Power Dekor: Europacenter mit Schauraum und Lager in Hamburg

Das Outlet-Geschäftsmodell und die Bambus-Offensive


Power Dekor, mit 30.000 Mitarbeitern und 1,5 Mrd. EUR Umsatz einer der größten Holz- und Laminatbodenhersteller der Welt, hat große Pläne. In drei bis fünf Jahren möchte der europäische Ableger des chinesischen Unternehmens aus Shanghai einer der führenden Lieferanten in der europäischen Fußbodenbranche sein. Das soll zum großen Teil über ein neues Geschäftsmodell geschehen: Direktverkauf an Fachhandwerker und Architekten im Outlet-Store - vor allem von Bambusparkett.

Die Idee stammt aus China. Dort gibt es keinen alteingesessenen Holzfachhandel. Vielmehr richten die großen Hersteller im ganzen Land eigene Verkaufsläden ein. Die gehören ihnen zwar selten zu 100%, fungieren aber als markentreue Lokalunternehmen und werden vom Fußbodenhersteller ausgestattet und beliefert. Power Dekor hat über 3.000 davon.

So ähnlich soll es auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern funktionieren. Ziel ist der Direktvertrieb an den Parkettleger. Dazu muss die Marke bekannt gemacht werden. Zwar ist ein zehnköpfiges Vertriebsteam schon bundesweit unterwegs, der eigentliche Fokus liegt aber auf städtischen Großräumen. Hamburg, wo im September 2012 das Europacenter von Power Dekor offiziell eröffnet wurde, ist dafür führendes Beispiel. In der Hafen- und Partnerstadt von Shanghai gibt es nun ein klimatisiertes Power Dekor Lager von 2.200 m mit 140 verschiedenen Produkten. Weitere drei Etagen mit Büros und Schauräumen zeigen verlegte Fußböden auf 1.100 m. Jeder Besucher ist willkommen, direkt kaufen kann aber nur, wer einen Gewerbeschein besitzt.

Dieser Outlet-Store soll nicht der einzige in Hamburg bleiben. Bei der Strategie wird auf lokale Flächendeckung gesetzt. Weitere Läden im Stadtgebiet der Metropole sind geplant. So sieht auch das Konzept für andere Großstädte aus, nicht nur in Deutschland. Power Dekor Geschäfte dieser Art gibt es bereits in Barcelona, in Antwerpen und bei Mailand. "Die Chinesen sind nicht mehr zu stoppen", sagt Gregor Gröger, Geschäftsführer von Power Dekor Europe. Man kann sich dagegen wehren oder davon profitieren. Gröger hat sich für Letzteres entschieden. Mit Partner Dr. Winfried Haag hält er eine 40% Beteiligung an der Power Dekor Europe. Die Mehrheit mit 60% gehört einer chinesischen Holding mit Sitz in Frankfurt.

Power Dekor als Teil des Großkonzerns Dare Global verfügt über ausreichend Kleingeld, um seinen Markteintritt in Europa mit langem Atem zu verfolgen. Gröger schätzt das chinesische Management: "Die sind in manchen Dingen deutscher und zuverlässiger als die Deutschen." Power Dekor nutzt in seinem Mutterland tatsächlich einen deutschem Maschinenpark und hält sich strikt an Klicklizenzvereinbarungen mit Unilin und Välinge. Sein Know-How in der Parkettherstellung verdankt Power Dekor der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Produzenten Kährs. Dessen Lizenz ist zwar abgelaufen, aber die Kooperation besteht weiter und es ist kein Geheimnis, dass Power Dekor Mehrschichtparkett im Aufbau mit dem schwedischen Vorbild nahezu identisch ist.

Wichtigstes Produkt im Sortiment ist aber Bambusboden. Den gibt es in allen denkbaren Varianten. Dafür wurde in Deutschland ein markantes Panda-Logo entwickelt. Eigentliches Wappentier von Power Dekor ist aber der Elefant. "Im Bambus sind wir die Nummer 1", sagt Gregor Gröger selbstbewusst. Diese Botschaft möchte er in Europa nicht nur Parkettlegern sondern auch Architekten und Bauträgern vermitteln. "Die wollen nichts von der Stange, und wenn solche Projekte ausreichend Umfang und Vorlaufzeit haben, können sie von uns individuell angefertigte Böden erhalten." Das gilt nicht nur für Bambus, sondern für alle Fußboden-Produkte von Power Dekor.


Die Welt-Strategie von Power Dekor


Power Dekor wurde 1995 gegründet und führte zunächst europäisches Laminat nach China ein. Die Kooperation mit Kährs (Schweden) und Anderson (USA) brachte Erfahrung für die eigene Parkettherstellung.

Heute ist das Unternehmen im Heimatland umsatzstärkster Laminat- und Holzbodenproduzent und besitzt zudem Wälder in Russland und Afrika. 2008 wurde eine globale Expansion ausgerufen. Vertriebstöchter in Hongkong, Südkorea, den USA und Europa wurden geschaffen. So konnte die Exportrate von damals 10 % auf heute 30 % gesteigert werden. Mittlerweile zählen sogar Haustüren, Schränke und andere Möbel zum Gesamtsortiment.
aus Parkett Magazin 06/12 (Wirtschaft)