Peters sen. sieht sich für die Zukunft gerüstet

Aggressiv in der Verkaufsförderung, konservativ in der Finanzpolitik

Ein 163 Jahre altes Unternehmen mit einem jungen, dynamischen Geschäftsführer: Großhändler Joh. Peters sen. in Viersen gehört mit 42 Mio. EUR Umsatz zu den starken Grossisten im Westen Deutschlands. An der Spitze steht Florian Peters-Messer, der das Traditionshaus ohne viel Federlesens den sich verändernden Marktbedingungen anpasst und sich damit auch in diesen schwierigen Zeiten bestens gerüstet für die Zukunft fühlt.

Florian Peters-Messer nimmt kein Blatt vor den Mund: Die wirtschaftliche Situation für das Malerhandwerk sei "lausig", erklärte der Geschäftsführer des renommierten Großhandelshauses Joh. Peters sen. in einem Gespräch mit BTH Heimtex ohne Umschweife. Doch um den Fortbestand seines Familienunternehmens macht er sich trotz der Konjunkturflaute keine Sorgen. Auch für Peters sen. wachsen zwar die Bäume bei der momentanen wirtschaftlichen Lage zwar nicht in den Himmel, aber durch eine klare Konzeption, ein eigenständiges Profil und nicht zuletzt eine starke Kapitaldecke sieht der dynamische Enddreißiger die Zukunft der Traditionsfirma im niederrheinischen Viersen als absolut gesichert an.

Der schon 1840 gegründete Grossist sieht sich in erster Linie mit dem Malerhandwerk verbunden. Von den rund 7.000 gelisteten Kunden kommen 85% aus dem Handwerk, wobei das Schwergewicht eindeutig bei den Malern liegt, die gleichzeitig auch im Bodenbelagsbereich aktiv sind. Immerhin machen Bodenbeläge rund 40% des Gesamtumsatzes von 42 Mio. EUR aus - also knapp 19 Mio. EUR. Florian Peters-Messer sieht sich damit durchaus als Konkurrent des reinrassigen Bodenbelaggroßhandels, auch wenn sich seine Firma bewusst kaum mit dem Objektgeschäft befasst.

Bedeutendste Produktgruppe sind allerdings mit 50% Anteil Farben im weitesten Sinne, wobei im Sortiment vor allem die starken Marken von Caparol und Akzo Nobel Deco vertreten sind. Dabei ficht es Peters-Messer nicht wie andere Großhändler an, dass diese Hersteller über Tochtergesellschaften selbst im Großhandel aktiv sind - so lange im Markt preisliche Fair-ness herrscht. "Wir führen das, was der Kunde wünscht. Die Kundenbedürfnisse haben bei uns höchste Priorität", betont er. Das Großhandels-Engagement der beiden Lieferanten hat nach seinen Worten vor allem "emotionale Wellen" ausgelöst. Echte Probleme habe es aber keine gegeben. Florian Peters-Messer: "Wir sehen diese Entwicklung ruhig und gelassen, so lange es auf der Preisebene kein Durcheinander gibt. Durch unsere langfristigen Kundenbindungen und durch unsere höhere Kompetenz als Vollsortimenter verstehen wir uns auf jeden Fall als der bessere Leistungsträger für unseren Kundenkreis."

Spezialartikel kleinerer Produzenten ergänzen das Programm. Eine wichtige Rolle im Angebot spielt die Eigenmarke Peco, die sich in allen Segmenten wieder findet. Die in der Breite und Tiefe des Sortimentes sehr intensiv eingesetzte Eigenmarke mit hohem Qualitätsniveau sieht Florian Peters-Messer zum einen als "starkes Identifikationsinstrument" und zum anderen als eine "Möglichkeit, mit guten Preisen" arbeiten zu können. Denn die Margen seien bei der Eigenmarke deutlich besser als bei Hersteller-Marken.

