Norddeutsche Teppichfabrik im vorläufigen Insolvenzverfahren

Sanierung angestrebt

Weil trotz hoher Vermögenswerte die liquiden Mittel fehlen, hat die Norddeutsche Teppichfabrik Ende Juli Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das bereits vorliegende Finanzierungs- und Restrukturierungskonzept stimmt den eingesetzten Insolvenzverwalter "vorsichtig optimistisch". Für den langfristigen Erhalt des Unternehmens seien aber tiefgreifende Einschnitte unumgänglich.

Die Norddeutsche Teppichfabrik GmbH hat am 31. Juli 2013 beim Amtsgericht Schwarzenbek den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Betroffen sind rund 280 Arbeitsplätze. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Hannoveraner Rechtsanwalt Udo Müller bestellt. Der Geschäftsbetrieb wird unverändert fortgeführt.

"Wir mussten einen Insolvenzantrag stellen, weil trotz hoher Vermögenswerte derzeit nicht hinreichend Liquidität zur Verfügung steht", so Christoph Maaß, Geschäftsführer und Sprecher der Eigentümerfamilie, in einer Mitteilung an die Presse. Er gehe fest davon aus, das Unternehmen sanieren zu können: "Wir wollen so viele Arbeitsplätze wie möglich und die starke Marke Nordpfeil erhalten."

In den vergangenen Monaten hätten Eigentümer und Geschäftsführung an einem umfassenden Finanzierungs- und Restrukturierungskonzept gearbeitet. Neben Einsparungen und Personalabbau seien darin auch umfangreiche Investitionen enthalten. Das Konzept bezeichnete Insolvenzverwalter Müller als gute Basis für eine Fortführung des Unternehmens. Er sei vorsichtig optimistisch, die Norddeutsche langfristig erhalten zu können. Allerdings bedürfe es dafür tiefgreifender Veränderungen innerhalb der Firma.

Die Norddeutsche Teppichfabrik war 1951 von Hubertus Rösel gegründet worden und gehört als Tufter und Weber zu den großen und renommierten Unternehmen der deutschen Teppichbodenindustrie. Wie die gesamte Branche leidet man aber auch in Geesthacht seit Jahren unter dem schrumpfenden Markt für textile Bodenbeläge. 2009 wurde unter der Ägide des damaligen Mitgeschäftsführers Dietrich Wilhelm einiges verändert: Im gehobenen Management gab es einen Generationswechsel, Investitionen flossen in die Umstellung des Produktmixes, um die eigene Spinnerei besser auszulasten. Als erster deutscher Hersteller mit dem TFI-TÜV Proficert product-Siegel ausgezeichnet, zeigte sich die Norddeutsche ebenfalls auf der Höhe der Zeit.

Im April 2012 trat mit Sven Reiniger ein neuer Geschäftsführer aus der Immobilienbranche an die Seite von Christoph Maaß. Gemeinsam nehme man alle Teile des Unternehmens unter die Lupe, hieß es Anfang 2013, als auf Domotex und BAU ein starker Doppel-Auftritt hingelegt wurde. Allerdings war damals auch schon von einzelnen Entlassungen die Rede. Im Geschäftsbericht für 2011 werden 39,3Mio.EUR Umsatz genannt, der Jahresfehlbetrag lag bei 556.000 EUR, durchschnittlich wurden 307 Mitarbeiter beschäftigt.

Wie die Chancen für eine Sanierung des Unternehmens aus der Insolvenz heraus stehen, bleibt abzuwarten. Die Rahmenbedingungen sind für einen Hersteller textiler Bodenbeläge derzeit alles andere als günstig. Mit einem Investor aus der Branche ist momentan kaum zu rechnen. Interessant könnte für diesen allenfalls die Marke Nordpfeil sein.

Frisches Kapital ließe sich möglicherweise aus dem insgesamt 24 ha großen Firmengelände ziehen. Die örtliche Bergedorfer Zeitung berichtet, dass es eine Übereinkunft mit der Stadt Geesthacht aus dem Jahr 2012 gibt, wonach Teile im Flächennutzungsplan als Grünfläche, andere im Gegenzug als Bauland für Wohnhäuser ausgewiesen wurden.
aus BTH Heimtex 09/13 (Wirtschaft)