August Bünger Bob: Positionierung, Pläne und Perspektiven

"Uns ist es wichtig, nicht auf Posamenten reduziert zu werden"

Der Name August Bünger Bob - Bob Textilwerk wird gewöhnlich in erster Linie mit Posamenten, Raffhaltern und Gardinenbändern verbunden. Dabei steht viel mehr dahinter - nicht nur bei dem Unternehmen selbst, sondern der gesamten Bob-Gruppe, die sich mit insgesamt 10 hochspezialisierten Tochtergesellschaften in ganz verschiedenen Segmenten engagiert. Vertriebsleiter Stefan Wülfing und Designer Matthias Withöft waren zu Besuch in der Redaktion BTH Heimtex in Hamburg. Birgit Genz und Claudia Steinert sprachen mit ihnen über Positionierung, Pläne und Perspektiven.

BTH Heimtex: Bob Raumkunst gehört zu den namhaften Anbietern im Bereich Fensterdekoration, wird aber in der Regel hauptsächlich mit Posamenten und Raffhaltern identifiziert. Weniger bekannt ist, dass Ihr Sortiment viel weiter gefächert ist und das Sie Teil einer Gruppe sind, die über Heimtextilien hinaus in ganz anderen Branchen agiert. Klären Sie uns bitte auf: Welche sind das und was für eine Größenordnung erreichen Sie insgesamt?

Stefan Wülfing: Unsere Erfahrungen in den verschiedenen Märkten und Technologien sind in über 130 Jahren Firmengeschichte Schritt für Schritt gewachsen. Bob startete 1867 als Flechterei für Schuhsenkel und Kordeln für Fensterdekorationen und für die damals bei den Damen beliebten Schnürmieder. Mit der Erfindung der Cellulose-benadelung der Senkel gewann man eine führende Marktposition - und erste Erfahrungen mit den neuen Kunststoffen, die dann durch stetige Entwicklungsarbeit ausgebaut wurden und uns eine Vielzahl technischer Anwendungsfelder erschloß. So liefern wir heute Zubehör aus Textil und Kunststoff an eine Vielzahl von Industrien von Bekleidung und Schuhen bis hin zu Auto und Elektronk.

Mit Riloga und MHZ wurde um 1930 die Technik der Innenlaufschienen entwickelt und in der Folge das Gardinenzubehör systematisch ausgebaut - mit einem damals "revolutionären" Direktvertrieb an die Raumaustatter und den Gardinenfachhandel. Heimtextilien sind seitdem unsere "Haus- und Hofbranche".

Insgesamt beschäftigt die Gruppe 700 bis 800 Mitarbeiter im Inland und im Ausland; die Zentrale sitzt in Wuppertal.

BTH Heimtex: Wie sind die Besitzverhältnisse? Und wie ist die Gruppe organisiert? Sind die Tochtergesellschaften autark?

Wülfing: Als Dach fungiert eine Holding, deren Gesellschafter ausschließlich Mitglieder der Familie Bünger sind. Sie halten sämtliche Anteile. Alle sind Nachkommen des Firmengründers August Bünger. Geschäftsführender Gesellschafter ist Dr. Achim Bünger.

Die einzelnen Tochtergesellschaften sind traditionell rechtlich selbstständig. Sie arbeiten jeweils federführend mit einer Abnehmerbranche zusammen und besitzen die jeweils dafür erforderlichen technischen Kernkompetenzen. Allein in Deutschland unterhalten wir 10 operative Gesellschaften. In Wuppertal sind nur wenige zentrale Funktionen wie EDV und Controlling konzentriert. Damit haben wir insgesamt sehr flache Führungsstrukturen und sind dadurch in der Lage, schnell und flexibel zu agieren.

BTH Heimtex: Sie sprachen vorhin von Mitarbeitern im In- und Ausland. Wie sind Sie im Ausland aufgestellt?

Wülfing: Dort haben wir Unternehmensbeteiligungen: in den USA kooperieren wir sehr eng mit einem australischen Partner im Bereich Kurzwaren und Handarbeiten. Das ist inzwischen ein relativ großes Geschäft für uns geworden. Im US-Heimtextilienmarkt bauen wir unsere Position schrittweise aus.

