Wirth-Gruppe übernimmt Falke-Garne und gründet Joint-Venture mit Teppichfabrik Malans

Investitionen in Nadelfilz und neues Standbein in der Schweiz

Die Wirth-Gruppe ist weiter in Bewegung: Nach Restrukturierung und Neupositionierung meldete die familiengeführte Formation kürzlich die Übernahme der Nadelfilz- und Garn-Aktivitäten von Falke, auf der Domotex gab sie ein Joint-Venture mit der Schweizer Teppichfabrik Malans bekannt. Mit den Akquisitionen runden die Fuldaer auf der einen Seite ihr Produktportfolio ab, auf der anderen wollen sie ihre Internationalisierung vorantreiben. 2004 soll vor allem das Objektgeschäft forciert werden.

Die Wirth-Gruppe aus Fulda, in der Branche besser bekannt durch ihre Tochtergesellschaften Dura und Filzfabrik Fulda sowie die Inhaberfamilie Schäfer, hat sich zum Jahresanfang gleich auf verschiedenen Ebenen verstärkt, und zwar sowohl auf Produktseite wie auch geografisch. Das brachte einen weiteren Umbau innerhalb des Unternehmensverbundes mit sich.

Kurz vor der Domotex teilte die Wirth-Gruppe mit, dass sie zum 1. Januar 2004 Falke Garne in Schmallenberg übernehmen werde. In der KG waren die Nadelfilz- und Garnaktivitäten von Falke gebündelt, die dem Strumpfspezialisten aber offensichtlich keinen Spaß mehr gemacht haben.

Der geschäftsführende Gesellschafter Paul Falke begründete die Trennung mit dem zunehmenden Wettbewerb. Der Verkauf erfolge vor dem Hintergrund, die Zukunft des Geschäftsbereichs in einem schrumpfenden, stark umkämpften Markt zu sichern. Tatsache ist, dass Falke Garne in den letzten Jahren mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen hatte und innerhalb der strumpf- und bekleidungsorientierten Falke-Gruppe eine Rand-Position einnahm, die sich auch an dem schrumpfenden Anteil an den Gesamterlösen der Schmallenberger ablesen lässt. Zuletzt betrug er 10% bzw. 20 Mio. EUR.

Nadelfilz-Aktivitäten werden in Schmallenberg konzentriert

Die Wirth-Gruppe ihrerseits will den Standort im Sauerland und die 165 Arbeitsplätze erhalten, hat die beiden Geschäftsfelder Nadelfilz und Garne aber in zwei separate, neugegründete Tochtergesellschaften eingebracht: die Horus (übersetzt: Falke) GmbH und die Tec Yarns GmbH. Bei Horus gibt es eine Doppelspitze mit Wirth-Geschäftsführer Dr. Christian Schäfer und dem früheren Zoeppritz Indoor-Geschäftsführer Dietrich Wilhelm, der nach der Integration von Zoeppritz Indoor bei Schwester Dura für eine neue Aufgabe frei war, zum Tec Yarns-Geschäftsführer wurde Gernot Strohfeldt bestellt. Beweggrund für die Akquisition war für Wirth-Geschäftsführer Dr. Christian Schäfer in erster Linie die Stärkung des Nadelfilz-Bereichs, speziell bei gemusterten, designorientierten Belägen, wo die besondere Kompetenz von Falke bzw. jetzt Horus liegt. "Wir haben uns lange Gedanken gemacht, ob wir selbst in Nadelfilz einsteigen oder zukaufen. Jetzt integrieren wir einen professionellen Objektprodukte-Anbieter in die Gruppe." Die gesamten Nadelfilz-Aktivitäten der Wirth-Gruppe würden in Schmallenberg konzentriert - also auch die in Fulda vorhandenen Kapazitäten der Filzfabrik Fulda. In diesem Zusammenhang betonte Schäfer, dass sich an der rein produktionsorientierten Ausrichtung nichts ändern werde: "Horus ist und bleibt Industrielieferant und wird nicht selbst am Markt auftreten."

Die Rückwärts-Integration mit der Spinnerei macht für Schäfer ebenfalls Sinn: "Damit reagieren wir auf den massiven Konzentrationsprozess in diesem Sektor." Dass Falke Garne vor allem für Wollgarne bekannt ist - Anteil ca. 50% - sieht er nicht als Problem an, da die Spinnerei genauso eine Stärke bei Spezialitäten habe: "Zum Beispiel Garnen aus spinndüsengefärbten Fasern, die hinterher versponnen werden. Das ist hochinteressant für unser Automobilgeschäft".

