Hohenstein Institute

Daunen und Federn unter der Lupe


Bönnigheim - Jährlich werden in Deutschland rund fünf Millionen Bettwaren mit Daunen- und Federnfüllung verkauft. Das Preisspektrum ist dabei groß - ganz so wie die Qualitätsunterschiede. Doch woran kann man hochwertige Bettwaren erkennen?

Um einen gesunden und erholsamen Schlaf zu gewährleisten, sind die Hersteller hochwertiger Bettwaren um die optimale Kombination von Füll- und Hüllenmaterialien bemüht. Zusätzlich werden die Qualität der Rohwaren und die Verarbeitung ständig überwacht, um einen einheitlichen Qualitätsstandard bei den Naturprodukten sicherzustellen. Die wichtigsten Kriterien sind dabei:

-Zusammensetzungdes Füllmaterials;
-Neuware vom Wassergeflügel;
-Füllkraft und Gebrauchstauglichkeit;
-Hygiene und Sauberkeit des Füllmaterials;
-Güte des Hüllenmaterials;
-zusätzliche Kriterien wie Schlafkomfort, Wärmeisolation und Schadstoff geprüfte Ware.

Dr. Juliane Hedderich, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI), des Verbandes der europäischen Bettfedern- und Bettwarenindustrie (EDFA) sowie der Kontrollgemeinschaft Federn-Siegel, betont die Bedeutung neutraler Qualitätskontrollen: "In ein Kissen oder eine Decke können Sie weder als Verkaufspersonal noch als Kunde hineinschauen und sich selbst ein Bild machen. Deshalb ist eine umfangreiche Auszeichnung der verwendeten Materialien und deren Eigenschaften notwendig." Die Volkswirtin und ausgebildete Normungsexpertin betont: "Dabei ist es aber wichtig, dass die Angaben ständig von neutraler Stelle kontrolliert werden. Nur so ist sichergestellt, dass der Kunde auch die hohe Qualität bekommt, für die er bezahlt hat."

Der "Traumpass"

Für kontrollierte Qualität bei Bettwaren mit Daunen- und Federnfüllung steht im deutschsprachigen Raum in erster Linie der "Traumpass" der Kontrollgemeinschaft Federn-Siegel. Dieser dokumentiert, dass der Anbieter der Bettware von DIN Certco zertifiziert wurde. Als Füllung dürfen nur neue Federn und Daunen von Gänsen und Enten der Klasse 1 nach DIN EN 12934 verwendet werden. Die Traumpass-Produkte unterliegen zudem einer ständigen Qualitätskontrolle mittels ,,Mystery Shopping", d. h. die Richtigkeit der gemachten Angaben wird ständig von neutraler Stelle kontrolliert. Initiiert wurde der "Traumpass-DIN-geprüft" (früher Federn-Siegel) vor über 30 Jahren durch die Kontrollgemeinschaft als Zusammenschluss von Herstellern von Daunen- und Federbetten. Instrument zur Erhaltung und Pflege des hohen Qualitätsniveaus ist dabei ein einzigartiges, fest organisiertes Aufkauf- und Prüfsystem für Bettwaren. Unter Aufsicht eines unabhängigen Notars kaufen neutrale Personen bundesweit anonym mit dem "Traumpass" gekennzeichnete Bettwaren ein. Wo diese regelmäßigen Testkäufe stattfinden, wird nach dem Zufallsprinzip bestimmt. Auf jeden Fall ist sichergestellt, dass die Bettwaren jedes Herstellers mehrmals im Jahr überprüft werden. Diese Testprodukte werden nun an die unabhängigen Hohenstein Institute geschickt und dort in akkreditierten Prüflaboratorien genauestens unter die Lupe genommen. Erfüllen die Hersteller die Angaben auf dem Etikett sowie die Anforderungen an Traumpass-Produkte nicht, darf das Zeichen nicht genutzt werden.

Unabhängige Prüf-Instanz

Die Hohenstein Institute sind ein international renommiertes Forschungs- und Dienstleistungszentrum mit Sitz im schwäbischen Bönnigheim. Die Hohensteiner Experten bieten in allen Bereichen der textilen Kette als kompetente Partner ihr spezifisches Know-how. Bereits vor 60 Jahren führten die Hohensteiner Spezialisten Dichtigkeitprüfungen am Hüllenmaterial von mit Daunen und Federn gefüllten Bettwaren durch. 1974 wurde dann die Federnprüfstelle gegründet, die bis heute u. a. für die Kontrollgemeinschaft Feder-Siegel e.V. regelmäßige Überprüfungen der Daunen- und Federfüllmaterialien, basierend auf der europäischen Kennzeichnungsvorschrift DIN EN 12934 durchführt. Unter der Leitung von Alexandra Hlawatsch bestimmen die Mitarbeiter der Federnprüfstelle Zusammensetzung des Füllmaterials und gleichen diese mit den Angaben am Produkt ab. Grundsätzlich gilt: Daunen sind hochwertiger und teurer als Federn, da sie eine bessere Füllkraft haben und eine höhere Wärmeisolation bieten. Da die Federn und Daunen von Wassergeflügel wiederum hochwertiger als diejenigen von Landvögeln sind, muss für die Füllung von Traumpass-Produkten zu mindestens 95 Prozent aus dem Federkleid von Gänsen und Daunen bestehen. Das Team von Alexandra Hlawatsch bestimmt deshalb neben den prozentualen Anteilen von Daunen und Federn auch die Geflügelart. Dies geschieht größtenteils in akribischer Handarbeit durch Aussortieren mit der Pinzette. Außerdem wird untersucht, ob es sich bei der Füllung um Neuware handelt, bei der der Anteil der minderwertigen Elemente (z.B. Daunenflug, Federnflug, Rückstände) zudem einen fest vorgeschriebenen prozentualen Wert nicht übersteigen darf. Die anonymen Prüfberichte werden von einem unabhängigen Notar unter Einbeziehung der bei ihm hinterlegten Herstellerangaben ausgewertet. Abweichungen stellen einen Verstoß gegen die Qualitätszusicherung auf dem Siegel dar und werden je nach Schwere von der Kontrollgemeinschaft geahndet. Dies kann bis zum Entzug des "Traumpass"-Labels führen.