Zum Vollsortiment von Joh. Peters sen. gehören neben dem breiten Angebot an Farben und an Bodenbelägen plus allen Hilfsmitteln und allem Zubehör auch noch Tapeten und Werkzeug mit einem Umsatzanteil von jeweils 5%. Wobei die Wandbeläge zu den Produktgruppen gehören, die ganz oben in der Gunst von Peters-Messer stehen. Entsprechend umfangreich ist das Angebot: 9 Kollektion und zusätzlich drei überstreichbare Produkte sind erhältlich. Zur Präsentation wurde ebenso wie für die Bodenbeläge ein aufwändiger Koffer entwickelt, in dem die einzelnen Kollektionsbücher Platz finden. Dem Handwerker steht so ein Arbeitsmittel für optimale und professionelle Vorlagen bei seinem Kunden zur Verfügung. Allerdings gibt es das nicht umsonst: Für Koffer und Kollektionen müssen die Kunden einen bezahlen, genauso wie für die Teilnahme an den zahlreichen Seminaren. Das wird bei Peters sen. sehr genau genommen: "Wir sind in unserer Verkaufsförderung durchaus aggressiv, aber in unserer Finanzpolitik stark konservativ", beschreibt Peters-Messer die Unternehmensstrategie. "Keiner hat heute in der schwierigen Lage mehr etwas zu verschenken", sagt er nüchtern."Außerdem signalisiert die kostenlose Abgabe von Dienstleistungen oder auch von Kollektionsbüchern nur, dass sie nicht viel wert sein können."

Dass Service und (Dienst-)Leistung kosten, werde von den Handwerker-Kunden voll und ganz akzeptiert. Vor allem die Seminare, sowohl technisch fachlich als auch betriebswirtschaftlich oder marketingmäßig ausgerichtet, seien stark gefragt. Sie finden sowohl in der Zentrale in Viersen als auch in den 16 Filialen in Nordrhein-Westfalen statt, wobei Florian Peters-Messer die Arbeit vor Ort präferiert: "Wir müssen regionale Kompetenz vor der Tür des einzelnen Handwerkers demonstrieren."

Diese Einsicht war auch einer der Gründe dafür, dass sich Peters sen. im vergangenen Jahr von seinen ostdeutschen Aktivitäten trennte und sich seitdem ganz auf das angestammte Vertriebsgebiet im Westen der Republik konzentriert, mit Kleve als äußerstem Punkt im Norden, Bonn im Süden und Hamm im Osten. Die Filialen in Ostdeutschland wurden rückwirkend zum 1. Januar 2002 verkauft, stattdessen n den letzten zwölf Monaten neue Niederlassungen in Bochum und Duisburg eröffnet. Ein weiterer neuer Standort soll noch bis zum Jahresende in Leverkusen starten.

Alle Dependancen werden von Viersen aus logistisch betreut. Von dem dortigen Zentrallager mit fast 6.000 qm Fläche rücken jede Nacht 30 LKW aus, um die einzelnen Niederlassungen zu bestücken oder die Kunden umgehend zu beliefern. Jede Filiale ist laut Peters-Messer als kleines Unternehmen mit zwei bis sechs Mitarbeitern, einer Lagerfläche zwischen 200 und 400 qm für Abholprodukte und selbstverständlich einer eigenen Farbenmischanlage konzipiert, die bei Maler-Kunden unbedingt erforderlich ist.

Die Niederlassungen verfügen über Stammsortimente, die von den Kunden direkt über die Theke eingekauft werden können. Das Hauptgeschäft allerdings liegt nach wie vor bei den Kundenbestellungen. Rund 75% aller Auslieferungen von Zentrallager sind Auslieferungen an die Kunden. Bestellungen, die abends bis 18 Uhr in der Zentrale eingehen, werden bereits am Folgetag zu den Kunden gebracht. Jetzt soll die Bestellfrist noch weiter verkürzt werden: Dazu wird die neue Software Diabolo eingeführt, mit der die Kunden von ihrem Computer aus direkten Zugriff auf die Warenbestände im Zentrallager in Viersen haben und so unabhängig von den offiziellen Geschäftszeiten disponieren können.
aus BTH Heimtex 10/03 (Wirtschaft)