50:50-Joint Venture mit Teppichfabrik Malans

Ebenfalls zum 1. Januar 2004 haben sich die Fuldaer in der Schweiz verstärkt und "als logische Evolution einer langjährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit" mit ihrem dortigen Vertriebspartner, der Teppichfabrik Malans, ein Joint-Venture gegründet. An der Teppichfabrik Dura-Malans AG sind die Dura Tufting und die TFM-Holding Wema jeweils mit 50% beteiligt.

Die neue Gesellschaft übernimmt Tufting- und Nadelfilz-Produktion sowie Vertrieb von TFM, zusätzlich sollen weitere Kapazitäten von Fulda nach Malans verlagert werden. TFM selbst besteht als Rechtskörper weiter.

Präsident des Verwaltungsrates von Dura-Malans wird Dr Christian Schäfer, Vizepräsident und zugleich Delegierter des Verwaltungsrats wird Wema-Alleininhaber Werner Steck, der auch mit seinem bewährten Führungsteam das operative Geschäft betreiben wird. Dem Verwaltungssrat gehören fünf weitere Mitglieder an, darunter Dura Flooring-Geschäftsführer Peter Farber. "Mit diesem Schritt sichern wir den Produktionsstandort Schweiz, bauen unsere Marktposition dort aus und vollziehen einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Internationalisierung", konstatiert Schäfer.

Zoeppritz soll zur "Luxusmarke mit eigenem Produkt- und Markenauftritt" werden

Auch in Fulda selbst hat sich in den letzten Monaten noch einiges getan. Wie bereits berichtet, wurde die Dura zum 1. November in zwei Gesellschaften aufgespalten, Dura Tufting für die Produktion und Dura Flooring für Vertrieb und Marketing einschließlich Zoeppritz Indoor. Von dieser neuen Profit Center-Struktur erhofft man sich "höhere Kostentransparenz, klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten, und eine verbesserte Erfolgszurechnung."

Die Neupositionierung von Zoeppritz ist eine der Aufgaben, die für Dura-Geschäftsführer Peter Farber 2004 obenan stehen. Ziel ist, im Rahmen der Mehr-Marken-Strategie mit Zoeppritz das oberste Segment zu besetzen und dabei die Zoeppritz-Kernkompetenz Hochwert-Veloure mit dem Dura-Zugpferd Dura-Air zu bündeln. "Mit dem Vehikel Dura Air wollen wir Zoeppritz breit bei unseren Kernkunden in Deutschland und auch im Ausland platzieren". Zoeppritz soll als "Luxusmarke mit eigenem Produkt- und Markenauftritt" positioniert werden. Dazu wird das Sortiment wird gestrafft und auf Premiumprodukte oberhalb der Dura-Range reduziert. Vorgesehen sind zwei Rollenartikel, ein Serviceprogramm mit 7 Qualitäten für den gehobenen Fachhandel und eine "limitierte Top-End Selektion" für Spitzen-Einrichter. Das Ganze soll von einem adäquaten Kommunikationskonzept begleitet werden, das zur Zeit in Arbeit ist. Der Claim steht aber schon fest: "Luxus pur".

Weiterer Ausbau des Objektsortiments

Bereits in vollem Gange ist seit 2002 die Restrukturierung des Objektgeschäftes. Das Sortiment wurde überarbeitet und ergänzt, die Mannschaft verjüngt, die Kundenansprache professionalisiert und zugleich internationaler ausgerichtet. Das zeige bereits Erfolge, betont Farber und verweist auf den "Marktanteilsgewinn bei imageträchtigen Großprojekten".

Das will er 2004 fortsetzen und setzt dabei unter anderem auf die nochmalige Erweiterung des Programms: Zum einen kommen "hochwertige wettbewerbsfähige Objekt-Nadelfilze" von der neuen Schwester Horus dazu, zum anderen wurde eine Solution-Dyed-Serie vorgestellt; dazu gehören ein Designquartett mit zwei Schlingen mit Effektfaden, eine linear gemustert, eine rapportfrei und dazu jeweils ein Velours-Pendant, alle vier in den gleichen 10 Farben ausgemustert, 680 g schwer, extrem eingestuft, mit TR-Rücken und Dura Air-Ausrüstung, und auch als Fliese erhältlich. Komplettiert wird die Serie durch einen COC, einen moulinierten Velours und eine moulinierte Schlinge, alle mit sämtlichen Objektattributen und wahlweise ab 300 qm erhältlich mit TR, Dura Care, Dura Bac, Dura Air und auch als Fliese.

Noch im ersten Halbjahr 2004 sollen weitere neue Objektbeläge kommen.
aus BTH Heimtex 02/04 (Wirtschaft)