Dazu dient auch das Einkaufsbüro in China, das wir mit dem gleichen Partner vor gut einem halben Jahr gegründet haben. In Indien betreiben wir eine eigene Tochtergesellschaft, die sich Bob India nennt. Dort stellen wir Baumwollgewebe für Schrägbänder her, die in Deutschland veredelt und ausgerüstet und vermarktet werden. Da diese Bänder für viele Einsatzzwecke Ökotex-Standard Klasse 1 aufweisen müssen erfolgt die Veredelung kontrolliert in Deutschland. Schließlich gehört auch noch ein Unternehmen zu unserer Gruppe, das elektrische Komponenten für die Innenausstattung hochwertiger Autos wie z.B. den Maybach herstellt - und dies überwiegend in Tschechien.

BTH Heimtex: Mit dem australischen Partner sind Sie aber nicht finanziell verflochten?

Wülfing: Nein. Uns verbindet eine langjährige Freundschaft. Wir arbeiten in verschiedenen Bereichen gut zusammen, unter anderem auch bei unserem SB-Sortiment, dass wir gemeinsam entwickeln und produzieren. Dieses SB-Sortiment trägt den Namen Windoware und wird von Bob europaweit exklusiv vermarktet.

BTH Heimtex: Welche Rolle spielen Heimtextilien in Ihrer Firmengruppe?

Wülfing: Wie erwähnt sind Heimtextilien nach wie vor die wichtigste Sparte, und eine der Sparten, mit der alles begonnen hat und in der wir über große Erfahrung und eine starke Marktposition verfügen. Aber technische Textilien und Kunststoffe sind Bereiche, die mit ihren Abnehmermärkten stark wachsen und gerade auch aktuell von der guten Exportkonjunktur profitieren.

BTH Heimtex: Bleiben wir bei Heimtextilien. Welche Produkte führen Sie hier überhaupt und wie sind sie gewichtet?

Wülfing: Unsere umsatzstärksten Bereiche sind klar Gardinenbänder und Beschwerungen. Aber hinter dem Namen Bob versteckt sich gerade im Heimtextiliensektor noch eine ganze Menge mehr: Modische Teile zum Dekorieren wie Posamenten und Stangen, aber auch technische Entwicklungen höchsten Standards. So ist seit vielen Jahren der Sonnenschutz ein wichtiges Thema für uns. Gerade bei Komponenten der Rollo-Befestigungstechnik oder auch Querstäben für Raffrollos kommt uns die Kompetenz aus unserem Kunststoffwerk zugute, die wir mit unserem textilen Know-How kombinieren.

Matthias Withöft: Bisher haben wir im Sonnenschutz hauptsächlich einzelne Komponenten wie Raffrolloband oder technische Elemente verkauft. Nachdem in der letzten Zeit immer häufiger Anfragen von unseren Kunden kamen, liefern wir nun die komplette Rollotechnik auch fertig konfektioniert, so daß der Raumaustatter nur noch den Stoff hinzufügt und so ein individuelles Raffrollos mit modernster Technik anbieten kann.

BTH Heimtex: Das ist ein umfassendes Produktportfolio, das Sie kaum komplett selbst herstellen können. Wo kommen beispielsweise Posamenten her? Machen Sie die in Wuppertal?

Wülfing: Grundsätzlich versuchen wir Problemlösungen für unsere Kunden so günstig wie möglich zu beschaffen, unabhängig vom Produktionsort. In Wuppertal produzieren wir Gardinenbänder, Beschwerungen, darüber hinaus Schnürsenkel und Elastics für Schuhe und technische Spezialitäten wie Nahtabdichtungsbänder.

Die Posamenten werden nicht in Wuppertal hergestellt, aber exklusiv nach unseren Entwürfen und Zeichnungen für uns an verschiedenen Standorten gefertigt werden - von Deutschland bis Fernost.

Wir haben einfach festgestellt, dass wir mit unserem Zubehör- Sortiment eine große Bandbreite abdecken müssen - vom günstigen bis zum hochpreisigen designorientierten Produkt - um den Markt optimal bedienen zu können. Wenn wir nur im Hochwert-Bereich präsent wären, würde uns die Basis wegbrechen.

