Co Designers: Interview mit Hubert Kohts und Antje Schlegel

"Wir sind schnell, flexibel und können kurzfristig alles liefern, was der Kunde sich wünscht"

Nach der Insolvenz des Vorgänger-Unternehmens und der Neugründung durch Tretford, die Mannschaft, Markennamen und Design-Fundus übernahm, haben sich Co Designers neu aufgestellt. Unter Führung des Generalbevollmächtigten Hubert Koths und Designerin Antje Schlegel als kreativem Kopf präsentiert sich das Unternehmen jetzt hoch motiviert mit neuer Strategie und einer neuen Kollektion. BTH Heimtex-Chefredakteur Claudia Steinert sprach mit den beiden über ihre Ambitionen und die weitere Marschroute.

BTH Heimtex: Tretford hat mit seinem Engagement bei Co Designers für einige Überraschung in der Branche gesorgt. Warum der Einstieg in das fremde Segment Teppiche und warum bei Co Designers und nicht bei der bekannteren Schwestergesellschaft Haro?

Hubert Kohts: Da muss ich etwas ausholen: Ich bin seit zwei Jahren als Unternehmensberater aktiv und sollte für die Weseler Teppichfabrik analysieren, wie sie ihre Aktivitäten strategisch erweitern kann. Eine umfangreiche Studie ergab, dass die Marke Tretford eine breite Tragfähigkeit besitzt - auch für andere Produkte. Unsere Analyse hat ergeben, dass sowohl die Marke wie auch die Weseler Teppich GmbH als Firma vom Markt mit neuen Produkten angenommen würden. Daraufhin hatten wir zunächst einige Überlegungen angestellt, aber noch keine konkreten Pläne.

Parallel, aber zufällig habe ich im vergangenen Jahr im Rahmen eines Sanierungs-Gutachtens angefangen, Haro zu betreuen. So kam es zunächst zum Kontakt zwischen beiden Firmen...dann kam die Insolvenz von Haro und Co Designers. Wir haben geprüft, inwieweit bestimmte Teile für Tretford interessant sein könnten und schon sechs Wochen nach dem Insolvenzantrag das Nachfolge-Unternehmen starten.

BTH Heimtex: Aber warum haben Sie sich für Co Designers interessiert und nicht für Haro - oder für beide?

Koths: Weil Haro mit dem Schwerpunkt handgewebte Teppiche sehr stark vertikal ausgerichtet war und sich die ganze Wertschöpfungskette von der Spinnerei über die Färberei bis zur Weberei überwiegend in Deutschland abspielte. Und genau das war das Problem von Haro, ohne dass ich hier jetzt näher darauf eingehen will. Ganz abgesehen davon gab es damals für Haro auch noch andere Interessenten, für die die Fortsetzung der Haro-Aktivitäten mehr Sinn machte.

BTH Heimtex: Sie wollten also keine Produktion. Was haben Sie denn konkret von den insolventen Co-Designers übernommen?

Koths: Wir haben die Kernmannschaft übernommen, die sich mit Entwicklung, Design und Service beschäftigt, das waren insgesamt fünf, außerdem einige Außendienst-Mitarbeiter, den Markennamen natürlich und wir haben den Grundstock an Designs gekauft. Damit konnten wir die Kunden relativ schnell weiter bedienen und praktisch nahtlos weitermachen.

Im März sind wir dann nach Kulmbach umgezogen, haben die notwendigen Umstellungen vorgenommen, die synergieträchtigen Integration zu Tretford organisiert und uns dann von Juni an den neuen Kollektionen und unserem neuen Auftritt gewidmet, um spätestens zum Jahresübergang den Relaunch kraftvoll zu starten.

Alles in allem haben wir einen guten Start gehabt. Wir haben nur wenige Kunden verloren, das Sortiment bereinigt, zum Beispiel die bildhaften Teppiche komplett zurückgefahren und die Ausrichtung neu formuliert. Wir konzentrieren uns auftragsbezogen auf Teppiche für die anspruchsvolle, individuelle Einrichtung.

Dazu gehört natürlich die Optimierung eines strategischen Faktors wie des Services: Wir verfügen jetzt über extrem schnelle Produktionen, die in der Lage sind, kleine Losgrößen kurzfristig umsetzen. Das ist sehr wichtig, weil sich unsere Kunden, speziell der Möbelhandel, immer mehr vom eigenen Lager verabschiedet. Die Läger werden abverkauft und nichts mehr nachgeordert.

Antje Schlegel: Weil wir die individuelle Fertigung forcieren wollen, macht es auch keinen Sinn, ein Lager vorzuhalten. Wir sind klein, schnell und flexibel und können dem Kunden dadurch in 6 Wochen alles liefern, was er sich wünscht.

BTH Heimtex: Und diese Produktionen befinden sich außerhalb Deutschlands?

Schlegel: Ja. Wobei man sehen muss, dass es sich hier eigentlich nicht um eine industrielle Fertigung handelt. Unsere Produkte werden ausschließlich in Handarbeit hergestellt. Im Grunde sind das serienreife Unikate.

