarnituren und Gardinenzubehör wird weltweit bei ausgewählten Zulieferbetrieben bezogen. Der Vertrieb läuft traditionell über den Fachgroßhandel. In diesem Jahr feiert das international tätige Familienunternehmen sein 80. Firmenjubiläum - und hat noch viel vor.

In der Werkshalle von Tilldekor in Sundern hämmern lautstark die Maschinen. Im Sekundentakt formt dort ein Automat Profilrohre aus veredeltem Bandstahl, die rund oder flach zu Vitragenstangen, Caféhausstangen und Schleuderstäben verarbeitet werden. Als Mitnahmeartikel verpackt, gelangen die Aufhängesysteme aus dem Sauerland schließlich auf den deutschen und internationalen Markt.

"Die Vitragenstange ist ein Produkt, das in ganz Europa läuft", erklärt Reiner Tillmann, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens, das kürzlich sein 80-jähriges Jubiläum feierte. Der umsichtige Inhaber hat mit maßgeblichen Entscheidungen zur richtigen Zeit das Wachstum der Firma vorangetrieben. So wurde das Scheibenstangen-Programm in den achtziger Jahren noch aus den USA importiert. Als der hohe Dollarkurs die Einfuhr zunehmend verteuerte, stand bald fest, die Ware fortan am Stammsitz Sundern in Eigenregie zu produzieren.

Eigenproduktion plus Importware

Die Kernsparte mit Schleuderstäben, Vitragen- und Caféhausstangen aus Metall trägt rund die Hälfte zum nicht näher bezifferten Umsatz des Vollsortimenters bei. Die zweite wichtige Säule bildet das Handelsprogramm. Dazu werden Vorhanggarnituren einschließlich Zubehör wie Klammern, Haken und Schmuck-Accessoires weltweit bei ausgewählten Zulieferbetrieben bezogen. Der Vertrieb der marktkonformen Produktpalette in Einstiegs- bis Mittelpreislage erfolgt über den Fachgroßhandel. Die Exportquote wird auf 60% beziffert. Hauptabsatzgebiet ist Europa.

Tilldekor beschäftigt derzeit 35 Mitarbeiter in Vollzeit sowie 40 Aushilfen für Auftragsspitzen. Erweiterungsmöglichkeiten bietet die eigene Immobilie, ein 14.500m großes Grundstück im Stadtteil Stemel. Die überbaute Fläche von 9.000 m verteilt sich auf Produktion, Verwaltungsgebäude, Lager- und Versandhalle.

Vor fünf Jahren trat Fabian Menke, ein Neffe Reiner Tillmanns, als Nachfolger in das Unternehmen ein, wurde zunächst Geschäftsführer und ist seit Anfang 2012 Mitgesellschafter. "Ich bin sehr froh, dass die Firma in der Familie bleibt. Wir gehen jetzt in die dritte Generation", freut sich der Seniorchef über die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem 27-jährigen Betriebswirt. Er hat in Hongkong eine neue Gesellschaft gegründet und damit das Vertriebsnetz nochmals verstärkt. Firmenbeteiligungen innerhalb Europas führten zu einer Erweiterung des Geschäftsfeldes. Die regelmäßige Präsenz als Aussteller auf der Heimtextil-Messe in Frankfurt wird als Kontaktmöglichkeit zu deutschen und ausländischen Kunden genutzt.

Ein wichtiger Meilenstein war für Tilldekor 1989 die politische Öffnung in Osteuropa. Neue Kunden kamen hinzu. Parallel wurde das Lieferprogramm konsequent erweitert. Das Unternehmen sah sich aber auch einem zunehmenden Preisdruck ausgesetzt. Abhilfe schaffte Importware aus Taiwan, später aus China. Für die zugekauften Vorhangsysteme hat man die beiden Produktlinien Deco-Line und High-Line etabliert.

Zwei Linien für Fachhandel und DIY-Märkte

Das konsumige Mitnahmeprogramm Deco-Line besteht aus klassischen Massenartikeln für den DIY-Markt. Die Materialoberflächen sind vorwiegend in Edelstahloptik und alternativ in Messing Antik ausgeführt. Hier gibt es zwei unterschiedliche Varianten: Komplettgarnituren in PET-Boxen sowie Einzelteile in Blisterverpackung, die der Endkunde flexibel nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen kann. Deco-Line Erzeugnisse bilden bei den Importen mit einem Anteil von 80% den Schwerpunkt. Auch ein namhafter Anbieter im Baumarktbereich sei unter den Kunden, heißt es.

Vor vier Jahren hat Tilldekor die Serie High-Line für das höherwertige Segment entwickelt. Die Rundrohrstangen, Innenlaufsysteme und Flächenvorhangtechniken gelten als beratungsintensiv. Sie werden deshalb überwiegend an den raumausstattenden Fachhandel verkauft sowie zu einem kleinen Teil an den Möbelhandel. Typisch für die Erzeugnisse sind ein klares, modernes Design und kühle, puristische Farben wie hochglänzende Klavierlack-Töne in Weiß und Schwarz, Chrom sowie Aluminium satiniert. Mit der warmen Wohnfarbe Bronze Antik will man ältere Einrichter ansprechen.

