Boxler

Nischenkonzept eines Mittelständlers


Für ein mittelständisches Unternehmen in unserer Zeit ist es wichtiger denn je, sich klar zu positionieren und Marktnischen zu suchen und zu finden. In diesem Sinne hat der Allgäuer Parketthersteller Boxler aus Rammingen sich vor drei Jahren neu ausgerichtet.

Die Umsetzung eines Nischenkonzeptes realisierte Boxler u.a. mit seinem Bereich "Historische Holzfußböden Castellana". Hier wurden die drei Geschäftsbereiche des Unternehmens - Fußböden, Inneneinrichtungen & Innenausbauten sowie Oberflächenveredelungen - kombiniert und entsprechende Synergien genutzt.

Im Castellana-Segment beschäftigt sich Boxler mit der individuellen Gestaltung von Holzfußböden. In seiner Fertigparkettproduktion ist das Allgäuer Unternehmen in der Lage, die Oberfläche nach Wunsch des Endkunden zu furnieren und zu behandeln. Einerseits können Altholzdielen in Fichte, Eiche und Lärche hergestellt werden, wobei nachweislich über 150 Jahre altes Holz zum Einsatz kommt, erklärt der Produzent. Andererseits kann auch neues Furnier, dass bestimmte Aspekte historischer Böden aufgreift, wie deren Astigkeit oder Oberflächenbeschaffenheit, aufgebracht werden. Um die Landhausdielen (24 mm dick, 35-40 mm breit und bis zu 8.100 mm lang) dennoch möglichst verzugsfrei zu halten, besteht die Mittellage des Mehrschichtparketts aus einer Multiplex-Platte AW 100. Die Kombination mit einer neuen Hartwachs-Öl-Oberfläche ermöglicht auch die für den Objektbereich wichtige maschinelle Nassreinigung. Neben dem Landhausdielensegment produziert Boxler in der Castellana-Serie Tafelparkett, in das beispielsweise Intarsien eingearbeitet werden.

Von der strikten Abgrenzung gegenüber dem Massenmarkt profitieren nach Ansicht von Boxler auch die Vertriebspartner des Unternehmens, da sie sich mit diesen hochwertigen Produkten als die "Spezialisten" von ihren Wettbewerbern absetzen würden.

Bauernhaus soll alt und neu vereinen

Ein Beispiel für die Arbeit von Boxler ist die Restaurierung und Modernisierung eines unter Denkmalschutz stehenden Bauernhauses. Das Gebäude wurde zunächst in Südtirol abgebaut, um es dann am Tegernsee neu zu errichten. Dabei wurden die historischen Bauteile mit neuen Elementen kombiniert. Im Rahmen dieses Projektes sollten sowohl die Fußböden restauriert als auch die Holzvertäfelungen ausgebessert werden. Außerdem wurden im gesamten Anbau des Gebäudes Böden, Wände und Decken nach den Vorgaben des Haupthauses rekonstruiert. Die Architekten ließen Landhausdielen mit Sonderlängen als "Wand-zu-Wand-Lösungen" einbauen, d.h. durch die Länge der Landhausdiele, konnte ohne Stöße bis an die Wand verlegt werden. Überhaupt wurden alle Böden jedes einzelnen Raumes mit den Partnern abgestimmt und raumbezogen produziert, betonte Boxler.

Letztlich wurden am Tegernsee nicht nur die Fußböden, sondern auch Wände und Decken, die aufgrund mangelnder Bausubstanz nicht mehr zu verwenden waren, komplett erneuert. Wichtig war es nach der Aufgabenstellung des Bauherren, dass kein Unterschied zwischen Alt und Neu erkennbar ist. Aufgrund der über 80-jährigen Erfahrung von Boxler im Bereich Altholz seien die Anforderungen problemlos erfüllt worden.

Momentan produziert der Allgäuer Parketthersteller das Parkett für eine Villa aus dem 18. Jahrhundert. Dort werden rund 400 qm Tafelparkett und massives Zweistabparkett nach genauen Detailvorgaben der verantwortlichen Architekten eingebaut.

Forcierung spezieller Vertriebskanäle

Mit zwei verbesserten Verkaufsprospekten will Boxler spezielle Vertriebskanäle forcieren. Die erfolgreich eingeführte Holzfußbodenserie Castellana soll weiterhin verstärkt bei Architekten und Planern platziert werden. Mit dem Prospekt des kompletten Inneneinrichters soll die Kompetenz als Komplettanbieter bei Einrichtungen und Ausbau (von Planung bis zur Montage) hervorgehoben werden.

Mit beiden Prospekten wird die Fertigungskompetenz weiter in den Vordergrund gestellt. Die Synergien zwischen industrieller Fertigung und der handwerklichen Kompetenz ermöglichen dem Unternehmen größte Objekte wie komplette Innenausbauten im privaten Sektor oder ganze Hoteleinrichtungen im öffentlichen Bereich zu realisieren.
aus Parkett Magazin 04/04 (Referenz)