Withöft: Und nicht nur das: Wir wären auch wesentlich eingeengter in der Farbauswahl und in der formalen Gestaltung. Wir können nicht wegen jedes Raffhalters eine neue Form zeichnen und in das entsprechende Werkzeug investieren. Damit sich das bezahlt macht, müsste eine Quaste 250 EUR kosten. Davon sind wir natürlich weit entfernt. Unsere Produkte sind auch für den Normalbürger bezahlbar.

BTH Heimtex: Aber die Entwürfe kommen aus Ihrem Haus?

Withöft: Ja, die entstehen bei mir im Entwicklungsbüro.

BTH Heimtex: Wieviel ist denn bei der Herstellung von Posamenten automatisiert und wieviel ist manuelle Arbeit?

Withöft: Die Einzelteile eines Raffhalters wie Kordel oder Biesen werden maschinell gefertigt, aber die Zusammensetzung zum Raffhalter erfolgt per Hand.

BTH Heimtex: Wo sind Sie noch stark?

Wülfing: Besonders stark sind wir in unseren klassischen funktionellen Produktbereichen, also den Beschwerungsartikeln und den Gardinenbändern. Da sind wir einer der führenden Anbieter, mit großem Know-How und einem sehr modernen Maschinenpark, der kontinuierlich erneuert und optimiert wird - und einem sehr breiten Sortiment.

Withöft: Gerade bei diesen technischen Artikeln sind wir weltweit mit führend - das kann man ruhig einmal sagen. Uns ist es wichtig, nicht auf Posamenten reduziert zu werden. Wenn sie auch im Hinblick auf unser Image ein wichtiges Produkt und praktisch unsere Visitenkarte sind, spielen sie doch vom Umsatz her eher eine untergeordnete Rolle. Posamenten sind nun einmal in einer Dekoration sichtbar und fotografierbar, wohingegen Blei- und Gardinenband zwar von der Funktion her sehr wichtig, aber eben nicht gut sichtbar sind.

Wülfing: Unser wichtigster Umsatzträger sind die funktionellen Produkte, wie Gardinenfaltenbänder und Rollozubehör, - dann erst kommen Posamenten.

BTH Heimtex: Auf jeden Fall sind Sie viel vielseitiger, als Ihr eindimensionales Bild draußen im Markt vermittelt.

Wülfing: Deshalb haben wir auf der letzten Heimtextil bereits mehr das Thema ganzheitliche Fensterdekoration in den Blickpunkt gerückt und verstärkt Stoffe zusammen mit der entsprechenden Verarbeitungstechnik und Posamenten gezeigt.

BTH Heimtex: Was sehen Sie als Ihre besondere Stärke an?

Wülfing: In allen unseren Märkten und Technologien erarbeiten wir individuelle Problemlösungen für unsere Kunden. In der Heimtex-Branche kommt hinzu, daß wir dabei mit allen Stufen vom Weber über den Konfektionär bis hin zum Raumaustatter eng zusammenarbeiten. Und mit dem nach wie vor guten Ruf des deutschen Heimtex-Designs im Ausland stärkt das unsere internationale Marktposition, die wir dann wiederum auf der Beschaffungsseite für unsere deutschen Kunden nutzen.

BTH Heimtex: Wer sind Ihre Haupt-Mitwerber im Markt?

Wülfing: Das kann man so nicht so sagen. Wir haben eigentlich keinen Wettbewerber im Markt, der in der Breite und Tiefe genau das gleiche Sortiment hat wie wir. Natürlich haben wir Mitbewerber die große Teile des Sortiments abdecken, aber meistens haben sie noch einen anderen Schwerpunkt und sind deshalb nicht so tief und breit wie wir strukturiert.

Neben selbstproduzierenden Herstellern von Gardinen- und Heimtexzubehör gibt es in Deutschland noch eine ganze Reihe regional aktiver Großhändler, die wir in einzelnen Regionen auch durchaus spüren und die häufig Ihre Standortvorteile nutzen, indem sie Bestellungen mit eigenen Fahrzeugen ausliefern. Das spornt uns an, unsere Strukturen zu straffen, um den Service vor Ort für den Kunden zu erhöhen und unsere Leistungsfähigkeit insbesondere im Bereich der Logistik ständig zu verbessern. Hieran haben wir in den letzten beiden Jahren konsequent gearbeitet.