Kohts: Es ist schon eine Handwerkskunst. Man ist in den unterschiedlichen Phasen der Entstehung des Produktes auch sehr auf das Know-How bestimmter Menschen angewiesen. Ich glaube, das macht das Ganze auch so reizvoll für unsere Mannschaft, weil sie dort wirklich ihr Können ausspielen kann.

BTH Heimtex: Sie sind zwar eine 100%ige Tochter von Tretford, sitzen aber nicht bei Ihrer Mutter in Wesel, sondern in Kulmbach. Demonstriert diese räumliche Trennung, dass Sie autark sind und eigenständig agieren?

Koths: Wir haben hier freie Hand.

Schlegel: Grundlegende Dinge werden natürlich abgestimmt, weil wir dort ja auch gemeinsame Wege suchen, aber ansonsten agieren wir völlig selbstständig.

BTH Heimtex: Gibt es denn dann überhaupt Synergien?

Koths: Aber ja. Es ist so, dass Entwicklung, Konzeption und Vertrieb - also alles, was mit Produkt und Markt zusammenhängt - in Kulmbach konzentriert ist und die ganze Peripherie , die Dienstleistungen, die um diese Kernkompetenzen herum gebraucht werden, bei Tretford liegen. Das heißt, uns halten administrative Prozesse nur minimal auf. Wir brauchen hier keinen Buchhalter mehr, keinen Personalchef, keine Versandabteilung usw. Wir können uns voll um den Markt, jeden einzelnen Kunden und jeden einzelnen Auftrag kümmern. Das müssen wir künftig noch stärker kommunizieren.

BTH Heimtex: Und wie ist das im Vertrieb? Unterhalten Sie einen eigenen Außendienst oder vermarktet die Tretford-Mannschaft Ihre Produkte auch mit?

Koths: Wir haben wohl unseren eigenen Außendienst, wollen aber die Kollegen von der Weseler dazu animieren, uns zumindest zu assistieren. Das ist eine professionelle Mannschaft und Tretford hat einen großen Kundenstamm, da ist schon noch der eine oder andere interessant für uns. Wir haben in Deutschland per se momentan noch gute 100 Standorte, die wir gerne bedienen möchten.

BTH Heimtex: Wer sind Ihre Kunden?

Koths: Zunächst haben wir einen relativ hohen Exportanteil mit 40%. In Deutschland selbst bewegen wir uns zu 85% im gehobenen Fachhandel, bei Einrichtern und Raumausstattern. Dazu kommt ein geringer Anteil an Kunden aus dem Versandgeschäft, wobei das hochwertige Versender sind, nicht die bekannten Größen.

BTH Heimtex: Kommen wir zum Sortiment. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, halten Sie kein Lagerprogramm bereit, sondern fertigen rein auftragsbezogen.

Schlegel: Ja. Wobei wir sukzessiv drei Produktlinien aufbauen wollen. Eine Säule ist Essentials, das ist eine moderne, trendbewusste Kollektion zum Thema Strukturen, bei der zwar nicht die Konstruktion an sich verändert werden kann, wohl aber Farben, Größen und Formen.

Dann wird es ein zweites Standbein unter dem Titel Select geben, das sich im bildhaften Teppich bewegt, aber auch mit Strukturen arbeitet, mehr im dekorativen, eleganten Bereich. Das ist ein Thema, das wir generell forcieren wollen, weil wir glauben, dass wir dort stärker sind als andere - und das zudem schwer von den Billiganbietern nachzustellen ist.

Und die dritte Linie ist Create, der ganz individuelle Teppich, den der Kunde nach seinen Ansprüchen, seinem Bedarf aus unserem Baukasten gestalten kann.

BTH Heimtex: Mit welchen Materialien arbeiten Sie? Nur mit Naturfasern?

Schlegel: Ja. Wir arbeiten sehr viel mit Schurwolle, und da wiederum zu 80% mit Neuseeland-Schurwolle, bei der Essentials-Linie auch mit Leinen oder Wolle-Leinen-Mischungen. Darüber hinaus verarbeiten wir bei Select auch Sisal- und Metallgarne, Glasstein- und Fellapplikationen. Kunstfasern verwenden wir nicht.

BTH Heimtex: Differenzieren Sie diese drei Segmente im Vertrieb, indem beispielsweise eine Linie einer Kundengruppe zugeordnet ist?

Koths: Ich glaube, wir sind nicht groß genug, um das von uns aus zu bestimmten. Wir überlassen dem Markt die Entscheidung, wer bestimmte Programmteile mit uns vermarkten möchte, wer individuelle Lösungen will und wer lieber auf fertige Vorschläge zurückgreift.

BTH Heimtex: Und von welcher der drei Linien versprechen Sie sich am meisten? Welche soll das Hauptstandbein werden?

