Ein altes Gutshaus in Mecklenburg schmückt sich für Feste und Ferien

Dielen - ungekünstelt und doch kunstvoll


Für das alte Gutshaus Groß Schwansee bei Lübeck, das sorgfältig saniert wurde, kamen fast 500 qm Eichedielen aus dem äußersten Süden Deutschlands - vom Spezialhersteller Bimbo. Rustikal antik, handgehobelt, gebürstet und mit Timberex geölt, vermitteln die Böden einen Eindruck von der Kultur, wie sie der Landadel im Norden vor 250 Jahren pflegte.

In Ostholstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt es besonders viele solcher Schlösser und Herrenhäuser, darunter beispielsweise Salzau, das durch das Schleswig-Holstein Musikfestival bekannt wurde. Viele der Besitzungen sind reich an Geschichte. Manchmal sind es noch - oder wieder - die "alten" Familien, die hier Landwirtschaft betreiben. Nicht selten suchen sie auch nach weiteren oder anderen Einnahmequellen, um die denkmalgeschützten Gebäude erhalten zu können. Und so werden Schlösser und Herrenhäuser heute vielfältig genutzt - für Konzerte und gesellschaftliche Veranstaltungen, als Begegnungsstätten oder Nobel-Hotels, Reiterpensionen oder Ferienwohnungen.

Das 1745 erbaute ehemalige Gutshaus Groß Schwansee ist klein, geschichtlich weniger bedeutend und äußerlich eher schmucklos. Der schlichte Baustil ist typisch für den nordischen Barock. Dass das Herrenhaus im Innern architektonisch reizvoll ist, wird wieder deutlich, nachdem es von Grund auf saniert worden ist. Besonders stilvoll wurden jene Räume hergerichtet, die wie früher als repräsentativer Rahmen für Veranstaltungen dienen sollen. Diese Räume können ebenso gemietet werden wie die zehn im Haus entstandenen Hotelzimmer und Suiten.

Der "Gutsherr", vertreten durch sein Münchener Unternehmen und das Architektenteam Wörle, Siebig, Strauch WSSA, ebenfalls aus München, fanden ein Gebäude vor, das lange als Schule genutzt worden war und kaum noch an glanzvolle Zeiten erinnerte. Einigermaßen erhalten waren jedoch die ursprüngliche Raumaufteilung, Stuckornamentik, ein Kamin und selbst mehrere Öfen aus der Erbauungszeit - hervorgehoben in einer Bestandsaufnahme mecklenburgischer Baudenkmäler.

Die Originalfußböden waren nicht mehr zu retten. Auf annähernd 500 qm sollten daher neue Eichedielen mit dem Charakter alter Dielen verlegt werden. Die Ausschreibung lautete auf Eiche rustikal antik handgehobelt und benannte einen deutschen Spezialhersteller. Die von ihm gelieferten Dielen waren dem Bauherrn aber zu urig; mit sichtbar ausgekitteten Astlöchern hätten sie den Stil des Herrenhauses und die noble Ausstrahlung der Räume gestört. Sie wurden deshalb zurückgewiesen. Alternativ wurden Dielen der Marke Bimbo in Erwägung gezogen. Der Hersteller Biehrer in Sexau bewarb sich mit aufwändig gefertigten Probemustern. Die Entscheidung fiel zugunsten einer dreischichtig aufgebauten Eichediele mit 5,5 mm dicker, handgehobelter und gebürsteter Decklage, die alle Merkmale des markanten Eicheholzes mit Farbabweichungen, Splint und Kernholz zeigt, jedoch weitgehend frei ist von Ästen und Rissen. Die längsseitig gefasten Dielen wurden in Breiten von 150 bis 400 mm und in Längen von 3,5 bis 5 m hergestellt - ähnlich dem Bild, das Holzböden in Gutshäusern vor 250 Jahren zeigten.

Mit der Verlegung wurde Jan Wienke, Inhaber des Parkett-Studios in Lübeck, beauftragt. Die Arbeiten begannen Ende 2001 und dauerten einen Monat. In dieser Zeit wurden exakt 477,5 qm Dielen in mehreren Räumen und im 80 qm großen Festsaal verlegt. Fast überall ist als durchgängiges Muster der unregelmäßige Verband gewählt worden. Dabei liegen die Dielen stets parallel zur Außenfassade; nur in den flügeltürbreiten Übergängen zwischen den Räumen bewirken quer gelegte Dielen eine optische Unterbrechung; sie markieren eine Art Türschwelle, liegen aber völlig plan auf Höhe der Böden. Die Musterverlegung für den Saal hat der Architekt streng geometrisch ausgerichtet. Wer den Saal betritt, wird zunächst "angesogen" von einer doppelten Dielenreihe, die quer durch den Raum exakt auf die Mitte des gegenüberliegenden Fensters zielt. Eine zweite doppelte Dielenreihe verläuft längs durch den Saal. Beide Reihen kreuzen sich in einem über Eck gelegten Karrée in der Mitte des Saalbodens. Von der betonten Mitte sind die Dielen sternförmig verlegt. Das Gesamtbild wirkt ungekünstelt, bodenständig und dennoch elegant.

Alle Dielen sind teils auf Zement-Heizestrich, teils auf konventionellem Zementestrich, der zuvor mit Rinaldi Primer CS grundiert wurde, vollflächig mit Rinaldi Kunstharzkleber verklebt. Wo Fußleisten gesetzt wurden, zeigen sie stilgetreu das Hamburger Profil. Wo - beispielsweise im Saal - in Tischlerarbeit neue Wandvertäfelungen angebracht wurden, konnte auf Fußleisten verzichtet werden. Die Oberflächenbehandlung der Böden erfolgte mit Timberex Wood Finishing Oil.

Weil die Böden bereits im Januar fertig gestellt waren, die Bauarbeiten aber noch bis in den Mai hinein weiter gingen, musste für sicheren Oberflächenschutz gesorgt werden. Der bestand aus einer Lage Abdeckpappe, einer 7 mm Holzfaserdämmplatte und nochmals einer Abdeckplatte. Der Aufwand machte sich bezahlt. Die Abnahme Ende April erfolgte ohne Beanstandungen; vorher waren die Böden mit Timberex Heavy Duty eingepflegt worden.
aus Parkett Magazin 01/03 (Referenz)