Raum Gremmelsbacher Wohnen-Schlafen-Ambiente in Kirchzarten

Offen, transparent, emotional - Wohnen perfekt in Szene gesetzt

Ein Großbrand vernichtete Ende 2004 das Deco Domus-Fachgeschäft der Familie Gremmelsbacher in Kirchzarten. Nachdem der erste Schock überwunden war, wagte Günther Gremmelsbacher den Neustart und errichtete im Gewerbegebiet einen Neubau, der in Konzept, Architektur und Ladenbau seinesgleichen sucht. In Zusammenarbeit mit Planungsbüro Fichtenmaier wurde ein individuelles, unverwechselbares Erscheinungsbild geschaffen, das Kompetenz und Geschmack ausstrahlt und die Kunden emotional anspricht. So sieht der Fachhandel der Zukunft aus.

Weihnachten 2004 war kein schönes Fest für Familie Gremmelsbacher und ihre 14 Mitarbeiter. Nur wenige Tage zuvor, am 15. Dezember, hatte ein verheerendes Feuer ihr Deco Domus-Fachgeschäft an der Wilhelm-Schauenberg-Straße in Kirchzarten bei Freiburg vernichtet -und das wenige Monate nach dem 15jährigen Jubiläum. Nichts ließen die Flammen übrig. "Lediglich einige Daten auf dem Laptop zu Hause waren noch da", erinnert sich Günther Gremmelsbacher, der in der dritten Generation den Raumausstatter-Betrieb führte. Eine Welle des Mitgefühls und der Hilfe von Freunden und Kunden sowie vielversprechende Zusagen der Versicherung machten ihm Mut, nach vorne zu schauen und den Neubeginn zu wagen.

Für den Übergang zog man zunächst in das Stammhaus an der Höfener Straße, wo Alfred Gremmelsbacher 1925 den Grundstein gelegt hatte, bis sich im Februar 2005 ein brauchbares Provisorium in einer leerstehenden Lagerhalle in der Nähe des alten Standortes fand. "Dort konnten wir Verkaufsflächen, Büroräume und ein Zwischenlager zum Abwickeln der laufenden Aufträge einrichten", berichtet Gremmelsbacher, der in den Folgemonaten neben dem normalen Tagesgeschäft mit der Abwicklung des Brandschadens, den Verhandlungen mit den Versicherern, Kaufverhandlungen mit der Gemeinde Kirchzarten sowie der Planung eines neuen Standortes beschäftigt war. Wo der sein sollte, war schnell klar: im neu erschlossenen Gewerbegebiet, wo sich bereits ein großer Verbrauchermarkt, ein Sportfachmarkt und ein Küchenstudio angesiedelt hatten. "Wir waren überzeugt davon, dass dort die Frequenz um ein vielfaches höher sein wird und auch mehr Laufkundschaft kommt", begründet der Unternehmer die Entscheidung.

Auf einer Grundstücksfläche von 2.100 qm entstand schließlich ein modernes Industriegebäude mit insgesamt 1.100 qm, davon 755 qm Verkaufsfläche auf zwei Ebenen. Der ganze Komplex ist betont offen gehalten, mit einer großen Glasfront, die kompletten Einblick ins Innere erlaubt, denn hinter den großflächigen Fensterscheiben wurden keine trennenden Wände für Schaufenster errichtet. "Unsere Verkaufsfläche ist unser Schaufenster", erklärt Gremmelsbacher. Selbst die Werkstätten, das Nähatelier und die Polsterei, sind für die Kunden sichtbar hinter Glas im Verkaufsraum integriert.

Weitere Besonderheit: Der Betrieb ist nahezu energie-autark: durch ein Blockkraftheizwerk, das mit Rapsöl betrieben wird. "Wir setzen auf regenerative Energie", sagt Gremmelsbacher. Dabei wird so viel erzeugt, dass sogar noch Strom an die örtlichen Energiewerke abgegeben wird. Energiesparend wirkt zudem das begrünte Dach des Lagers.

