Cotton USA

Optimismus trotz unklarer Baumwollpolitik Chinas


Düsseldorf. Weltweit liegen Rekordmengen an Baumwolle auf Lager. Der Preisverfall wurde zunächst durch China gestoppt, doch die Zukunft ist unklar. Der amerikanische Baumwollverband sieht die Entwicklung gelassen.

Baumwolle als hochwertige Naturfaser wird nach wie vor vom Verbraucher bevorzugt und stark nachgefragt - gerade in Zeiten mit gesteigertem Qualitäts- und Umweltbewusstsein. Davon ist Allen A. Terhaar überzeugt, Senior Advisor von Cotton Council International. Baumwolle stelle mit mehr als 80 Prozent Weltmarktanteil die bedeutendste Naturfaser dar. Im Wettbewerb mit synthetischen und künstlichen Fasern sieht Terhaar seine Branche, insbesondere auf dem Gebiet von Forschung und Entwicklung, gut gerüstet: "Es gilt Qualitätsprodukte zu liefern, die höchsten Ansprüchen in Bezug auf Umwelt und Leistung gerecht zu werden und dies auch an Handel und Verbraucher unermüdlich zu vermitteln", betonte er auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Düsseldorf.

Als Vertreter der Baumwollindustrie gibt sich Terhaar naturgemäß optimistisch, wenn es um die eigene Branche geht. Die Aussichten für die weltweite Baumwollproduktion seien aufgrund der besser als erwarteten Witterungsbedingungen in den USA, China und Indien nach wie vor positiv. Die Lagerbestände für Baumwolle weisen laut Cotton USA derzeit ein Rekordhoch auf, weltweit gebe es jedoch eine positive Bilanz von Nachfrage und Verbrauch - mit einer Ausnahme: China.

Nach wie vor sei völlig unklar, ob und wie lange die die chinesische Regierung die nationalen Baumwollreserven weiter ausbauen wird; die internationalen Baumwollpreise wurden nach dem Preisverfall durch Chinas Politik zunächst gestützt. Ein Kurswechsel könnte zum Gegenteil führen. China hält nach Aussage von Cotton USA derzeit fast zwei Drittel der gesamten weltweiten Lagerbestände, die zukünftige Preisentwicklung für Baumwolle hänge entscheidend von der Politik der chinesischen Regierung ab und bleibe nach wie vor ein unberechenbarer Faktor.

Gemessen am Weltmarkt zahlt Chinas Regierung nach Angaben des Verbandes den Baumwollfarmern im eigenen Land viel zu hohe Preise. Gleichzeitig wurden in den letzten Jahren immense Summen in den Ausbau der chinesischen Chemiefaserindustrie investiert. Chemiefasern sind in China deutlich preiswerter als Baumwolle. Chinas Spinnereien und Webereien geben daher den Chemiefasern den Vorrang vor der teuren Baumwolle, das Angebot für Textilien und Bekleidung aus Baumwolle am chinesischen Heimmarkt schrumpft und die Lager wachsen weiter - Ende offen.

Im Jahr 2013/14 wird schätzungsweise weltweit eine Gesamtmenge von 26,3 Mio. Tonnen Baumwolle auf einer Fläche von 34,3 Mio. Hektar produziert. Sieben Länder stellen rund 85 Prozent der Weltmarktmenge an Baumwolle her: China, Indien, die USA, Pakistan, Brasilien, Australien und Usbekistan. Seit 1986 decken die USA allein zwischen 25 und 30 Prozent des Weltmarktbedarfs an Baumwolle ab. 2012 betrugen die US-Exporte schätzungsweise ca. 2,9 Mio. Tonnen. Damit sind die USA nach wie vor weltweit führender Baumwoll-Lieferant. Der weltweite Verbrauch an Baumwolle wird für das Jahr 2012/13 auf rd. 23,5 Mio. Tonnen geschätzt.

Um zukunftsfähig zu bleiben, investiert Cotton USA verstärkt in Forschung und Entwicklung. Die Qualität und Effizienz der amerikanischen Baumwolle sei durch permanente Investitionen sowie die Züchtung neuer Sorten immer weiter gesteigert worden, so der Verband. "Eines der jüngsten Forschungsprojekte der US-Baumwollindustrie im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsinitiativen für Baumwolle war die Erstellung einer internationalen Baumwoll-Life-Cycle-Studie, in der die wichtigsten Anbauländer unter die Lupe genommen wurden", erklärte Terhar in Düsseldorf. "Untersucht wurden die Umwelteinflüsse der gesamten Baumwollproduktionskette unter Berücksichtigung aller Lebensstationen: vom Anbau auf dem Feld über alle nachfolgenden Verarbeitungsprozesse bis hin zum Endprodukt im Handel und beim Verbraucher und der finalen Entsorgung."

Diese Studie widme sich der Bestimmung des ökologischen Fußabdrucks eines Baumwollprodukts vom Rohmaterial bis zum Ende seiner Lebensdauer. "Bislang gibt es weltweit keine vergleichbare Studie für Baumwolle", so Terhaar. "Unsere Forschungsergebnisse teilen wir weltweit mit der Baumwollindustrie und arbeiten mit anderen Nachhaltigkeitsinitiativen für das eine Ziel, den Footprint mit Best Practices immer weiter zu minimieren."
aus Haustex 07/13 (Wirtschaft)