25 Jahre Deco Team Happy Birthday

Erstmals ein Kundenmagazin für den Endverbraucher


2013 präsentiert sich das Deco Team zum 25. Mal auf der Frankfurter Heimtextil, aber von Messemüdigkeit ist bei den acht Unternehmen bei ihrem Jubiläums-Auftritt nichts zu spüren: Mit Trends, Talks und Themen ist man in Halle 3.0 dabei und stellt dort als Highlight ein neues Endkundenmagazin vor, in dem die Umsetzung der aktuellen Heimtextil-Trends gezeigt wird. Beim traditionellen Roundtable warf BTH Heimtex-Redakteurin Birgit Genz mit den Mitgliedern einen Blick zurück auf die Anfänge des Deco Team. Außerdem geht es um den aktuellen Status und die Planungen für die Zukunft. Mit am Tisch saßen Hendrik Unland (Unland), Burkhard Koop (Heco), Ottmar Ihling (Apelt Stoffe) sowie Birgit Schlenker, die das Deco Team von Anfang an begleitet und Konzepte und Veranstaltungen maßgeblich mitgestaltet hat.

BTH Heimtex: Ein Viertel Jahrhundert Deco Team - was war 1988 die Intention bei der Gründung?

Hendrik Unland: Wir waren der Meinung, auf der Heimtextil müsste mehr passieren. Uns hat auch nicht gefallen, dass die ausländischen Firmen in den Hallen genauso platziert wurden wie die einheimischen. Als einzelnes Unternehmen hätte man bei der Messeleitung aber keine Veränderung durchsetzen können. Daher haben wir uns gewissermaßen als nationaler Verbund der deutschen Gardinen- und Dekostoffhersteller gegründet.

BTH Heimtex: Mittlerweile hat sich die Mitgliederstruktur und die Zahl geändert.

Birgit Schlenker: Wir haben vor 25 Jahren mit 15 Mitgliedsfirmen angefangen, in besten Zeiten waren es sogar 23.

Unland: Heute ist das Deco Team ein Verbund deutscher Key-Player auf dem deutschen Markt - unabhängig davon, ob das Produkt in Deutschland produziert oder verlegt wird.

BTH Heimtex: Damit hat sich auch das Konzept verändert.

Unland: Zwangsläufig. Nachdem die Teppichleute zur Domotex abgewandert sind, wurde es schwierig, ein ganzheitliches Einrichtungskonzept vorzustellen. Aber ich denke schon, dass wir mit dem heutigen Ansatz richtig liegen. Das Deco Team ist ein Abbild der deutschen Branche und bietet dem Raumausstatter und Gardinenhändler ein interessantes Angebot auf der Heimtextil.

BTH Heimtex: Wie sahen die ersten Auftritte auf der Messe aus?

Unland: Im ersten Jahr gab es eine Talkshow mit Alfred Biolek und eine Modenschau mit Dekostoffen.

Schlenker: Es gab auch damals schon ein Forum, um das herum sich die Mitglieder präsentiert haben. Aber keine Kojen mit Dekorationen und kein fachliches Know how. Im ersten Jahr ging es vor allem darum, bekannt zu werden. Was wir geboten haben war reine Unterhaltung.

Nach ein paar Jahren wurden zum ersten Mal die Trendthemen in Dekorationen umgesetzt. Die Kojen kamen mit den ganzheitlichen Wohnkonzepten.

Der nächste Schritt waren Fachveranstaltungen, um den Besuchern einen Mehrwert zu bieten. Zu Anfang haben die Mitglieder das alles selbst gemacht, später haben wir kompetente Partner gewonnen. Gemeinsam greifen wir Themen auf, die Raumausstatter und Inneneinrichter interessieren. Ein absolutes Highlight ist inzwischen die Deco Show, weil das Publikum dort die Umsetzung der Trendthemen für sein Geschäft und sein Schaufenster gezeigt bekommt.

Die neue Ausrichtung hängt auch damit zusammen, dass die Messebesucher weniger Zeit haben als früher. Sie sind nur noch einen, maximal zwei Tage auf der Heimtextil und versuchen dabei natürlich so viel an Informationen mitzunehmen, wie möglich.

Unland: Das ist genau der Punkt. Wer heute schnell und ohne Anleitung über die Messe geht, kann kaum verstehen, was ihm da geboten wird. Wir versuchen den Besuchern Orientierung und Sicherheit zu geben, was Dekoration, Farbfindung und Trends angeht. Ich glaube, dass viel von dem hängen bleibt, was der Einzelhändler bei uns sieht. Er kann das mit nach Hause nehmen und dort gewinnbringend umsetzen.

BTH Heimtex: Hat sich denn auch das Messepublikum in den 25 Jahren verändert?

Ottmar Ihling: Ja, und zwar massiv. Es kommen nicht mehr fünf aus einer Firma, es kommt einer. Und die, die kommen, sind spezialisierter. Und statt 100 Konzerneinkäufern kommen heute noch 2 oder 3. Dafür ist die Messe inzwischen sehr exportlastig.