So prägnant und modern wie die Architektur sollte auch die Ladenkonzeption sein: Gremmelsbacher wollte ein individuelles, unverwechselbares Erscheinungsbild, das die Kunden emotional anregen und zum Verweilen stimulieren sollte. Mit dem Planungsbüro Fichtenmaier fand er einen kongenialen Partner: Schon nach den ersten Vorgesprächen war klar, dass man in Konzeption und Gestaltung eine Sprache spricht. Auf Basis der zur Verfügung stehenden betriebswirtschaftlichen Daten wurde eine Flächenaufteilung erarbeitet, die der Umsatz- und Geschäftsentwicklung der letzten Jahre angepasst wurde. Danach wurde der wachstumsträchtige Bereich Sonnenschutz proportional am stärksten vergrößert: "Hier sehen wir sowohl bei innenliegendem Sonnenschutz als auch bei außenliegendem für die Zukunft noch weiteres Potenzial".

Stephan Fichtenmaier fand eine außergewöhnliche Lösung, um das Sonnenschutz-Sortiment verkaufswirksam zu präsentieren: Er plante gleich in der Eingangs- und Schaufensterzone eine ca. 80 qm große, mediterran anmutende "Piazza", die überragt wird von einem 6 m (!) hohen Turm, der durch den zweistöckigen Bau möglich war, und der schon von außen als Blickfang wirkt und Neugier weckt. Eine leise plätschernder Brunnen sorgt für Atmosphäre. Eine Fülle von Musteranlagen, die hinterleuchtet sind, um ihren jeweiligen Effekt zu demonstrieren, unterstreicht die Kompetenz bei Sonnen- und Insektenschutz. Zudem zeigen eingebaute Fenster, wie die verschiedenen Modelle original montiert aussehen "Wir haben so weitaus weniger Beratungsbedarf als aus dem Katalog heraus", bestätigt das Team.

Steigenden Umsatz erwartet Gremmelsbacher auch bei Dekos und Haustextilien, da sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein großer Verbrauchermarkt befindet, und er dadurch auf hohe Frequenz hofft. Deshalb wurde rechts vom Eingang auf ca. 100 qm der Deko-und Accessoires-Bereich eingerichtet, der in kurzen Zeitabständen liebevoll neu dekoriert wird. So haben Kunden und Passanten immer wieder Neues zum Anschauen und der Verkaufsraum bleibt in Bewegung. Danach schließen sich eine separate Bassetti-Fläche, die Gardinenabteilung mit Langschals und Zubehör, Tischdecken, Polsterstoffe und Bodenbeläge an. Das Musterangebot für Teppichböden wurde erweitert, auch bei PVC-Belägen, Laminat und Parkett steht ein reichhaltiges Angebot zur Auswahl, alles appetitlich und attraktiv präsentiert. So macht man Lust auf Wohnen mit den Produkten unserer Branche.

Hinter den Gardinen und Möbelstoffen befinden sich Nähatelier bzw. Polsterei, beide als "lebende Werkstätten" gestaltet mit Einblick sowohl von Ladengeschäft aus als auch von draußen. Eine zentrale, großzügig angelegte Treppe führt den Kunden auf die Empore, wo auf 300 qm alles rund um das Thema Bett und Bad angeboten wird, einschließlich eines kleine Bettenstudios.

Schön kombiniert: Wandverkleidungen aus Sichtbeton und zum Teil Bruchsteinpaneelen, dunkle Hölzer, dazu hochfloriger Teppichboden. Auch hier finden sich immer wieder geschmackvoll gestaltete Arrangements und Deko-Details, die einerseits Flair verbreiten, andererseits Ideen und Anregungen vermitteln.

Um eine eigenständige Identität zu schaffen, verzichtete Fichtenmaier bei der Einrichtung des Geschäftes weitgehend auf fertige Ladenbau-Systeme; alle Regale, Tische und Warenträger wurden von einem örtlichen Schreiner individuell angefertigt. Das klingt teuer, war es aber nicht, weil man sich in Form und Funktion auf das Wesentlichste konzentrierte und dadurch die Kosten für die verschiedenen Elemente weit unter den Durchschnittswerten der Branche halten konnte. Ebenfalls nahm man bewusst Abstand von Displays oder gar Shop-in-Shops von Lieferanten, was genau der Philosophie von Gremmelsbacher entspricht: "Unsere Produkte sollen für sich sprechen".

Neue Wege ging Planer Fichtenmaier auch beim Licht: Es gibt keine Grundbeleuchtung, die Ware wird ausschließlich mit Spots in Szene gesetzt. "Das Licht wird genau dort platziert, wo der Kunde hinschauen soll: auf die Produkte", erklärt er. "Das erzeugt Spannung und weckt Emotionen". So sieht das Fachgeschäft der Zukunft aus.
aus BTH Heimtex 03/07 (Referenz)