BTH Heimtex: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich bei Ihren Kleinteilen die Auslieferung mit Fahrzeugen lohnt. Ist das nicht viel zu teuer? Warum verschicken Sie nicht alles per Paket?

Wülfing: Richtig, das wäre auf jeden Fall viel zu teuer, über 90 % aller Lieferungen werden ja auch deshalb per Paketdienst oder Spediteur zugestellt.

Withöft: Gewisse Standardartikel wie Beschwerungen und Gardinenbänder, haben unsere Außendienstler immer in Ihren Fahrzeugen parat, um den Kunden bei Bedarf sofort bedienen zu können. Stellen Sie sich vor Sie müssten eine termingebundene Dekoration ausliefern und aus irgendeinem Grund geht Ihnen außerplanmäßig das Gardinenband aus. In einem solchen Notfall kann unser Außendienst sehr schnell helfen.

Wülfing: Nicht zuletzt dürfen Sie den persönlichen Kontakt nicht unterschätzen. Der ist gerade in der Heimtextilienbranche von enormer Bedeutung, wie wir im Vergleich mit unseren anderen Tätigkeitsfeldern immer wieder feststellen. Menschen machen das Geschäft.

BTH Heimtex: Das ist ja auch ganz beruhigend, dass das Menschliche noch so viel zählt...wie viele Außendienstmitarbeiter haben Sie?

Wülfing: 18 in Deutschland und dann haben wir noch einen Außendienst In Östereich und den Niederlanden.

Das Problem, mit dem der Außendienst heute draußen zu kämpfen hat, ist die beschränkte Zeit seiner Kunden. Sie haben vielfach ihr Personal abgebaut haben deshalb kaum Zeit noch Muße, sich mit neuen Produkten zu beschäftigen, die ihnen der Außendienst vorstellen möchte.

BTH Heimtex: Und warum stellen Sie Ihre Neuheiten nicht auf einer zentralen Kundenveranstaltung vor?

Wülfing: Wenn wir alle Kunden und Interessenten mit dieser zentralen Veranstaltung erreichen würden, wäre das sicherlich eine interessante Alternative. Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass dies auf Grund der Vielzahl unserer Kunden nicht möglich ist. Weil wir aber unseren Kunden zeigen wollen, dass wir eben mehr als ein Band- und Posamentenlieferant sind haben wir deshalb unsere Messe-Auftritte enorm vermehrt und nehmen im Herbst an den Interieur-Tagen in Gummersbach, Ulm, Soltau und Bollewick an der Comfortex in Leipzig, an den Ordertagen in Dortmund und schließlich im Rahmen des Deco-Teams an der Südbund Messe teil. Wir stellen also innerhalb kürzester Zeit auf 7 Messen aus. Das will erst einmal organisiert werden und wir hoffen, dass diese Anstrengungen letztlich vom Kunden dann auch honoriert werden.

BTH Heimtex: Kommen wir noch einmal auf Ihr Produktportfolio zurück. Eigentlich herrscht momentan in der Industrie allgemein eine Tendenz zurück zur Konzentration auf Kernkompetenzen. Das wäre bei Ihnen schwierig, weil Sie viel zu viele verschiedene Produkte haben. Welche sind Ihre strategischen Produkte?

Wülfing: Das Thema haben wir gerade noch vor kurzem im Hause diskutiert. Stellen Sie sich vor, wir würden uns auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren und nur noch Gardinenbänder, Beschwerungen, Rollozubehör und Posamenten vertreiben. Wie interessant sind wir dann noch für den Handel? Wir würden die ganz große Gefahr sehen, dass wir dann vom Spektrum als Lieferant uninteressant werden. Unsere Kunden erwarten, dass wir ein möglichst umfangreiches Sortiment anbieten, um dann als Systemlieferant möglichst "vieles aus einer Hand" liefern zu können. Das ist unsere Kernkompetenz. Insofern kommt eine Konzentration für uns überhaupt nicht in Frage.