Auch der einzelne Besucher hat sich verändert. Vor 25 Jahren hat er die Ware gleich gekauft, die ihm gefallen hat. Im Dekohandel werden heute nur Muster gekauft - und das wird auch noch überlegt. Das ist aber ein grundsätzliches Problem: Wer traut sich heute überhaupt noch etwas? Viele müssten einfach aktiver werden.

Unland: Grundsätzlich gilt aber: Wer auf die eine internationale Top Messe im Jahr geht, interessiert sich für sein Produkt, für das was er tut und was er verkauft. Für diejenigen, die nicht nach Frankfurt kommen, sind die Kosten oft nur eine vorgeschobene Entschuldigung.

Schlenker: Der finanzielle Aufwand hält sich ohnehin im Rahmen. Mit dem Insider-Programm der Messe muss ich auf der Heimtextil eigentlich kein Geld ausgeben. Und wenn ich mir rechtzeitig ein Sparticket der Deutschen Bahn buche, kostet das auch nicht die Welt.

Burkhard Koop: Aber wir dürfen die Augen vor der Messemüdigkeit in der Branche nicht verschließen. Viele glauben sie seien umfassend informiert, wenn sie ein Außendienstler besucht hat. Aber da liegen sie falsch, denn der repräsentiert nur seine Firma. Was ich durch eigene Anschauung von der Heimtextil in ihrer Gesamtheit mitnehmen kann, verleiht mir einen ganz anderen Background im Verkaufsgespräch. Der Besuch der Messe ist eine Investition in meinen Geist. Das wird von vielen unterschätzt.

Unland: Unsere Produkte eignen sich generell nicht besonders dazu, sie aus dem Koffer zu verkaufen. Dekorationsformen, der Gesamteindruck sind wichtig beim Verkauf - das lässt sich auf einer Messe immer viel besser präsentieren als das Vertreter über Bilder oder Stoffmuster können.

Aber das Argument Messemüdigkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Selbst die - für meinen Geschmack inzwischen zu zahlreichen - Regionalmessen sind teilweise nicht ausreichend besucht, obwohl man dem Kunden geografisch näher rückt. Abgesehen davon, dass man die Produkte aus Frankfurt nicht auf diesen Regionalmessen findet.

Koop: Die regionalen Veranstaltungen lohnen sich unterm Strich nicht. Man kann sich dort nicht so präsentieren wie auf der Heimtextil. Keine Regionalmesse ist ein Ersatz für die Frankfurter Messe.

BTH Heimtex: Es gibt Stimmen, die sagen, Frankfurt sei zu groß. Diesen Kritikern gefallen die kleinen und gemütlichen Regionalmessen besser.

Koop: Man geht nicht zur Messe, um zu testen, wo es den besten Kaffee gibt. Ein Messebesuch ist konzentrierte Arbeit, und darauf bereitet man sich vor. Wenn ich auf eine Weltmesse gehe, informiere ich mich vorher, wer wo ausstellt - und das arbeite ich dann ab.

Unland: Wir sollten den Besuchern eine Art Fahrplan an die Hand zu geben: So mache ich das am besten, wenn ich ein, zwei oder drei Tage auf der Messe bin. Da muss ich hin, wenn ich einen Laden für Inneneinrichtung habe.

Koop: Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele Kunden den fünften Aussteller nicht mehr besuchen, weil sie bei den ersten vieren schon viel Geld für Musterbügel ausgegeben haben.

Unland: Die (zu) vielen Muster sind ein Grundproblem vieler Raumausstatter. Aber wo, wenn nicht auf der Messe, soll ich mich am besten darüber informieren können, mit welchen Partnern ich mein Geschäft betreiben möchte?

Der Einzelhandel ist meines Erachtens aufgefordert, seine Lieferantenauswahl nicht nach dem Zufallsprinzip zu treffen, sondern genau hinzuschauen. Das machen wir von der Industrie doch auch.

BTH Heimtex: Hat sich das Kaufverhalten Ihrer Kunden mit Blick auf das Internet geändert?

Unland: Unsere Branche kommt noch am ehesten um das Internet herum, weil wir ein Halb-Fertigprodukt haben, das man mit relativ viel Beratung und Service an die Fenster bringt. Das ist auch im Sonnenschutz so.

Ohne Internet wird es aber in unserer Branche in Zukunft nicht gehen. Der stationäre Händler wird zukünftig ein "Ladengeschäft" im Internet brauchen - in welcher Form auch immer. Eine reine Homepage ist nicht genug. Und je stärker die Partner, die dahinter stehen, desto mehr kann er verkaufen. Wenn ich mich nur über Wettbewerber wie Amazon oder Ebay beklage und selber in diesem Markt gar nicht mitspiele, dann muss ich mir überlegen, wie ich daran partizipieren kann.

Unland wird auf der Messe ein neues Modell vorführen. Wir werden zusammen mit unseren Kunden einen Internet-Shop für Sonnenschutzprodukte eröffnen, über den der Händler direkt verkaufen und wo der Endverbraucher seine Sonnenschutzanlagen direkt bestellen kann. Der Unterschied zu anderen Internetshops: Der Raumausstatter oder Fachhändler bekommt von diesem Geschäft die volle Marge, muss sich aber auch um den Service kümmern.