Füllkraft und Gebrauchstauglichkeit

Die Qualität der Füllung von Daunen- und Federnbettwaren definiert sich insbesondere durch deren Füllkraft. Um die Füllkraft, d. h. Elastizität der Federn und Daunen, beurteilen zu können, wird in Laboruntersuchungen die mechanische Beanspruchung beim Schlafen im Labor nachgestellt. Danach wird ermittelt, in welchem Maße die Füllung innerhalb eines definierten Zeitraums wieder in die alte Form zurückkehrt. Bei der Beurteilung der Gebrauchstauglichkeit werden u. a. die Fertigmaße sowie das Füllgewicht der zu beurteilenden Bettwaren, aber auch anderer Fertigartikel wie Daunenjacken und Schlafsäcken, ermittelt. Die Werte müssen mit den Herstellerangaben übereinstimmen. Außerdem wird das Pflegeverhalten der Ware beurteilt. Dies geschieht unter anderem unter den Bedingungen der Haushaltswäsche und bei Aufbereitung in der Bettfedern- und Textilreinigung.

Als Qualitätsparameter für das Füllmaterial wird nicht nur dessen Zusammensetzung, sondern auch dessen Hygiene und Sauberkeit nach DIN EN 12935 im Labor ermittelt. Dies geschieht mit Hilfe verschiedener Prüfmethoden wie beispielsweise der optischen Trübungsmessung, der Messung der Sauerstoffzahl oder der Ermittlung des pH-Wertes. In Kombination geben die mikrobiologischen und chemischen Untersuchungen Aufschluss über den hygienischen Zustand und die Sauberkeit der Ware. Die Einhaltung der entsprechenden Anforderungen werden von den Mitgliedern des Verbandes der europäischen Bettfedern- und Bettwarenindustrie e.V. durch die Auszeichnung mit den Lizenzmarken "Daunasan" und "Downafresh" dokumentiert.

Das Gewebe der Hüllen wird von den Hohensteiner Experten nach DIN EN 12132 eingehend auf seine Daunendichtigkeit getestet. Dabei wird die Materialbeanspruchung beim Schlafen simuliert und der Zustand der geprüften Produkte danach fachlich beurteilt. Diese Prüfungen stellen die Basis für die Auszeichnung mit dem Label "Nomite" dar. Mit dieser Lizenzmarke dürfen die Mitglieder des europäischen Bettfedern- und Bettwarenindustrie Bettwaren kennzeichnen, die mit Federn und Daunen gefüllt sind und mit federn- und daunendichtem Hüllengewebe umhüllt sind. Bei Textilien aller Art steht der Oeko-Tex Standard 100 mit dem Label "Textiles Vertrauen" für Sicherheit durch neutrale Schadstoffprüfungen. Ein Produkt darf nur dann damit ausgezeichnet werden, wenn sämtliche Bestandteile ausnahmslos den jeweiligen Anforderungen des strengen Kriterienkataloges entsprechen. Auch bei Bettwaren darf eine Kennzeichnung mit dem Oeko-Tex-Label erst nach erfolgreicher Zertifizierung sowohl der Hülle als auch der Füllmaterialien erfolgen.

Anhand von Laboruntersuchungen mit dem Hohenstein Hautmodell und der thermischen Gliederpuppe Charlie lässt sich der Schlafkomfort von Bettwaren objektiv beurteilen. Die so genannte Schlafkomfortnote gibt im Schulnotensystem (1 = sehr gut bis 4 = mangelhaft) an, wie gut u. a. die Atmungsaktivität, die Fähigkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme und Wärmeisolation von Bettwaren ist. Durch die Angabe der Wärme-Isolationsklasse eines Produktes kann im Fachhandel zusätzlich, abhängig vom Körpergewicht und der individuellen Umgebungstemperatur beim Schlaf, für einen Schläfer die optimale Decke oder Deckenkombination ermittelt werden. Entsprechende Beratungssysteme für den Handel wurden von den Hohensteiner Wissenschaftlern für verschiedene Hersteller entwickelt. In Kombination miteinander ergeben die vielfältigen Prüfungen ein detailliertes Produktprofil für Bettwaren mit Daunen- und Federfüllung. Die Gewichtung der einzelnen Qualitätsmerkmale mag sich dabei von Verbraucher zu Verbraucher unterscheiden - dem Fachhandel bieten die entsprechenden Kennzeichnungen aber die Möglichkeit für eine qualifizierte Beratung, mit der er sich klar von den Angeboten aus dem Discount-Bereich abgrenzen kann.
aus Haustex 12/12 (Wirtschaft)