BTH Heimtex: Also Sie meinen, dass man auf mehreren Beinen besser steht...

Wülfing: Absolut.

Und es kommt noch etwas hinzu: Leider haben wir die Tendenz, dass die Zahl der Fachhandelsgeschäfte und Raumausstatterbetriebe in Deutschland abnimmt. In jedem Bezirk sind wir praktisch monatlich mit Geschäftsaufgaben konfrontiert, weil der Nachfolger fehlt oder die wirtschaftlichen Probleme zu groß werden. Daher sind wir gezwungen, uns noch stärker mit den Fachmärkten und Baumärkten, also den Großflächen, die zunehmend das Heimtextilien-Geschäft als interessant entdecken, zu beschäftigen. Hauptkriterium bei der Beurteilung eines Lieferanten hier sind die mit den Produkten erzielbaren Quadratmeter-Umsätze. Da würden wir allein mit Beschwerungs- und Gardinenbändern sofort aus dem Raster herausfallen.

BTH Heimtex: Vertreiben Sie direkt oder arbeiten Sie auch mit dem Großhandel zusammen?

Wülfing: Grundsätzlich beliefern wir alle interessierten Kunden und Kundengruppen, also auch den Großhandel. Darüber hinaus sind wir ein starker Partner der nähenden Industrie. So beliefern wir auch Großkonfektionäre und Gardinenindustrieunternehmen mit Gardinenbändern, Bleibändern oder Raffrollo-Komponenten - und das in einem nicht unerheblichen Maße. In der Vergangenheit konnten wir besonders diesen Kundengruppen schon oft mit individuellen Lösungen bei Verarbeitungsproblemen helfen.

Wie bereits erwähnt, arbeiten wir auch im zunehmenden Maße mit den Märkten, sprich den Fachmärkten sowie den Baumärkten und Discountern. Dabei verfolgen wir jedoch eine klare Zwei-Marken-Strategie: Bob wird definitiv nicht über die Märkte vermarktet, sondern bleibt ausschließlich für Fachhandel und Raumausstatter reserviert. Das ist eine klare Aussage dieser Kundengruppe gegenüber, damit sie sich mit ihren Produkten differenzieren kann. Zugleich wollen wir Bob dabei hochwertiger positionieren in Richtung Trendsetter.

Windoware ist dagegen unsere SB-Marke, mit der wir die Großflächen ansprechen wollen. Fachhandel und Raumausstatter haben jedoch genauso Zugriff auf das Windoware-Programm, das für sie insofern interessant ist, als es gute Produkte zu wirklich interessanten Preisen bietet, nur müssen sie sich darüber im Klaren sein, dass sie Windoware auch im Fachmarkt oder Baumarkt finden können.

BTH Heimtex: Mit Windoware steigen Sie in fertigen Sonnenschutz ein. Der Markt ist hier eigentlich verteilt. Sehen Sie in diesem Bereich für sich dennoch Potenzial?

Wülfing: Traditionell sind wir Hersteller von Rollo-Komponenten. Wie schon erwähnt, haben unsere Kunden in den letzten Jahren immer häufiger nach fertig konfektionierten Sonnenschutzprodukten nachgefragt. Aus diesem Grund und auch aufgrund der Tatsache, dass neuere Marktanalysen klar zeigen, dass der Sonnenschutz die Gardine zunehmend verdrängt und von daher ein weiter wachsender Markt prognostiziert wird, haben wir uns entschlossen, fertige Sonnenschutzprodukte zu entwickeln und anzubieten. Dabei legen wir unseren Schwerpunkt bewusst auf das "Besondere".

So wollen wir unsere internationale Aufstellung und die weltweiten Kontakte nutzen, um vielversprechende Neuentwicklungen nach Deutschland zu bringen, etwa das Raffrollo Sun & Moon, das mit Lamellen-Optik gefertigt wird.

Interessant sind dafür beispielsweise unsere langjährigen Kontakte nach Japan, wo wir nicht nur hin verkaufen, sondern auch technische Entwicklungen im Sonnenschutzbereich übernommen haben und in China preiswert produzieren lassen. Dadurch sind wir in der Lage, diese Produkte hier zu erschwinglichen Preisen anzubieten und uns für unsere Kunden so interessanter zu machen.