Koths: Create, weil in diesem Bereich das ganze Potenzial an Kreativität, an Individualität und an Service steckt.

BTH Heimtex: Gerade das ist aber doch schwer zu vermarkten, weil den meisten das Vorstellungsvermögen fehlt. Das erfordert eine hoch qualifizierte, kompetente Beratung bereits am Point of Sale. Das können Sie in der Breite doch gar nicht leisten....

Koths: Sie unterschätzen die Nachfrage. In Russland zum Beispiel laufen praktisch nur individuelle Teppiche - und auch im deutschen Markt kommen wir bereits auf einen Anteil von gut 50%. Sie haben Recht, dass wir unsere Hilfsmittel für den Point of Sale noch verbessern müssen, die sind noch nicht selbsterklärend, aber daran arbeiten wir. Außerdem haben wir bei uns im Haus Ressourcen, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigen.

BTH Heimtex: Sie haben sicher im Vorfeld den Markt und die Wettbewerber analysiert. Wo sind sie positioniert? Und wen sehen Sie als Haupt-Wettbewerber?

Koths: Es gibt natürlich einen großen Markt, der stark fragmentiert ist, teilweise auch vagabundierenden Wettbewerb. Hier einzelne Wettbewerber zu nennen, wäre nicht angemessen. Sicher gibt es einige bekannte Namen, die die Championsliga darstellen, in der wir gerne mitspielen würden. Unabhängig vom Stil und vom Design werden wir als hochwertiger Anbieter, der auf modische Effekthascherei verzichten kann, lebbare und stark individualisierbare Teppichkreationen vermarkten.

BTH Heimtex: Wir haben noch gar nicht über Zahlen gesprochen. Was für eine Umsatzgröße streben Sie an? Was ist realistisch machbar?

Koths: Dazu will ich mich hier nicht äußern. Wir werden zunächst ganz eng am Konzept stark individueller Atelier-Ausrichtung und Kleinstserienfertigung festhalten. Somit sind wir auf langsames, gesundes Wachstum ausgerichtet.

BTH Heimtex: Themenwechsel. Frau Schlegel, Sie kennen beide Seiten: Co Designers alt vor der Insolvenz und Co Designers neu danach. Was ist nun anders oder besser?

Schlegel: Die Zielsetzung ist genauer. Wir greifen uns heute Themen heraus, die wir aufbauen und konsequent umsetzen. Früher war das Sortiment viel breiter gestreut und dadurch stärker verwässert. Wir konzentrieren uns heute auf den absoluten Hochwertbereich, das kommt auch den Produkten zu Gute.

Und: Wir sind kundenorientierter. Wir fragen uns heute, was der Handel braucht, was müssen wir ihm geben, damit er unsere Produkte besser verkaufen kann und bieten ihm die entsprechenden Hilfen an.

Kohts: Wenn ich noch ergänzen darf: Früher wurde oft reagiert, nicht agiert. Das ist jetzt anders. Wir gehen Schritt für Schritt voran. Jetzt machen wir uns erst einmal bekannter, gehen dazu etwas in die Breite, mit erklärbaren Produkten, die trendgerecht und trotzdem zeitlos sind, sich in bestimmte Wohnwelten integrieren, dabei gewisse Preisschwellen berücksichtigen. Im nächsten Schritt kommen wir dann mit individuellen, neuen Themen zu unseren Kunden.

Außerdem geben wir unseren Kunden jetzt erstmal eine praktische und ansprechende Musterkollektion an die Hand, mit der er spielen kann, die nicht zu teuer ist, die er leicht transportieren oder auch ausstellen kann. Und: wir bieten Schulungen an und verbessern unseren Internet-Auftritt, in den wir künftig auch unsere Kunden mit einbinden wollen.

BTH Heimtex: Produkte und Service sind das eine, was den Handel interessiert, das andere ist, ob er mit dem Produkt auch genug verdienen kann. Wie sieht das damit bei Ihnen aus?

Koths: Wir sind ganz interessant in dem Wettbewerbsumfeld, in dem wir uns befinden....

BTH Heimtex: Was heißt das konkret?

Koths: Die erzielbaren Netto-Margen liegen für den Handel deutlich über 50%. Und an den individuellen Teppichen, also der Create-Linie, kann der Handel sogar noch mehr verdienen.


Co Designers - Daten und Fakten

Co.Design GmbH
Design und Vertrieb
Am Goldenen Feld 2
95326 Kulmbach
Tel: 09221/8213373
Fax: 09221/8213374
e-mail: info@co-designers.de
Internet: www.co-designers.de

Muttergesellschaft: Weseler Teppichfabrik
Generalbevollmächtigter: Hubert Koths
Kreativleitung: Antje Schlegel, Werner Suchy

Mitarbeiter: 10 incl. Aushilfen

Vertrieb: Ausschließlich über Fachhandel, Raumausstatter, Möbelhandel, Inneneinrichter

Fertigung: nur auftragsbezogen
aus BTH Heimtex 12/04 (Wirtschaft)