"Die Diversifikation ist bei High-Line erheblich größer, weil eine andere Klientel angesprochen wird", erklärt Menke. Der Trend gehe zu stärkeren 20 mm-Durchmessern, in Osteuropa seien sogar 25mm gefragt. Der Grund: üppige Stoffe und zunehmend breitere Fensterflächen in der zeitgenössischen Architektur.
Bei den Modellentwürfen orientiert sich das Unternehmen vor allem an aktuellen Möbeldesigns. "Für die Entwicklung von Grundtendenzen wie Farben und Formen benötigen wir ein halbes Jahr Vorlaufzeit", berichtet Reiner Tillmann. Auch Kundenwünsche werden umgesetzt, zum Beispiel spezielle Endstücke.

Der Fachgroßhandel als Absatzmittler listet das gesamte Programm unter Eigenmarke. Weder beim Raumausstatter noch im Baumarkt tritt die Marke Tilldekor in Erscheinung. Die Sauerländer übernehmen zudem den kompletten Verpackungsservice. Das vom Kunden vorgegebene Layout wird auf die Mitnahme-Verpackung aufgebracht.

Traditionelles Design

Als klassische Longseller haben sich Vitragenstangen (70% Anteil) und Caféhausstangen (30%) seit vielen Jahrzehnten bewährt. Kombiniert mit einer Kurzgardine, schmücken sie überall dort, wo die Fenstergröße überschaubar ist: in Küche, Bad und Hauswirtschaftsräumen. Das etablierte Design sei nie verändert worden, bestätigt der 66-jährige Inhaber.

Bei der Reihe Cafe de Paris gibt es Kunststoff-Endknöpfe in einer eichelförmigen und zylindrischen Version. Die gängigste Farbe ist mit 80% Weiß. Die Auswahl der Optiken reicht von vermessingt und vernickelt in unterschiedlichen Ausführungen bis zu Braun, Schwarz und Weiß.

"Mit Vitragenstangen sind wir groß geworden", erinnert sich Reiner Tillmann, der 2012 ein ganz persönliches Jubiläum feiert. Vor 50 Jahren ist er zur Kaufmannsausbildung in die Firma für Gardinenzubehör eingestiegen, die der Vater Paul Tillmann und dessen drei Brüder 1932 gegründet hatten. Damals wurden Holdrehteile und Posamenten für die Gardinenindustrie gefertigt. Bald übernahm der junge Mann Führungsverantwortung. Betriebserweiterungen und schließlich die Verlagerung der Firma vom ursprünglichen Standort Lockweg nach Stemel in die Frankfurter Straße folgten. Als letzte Baumaßnahme wurde vor sechs Jahren eine neue, große Lagerhalle errichtet.


Pionier im Containergeschäft


Drapierhaken waren im ersten Container aus Taiwan, den Tilldekor geordert hatte. Das war vor 22 Jahren. Viele weitere Importe sollten folgen. "Wir haben festgestellt, dass die Artikel laufen", erzählt Reiner Tillmann. Der Auftrag eines Großkunden geriet im Jahr 2000 aber zur Zitterpartie: ein Container mit Seilspanngarnituren in Messing und Chrom für eine Weihnachtsaktion, Auftragswert 1,9Mio.DM. "Damals bin ich das erste Mal nach Taiwan geflogen." Als vorsichtiger Mensch habe er die Ware frühzeitig im November in ein extra angemietetes Lager anliefern lassen. "Alles klappte vorzüglich", ist sein Fazit in der Rückschau. Inzwischen arbeitet der Gardinenzubehör-Spezialist mit diversen chinesischen Lieferanten zusammen. "Wir achten darauf, dass die Fabriken leistungsfähig sind und die Aufträge bewerkstelligen können", sagt Fabian Menke. Die beiden Inhaber gehen selbst vor Ort und nehmen die Produktionsstätten in Augenschein. Der Verzicht auf Kinderarbeit und die Einhaltung von Umweltschutzrichtlinien seien neben Produktqualität und Lieferfähigkeit weitere Kriterien. Von 100 besichtigten Firmen habe man 80 aussortierten müssen.


Tilldekor Daten und Fakten


Reiner Tillmann GmbH
Frankfurter Straße 20
59846 Sundern-Stemel
Tel.: 02933 / 97 29-0
Fax: 02933 / 97 29-29
info@tilldekor.de
www.tilldekor.de

Geschäftsführung: Reiner Tillmann, Fabian Menke
Gründung: 1932
Mitarbeiter: rund 35 Vollzeit, 40 Aushilfen
Profil: Herstellung und Handel mit Dekorationstechnik
Produktsortiment: Vitragen- und Caféhausstangen, Stilgarnituren, Flächenvorhangtechnik, Schleuderstäbe, Gardinenzubehör und -accessoires
aus BTH Heimtex 10/12 (Wirtschaft)