Wir testen das neue Internetportal mit zehn Kunden: "Gardinenmeier" hat eine Internetseite und demnächst einen Link auf einen eigenen Shop. Der heißt Gardinenmeier Sonnenschutz Shop und wird über die Marke Unland forciert. Aber für den Onlinekunden gibt es keinen Kontakt zu Unland, sondern nur zum Raumausstatter.
Im ersten Schritt bedienen wir Sonnenschutz, weil dieses Produkt viel öfter im Internet gekauft wird als eine Gardine. Bis Ende kommenden Jahres soll das Angebot bis hin zum vollen Sortiment ausgebaut werden, inklusive Gardine, auf Maß oder fertig. Geplant sind 300 Händler in Deutschland.

Koop: Wir könnten auch darüber nachdenken, mit dem Deco Team einen gemeinsamen Internet-Shop zu betreiben, in dem jedes Mitglied seinen eigenen Bereich hat.

BTH Heimtex: Das ist noch Zukunftsmusik. Gibt es aktuell neue Konzepte, Ideen, Aktionen?

Unland: Auf der Heimextil stellen wir ein Verbrauchermagazin vor mit redaktionellen Teilen und den Produkten der einzelnen Firmen. Damit schlagen wir eine Brücke von der Messe zum Endkunden. Gestreut wird es vom Einzelhändler, aber auch durch die Medien.

Schlenker: Viele Wohnzeitschriften sind leider sehr untextil geworden. Wir wollen deshalb textile Ideen zeigen.

Und wir geben dem Messebesucher etwas ganz Wichtiges an die Hand: Er erlebt die Trends in den Dekorationen, bekommt über die Dekoshows die Inspiration für sein Geschäft und mit dem Kundenmagazin ein Medium, mit dem er diese Ideen an seinen Kunden weitergeben kann. Professionelles und zeitgemäßes Acquise-Material.

Unland: Darauf aufbauend werden wir auch unsere Internetseite umgestalten. Durch das Magazin wird der Verbraucher auf die Seite aufmerksam. Dort erfährt er etwas über die Deco Team Mitglieder, die wiederum Links zu ihren Händlern auf ihren Webseiten haben. Damit bieten wir dem Handel einen echten Mehrwert.

BTH Heimtex: Wie oft soll dieses Magazin erscheinen?

Schlenker: Geplant ist zwei Mal pro Jahr.


Koop: Bei der Heco denken wir auch darüber nach, unsere Musterbügel mit einem Deco Team Logo zu versehen. In Verbindung mit der Zeitschrift kann das zu einem Markenlogo werden, das die Mitglieder auszeichnet.

BTH Heimtex: Deco Team - eine Marke für den Endverbraucher?

Unland: Warum nicht?!

BTH Heimtex: Was erwartet das Heimtextil-Publikum beim Deco Team außer der Vorstellung des neuen Magazins?

Schlenker: Wir haben wieder die vier Trendthemen der Heimtextil in klassische Aussagen verpackt und werden sie in jeweils zwei Dekorationen und Inszenierungen atmosphärisch und mit vielen Ideen für die Umsetzung im Handel präsentieren. In den Deco Shows, die erstmals am Donnerstag und Freitag stattfinden, werden sie ebenfalls aufgegriffen.

Die emotionale Wirkung der Innenausstattung und ganzheitliche Wohnkonzepte zeigen wir mit den Partnern MZE/2HK und Decor-Union, die auch an der Jubiläumsparty beteiligt sind, die von Nina Ruge moderiert wird. Active Online stellt Lösungen zur ganzheitlichen und emotionalen Produktpräsentation vor.

BTH Heimtex: Wir haben darüber gesprochen, wie sich die Messe und wie sich das Deco Team in den letzen 25 Jahren verändert haben. Was hat sich in dieser Zeit in der Branche verändert?

Unland: Damals wollten die Geschäfte ihren Kunden vor allem die Ware zeigen. Heute geht es um Konzepte. Viele haben das erkannt und sich entsprechend ausgerichtet: Ideen geben statt Muster zeigen. Andere sind noch zu zögerlich und haben Angst, den Kunden zu verlieren, wenn sie ihm ein bestimmtes Produkt nicht zeigen können. Aber diese Angst ist unbegründet: Mit einem gut sortierten Sortiment von drei oder vier Lieferanten hat der Händler alles, was er braucht. Er muss sich nur die richtigen Lieferanten aussuchen.

Ihling: Die Haushaltsgrößen haben sich geändert. Früher waren es Familien mit drei Kindern. Heute haben wir Millionen Singlewohnungen, in denen Stoff derzeit keine große Rolle spielt.

BTH Heimtex: Aktuell ist viel von der Flucht in Sachwerte die Rede. Kann die Branche davon profitieren?

Ihling: Im kommenden Jahr ganz sicher.


Deco Team Mitglieder 2013


-Apelt Stoffe
-Gardisette
-Heco
-Höpke Textilverlag
-Horn Textiles
-Porschen
-Stoeckel & Grimmler
-Unland
aus BTH Heimtex 12/12 (Wirtschaft)