BTH Heimtex: Und Sie klammern sich nicht an die eigene Produktion? Sie haben kein Problem mit Handelsware?

Wülfing: Nein, überhaupt nicht, solange sie unseren Vorstellungen entspricht und wir für unsere Kunden die günstigste Lösung damit gewählt haben. Im übrigen bedeutet das ja auch nicht, dass dies zu Lasten der eigenen Produktion geht.

Withöft: Oft ist es auch anders herum: Wir haben wir eine Idee und machen uns dann auf die Suche, wie und wo man diese Idee realisieren kann.

BTH Heimtex: Für Windoware müssen Sie auch in die Logistik investieren und ein Lager aufbauen. Befindet sich das in Wuppertal?

Wülfing. Ja, wir haben in Wuppertal intern umstrukturiert, Abteilungen woanders hin verlagert, dadurch Platz gewonnen und das Lager aufgebaut.

BTH Heimtex: Wird Windoware auch über Ihren Außendienst ausgeliefert?

Wülfing: Nein, so gut wie nicht. Wie bereits erwähnt, liefern wir über 90 % aller Sendungen über die Paketdienste und Speditionen aus.

BTH Heimtex: Sie betonten vorhin Ihre guten Auslandskontakte. Welche Rolle spielt der Export? Wie hoch ist die Exportquote aktuell und wohin entwickelt sie sich?

Wülfing: Unsere Exportquote liegt relativ stabil bei ungefähr 20 %; zur Zeit stagniert sie eher, nachdem sie zuvor stark zugenommen hatte. Besonders stark sind wir im Export mit unseren Kernkompetenzen Beschwerungen und Bänder, nachdem sehr viel Konfektionsindustrie in den zurückliegenden Jahren ins Ausland abgewandert ist, vor allem in die Türkei.

Für Windoware ist zwar Deutschland der Hauptmarkt, wir wollen den Vertrieb aber europaweit ausdehnen. Erste Erfolge verzeichnen wir bereits in England.

BTH Heimtex: SB-Produkte, Sonnenschutz....Sie haben sich einiges vorgenommen. Was können wir dieses Jahr noch von Bob erwarten?

Wülfing: Wir haben einige Entwicklungen laufen, in erster Linie im Bereich der Stangen-und Schienensysteme. Da kommt einiges Neues, wir werden zum Beispiel ein sehr interessantes zusätzliches SB-Programm an Stilstangen vorstellen.

Withöft: Bei diesen Stilstangen bringen wir zwei neue Endträger, von uns gestaltet und entwickelt und in Asien produziert. Dadurch können wir gutes Design zu einem günstigen Preis bieten. Außerdem arbeiten wir ein 20 mm-Stilstangen Programm.

BTH Heimtex: Das sind alles kurzfristig anstehende Projekte. Was planen Sie mittelfristig? Wo soll Bob in drei, vier Jahren stehen?

Wülfing: Ich denke, dass wir uns vom Sortiment her weiterentwickeln, insbesondere in den Bereichen Sonnenschutz und Stilstangen. Wir hoffen unsere Marktstellung im Bereich Gardinen- und Beschwerungsbänder im Inland zumindest halten zu können und im Export noch weiter ausbauen.

Und wir werden unsere Kooperation im Windoware-Bereich mit den Australiern intensivieren und in Europa noch stärker auftreten. Das heißt, dass wir auch unsere Vertriebsstrukturen entsprechend anpassen müssen. Wir werden das Multi Channel-Marketing ausbauen und mit Sicherheit einen Internetshop installieren, so dass unsere Kunden online bestellen können.


August Bünger Bob - das Unternehmen

"Wir können mehr als Posamenten" - August Bünger Bob positioniert sich neu und rückt verstärkt seine Kompetenz als Komplettanbieter für textile Accessoires in den Blickpunkt. Um den Kunden den Image-Wechsel nahe zu bringen, wurde bereits der Messeauftritt des Familienunternehmens weiterentwickelt, das sich seit der letzten Heimtextil mit ganzheitlichen Konzepten rund um die Fensterdekoration unter dem Slogan "Trends und Technics" präsentiert.

"Unsere Stärke ist, dass wir dem Handel das komplette Angebot rund um die Fensterdekoration liefern - vom Bleiband über die Posamenten biszu den Stangensystemen", sagt Vertriebsleiter Stefan Wülfing zur Produktpolitik. Und nicht nur das: Seit neuestem wird auch ein Programm an Innensonnenschutz angeboten.

August Bünger Bob Textilwerke
Postfach 240451, 42234 Wuppertal
Tel: 0202/ 64797 0, Fax: 0202/6479780
E-Mail:info@bob-textil.de
www.bob-textil.de

Gründungsjahr: 1867 in Essen
Eigentumsverhältnisse: In der vierten Generation in Familienbesitz; Gesellschafter der Holding sind ausschließlich Mitglieder der Familie Bünger
Geschäftsführung: Dr. Achim Bünger
Struktur: Stammsitz und Zentrale in Wuppertal, darüber hinaus 10 weitere operative Gesellschaften in Deutschland und Indien, außerdem Beteiligungen in den USA und Tschechien, Einkaufsbüro in China
Umsatz: 60 Mio. EUR, davon 36% im Export
Mitarbeiter: ca. 700, davon 200 in Wuppertal

Geschäftsbereich Heimtextilien:
Vertriebsleitung: Stefan Wülfing
E-Mail: rk@bob-textil.de
www.bob-raumkunst.de

Sortiment:
Gardinenbänder
Beschwerungen
Raffrollozubheör
Technisches Zubehör für Gardinen, Dekos, Flächenvorhänge, Rollos
Accessoires und Posamenten
Treppenseile und Zubehör
Sonnenschutz
SB-Programm Windowware

Kundenstruktur:
60% Fachhandel und Raumausstatter
20 % Fachmärkte
20% Industrie


August Bünger Bob - die Historie

Die August Bünger Bob-Textilwerke können auf eine über 130jährige Firmengeschichte zurückblicken.

Die Ursprünge datieren ins Jahr 1867, als in Essen mit dem Verkauf von Schuhsenkeln begonnen wurde, aus dem eine eigene Fabrik in Wuppertal-Oberbarmen für Flechtartikel wie Kordeln, Litzen, Schnürsenkel, Tressen usw. entstand. Bob entwickelte den modernen Schuhsenkel, bei dem die bis dahin übliche Metallspitze durch Zellulose ersetzt wurde und experimentierte auch in den Folgejahren immer weiter mit neuen Materialien.
Zu der Flechterei kam so die Bandweberei als zweite Fertigungstechnologie, in der Bob dann als erster deutscher Betrieb in die revolutionäre Nadeltechnologie einstieg und voll auf Automaten umstellte.

Zweites wichtiges Standbein war von Anfang an die Fensterdekoration. So entstanden aus langjährigen Kontakten mit MHZ und Riloga in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Innenlauf-Schienensysteme mit den dazugehörigen Gardinenbändern, die bis heute die typisch mitteleuropäische Art der Fensterdekoration prägen.

Bis zur Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren konzentrierte sich das Familienunternehmen im Vertrieb auf Industrie und Großhandel; danach baute man den für die damalige Zeit revolutionären Direktvertrieb an Fachhandel und Raumausstatter auf. Das führte zur Erweiterung des Sortiments um Posamenten, Stäbe und Stangen, sowie Fadenblei zur Beschwerung und damit den guten Fall der Gardine.

In den Aufbaujahren nach dem Krieg entwickelte sich die Sparte Innendekoration zur stärksten Säule bei Bob; die Boomphasen der Gardinenindustrie in den 70ern und nach der Wiedervereinigung wurden durch ständige Investitionen in Gebäude und Maschinenpark genutzt werden, um weitere Marktanteile zu gewinnen.

Außerdem wurden parallel seit den 80er Jahren die Auslandskontakte systematisch ausgebaut, so dass man auch auf den Exportmärkten gut vertreten ist, die nicht nur für den Absatz, sondern wie Japan, Korea, Indien und China auch für die Beschaffung genutzt werden.
aus BTH Heimtex 09/04 (Wirtschaft)