Die Fair-Teppichwelt in Garbsen bei Hannover

Messeflair bei Fair

Messebesuche machen Spaß, auch dem Endverbraucher. Aus dieser Überzeugung heraus betreibt Heineking bereits vier Fair-Fachmärkte mit Messecharakter, in enger Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Zweites Standbein des Unternehmens: die Spedition.

Warum eigentlich sollen die Kunden gerade zu uns kommen, wo wir doch weitgehend Produkte führen, die unserer Wettbewerber ebenso anbieten?" Diese Kernfrage hat sich auch das Unternehmen Heineking gestellet. Und hat die Antwort in dem Konzept der Fachmarktkette Fair-Teppichwelt gefunden: "Einkaufen wie auf der Messe". Und tatsächlich: Wer den Fachmarkt Fair Schönes Wohnen in Garbsen bei Hannover betritt, steht in einer Ausstellungshalle: überall ein- oder mehrseitig offene Shops - oder "Stände" - von Vorwerk, Tarkett-Sommer, von ITC oder Associates Weavers. Im Bereich der abgepassten Teppiche trifft man auf Wissenbach und Balta, bei den Gardinen- und Dekostoffen auf Ado, Jab, Gerster, Garotex und Albani. In der Abteilung Farben und Tapeten schließlich präsentieren sich unter anderem die Anbieter Alpina, Rasch und AS.

"Die Gestaltung, von Ladenbau und Präsentation bis hin zur Warenbestückung überlassen wir weitgehend den Herstellern", erklärt Rolf Steding, verantwortlich für den Geschäftsbereich Handel und Einkauf. Die Zusammearbeit zwischen Fachmarkt und Lieferanten sollte so eng wie möglich sein. Selbstverständlich nutzen die Hersteller die Gelegenheit, ihre Marken als solche zu präsentieren. Zwar werden sie den Verbrauchern nicht immer so bekannt sein wie die von Vorwerk oder Ado. Dennoch suggeriert ein runder Auftritt Verlässlichkeit und Qualität. In der Anfangszeit bedurfte es einiger Überzeugungsarbeit, bis die Lieferanten die Messe-Idee ganz annahmen. "Aber wir sagten unseren Partnern: Stell hier Dein Unternehmen mit seinen Stärken heraus", meint Steding. "Wenn Du Veloursspezialist bist, dann zeig das."

Fair Schönes Wohnen in Garbsen ist bloß einer von mehreren Fachmärkten, die die Heineking-Gruppe (Landesbergen) in diesem Stil aufgebaut hat. Angefangen hat alles mit der Fair-Teppichwelt in Bad Nenndorf, wo 1998 das Pionier-Projekt entstand, direkt an der A2. Mittlerweile stehen auch Fair-Märkte im Stammhaus Landsbergen, in Goslar sowie eben in Garbsen bei Hannover. Der Name soll dabei gleich zweierlei aussagen: Zum einen bedeutet das englische Wort "fair" auf Deutsch "Messe", zum anderen verspricht Heineking dem Kunden damit Fairness, erklärt Frank Otto, zuständig für den Bereich Projekt & Service sowie für die Stabsstelle Personalentwicklung.

Rundgang ohne Reizüberflutung

Der Fachmarkt in Garbsen lädt die Besucher zu einem Rundgang ein, der sie auf farbig abgesetzten Laufstraßen aus Teppichboden durch das gesamte Produktspektrum des schönen Wohnens führt. Bloß geht es dabei eben nicht an endlosen Regalreihen und ewig gleichen Warenständern entlang. Zum Glück. Da jeder Anbieter seinen Shop weitestgehend selbst konzipiert, ist logischerdings auch jeder Auftritt ein wenig anders. Da wird das Auge nicht so schnell müde. Und Steding weiß: Je wacher der Kunde, desto größer die Verweildauer. Mit der Verweildauer wächst auch die Kaufbereitschaft. "Wer viel sieht, ist inspiriert und animiert."

Dabei sind die Stände absichtlich so aufgebaut, dass man von keiner Stelle des Fachmarktes aus weiter entfernt liegende Warenpräsentationen oder gar das Ende der Halle entdecken kann. Der Sinn: Die Besucher sollen sich immer auf die nächstliegenden Dinge konzentrieren. Sie werden ohnehin so geführt, dass sie alles zu sehen bekommen.

Und weil im Fair-Markt vieles so angelegt ist wie auf einer Messe, nutzen die Lieferanten gern die Gelegenheit, ihre Neuheiten hier vor der offiziellen Markteinführung anzutesten. "Wir wiederum profitieren vom Know-how der Lieferanten, von ihrer Messe-Erfahrung und von ihrer Verkaufsförderung", sagt Rolf Steding.

Dabei bittet Heineking seine Lieferanten auch um tatkräftige Unterstützung - in Form von Schulungen, Marketing oder Werbekostenbeiträgen etwa. Dem Fachmarktbetreiber ist solche Unterstützung wichtiger, als beim Einkauf den letzten Cent auszuhandeln.

Kompetenz, Freundlichkeit und Rudum-Service

Fair deckt das gesamte Bodenbelags- und Heimtextilienspektrum ab; Schwerpunkte bilden dabei die Bereiche Deko/Gardine (Umsatzanteil 30%), Teppichboden (20%) und abgepasste Teppiche (30%). Hinzu kommen Parkett/Laminat/Kork mit 10% und Farben/Tapeten mit gleichfalls 10%.

Von den 23 Mitarbeitern des Marktes Fair Schönes Wohnen in Garbsen sind sieben im Servicebereich tätig: Bodenleger, Dekorateure und Näherinnen. Bei der Gardine wird Aufmaß genommen, dekoriert, genäht und auf Wunsch gewaschen. Ein eigenes Nähatelier ist mitten im Markt integriert und für die Kunden einsehbar.

Einen ähnlichen Rundum-Service bietet Fair beim Teppichboden, zumal der Verkauf von der Rolle zu Gunsten des Kupons stark nachgelassen hat. Ein bis zwei Tage nach Bestellung kann die Ware meistens ausgeliefert werden. Vorausgesetzt, sie ist am Lager des Herstellers verfügbar. "Da nutzen wir die Vorteile unseres Unternehmens in Sachen Transport/Logistik als Synergie-Effekt" erklärt Steding. Heineking ist auch Spediteur.

Nicht bloß Produkte und Präsentation sind wichtig, sondern auch das Personal: Hier legt Heineking besonderes Augenmerk darauf, dass die in Verkauf und Service tätigen Mitarbeiter den Kunden kompetent und freundlich gegenübertreten. "Damit grenzen wir uns von den Baumärkten ab", sagt Steding. Umsichtiger Leiter des Fair-Marktes in Garbsen ist Wolfgang Nordenholz.

In Kooperation mit der Decor-Union

Durch das Aus für die FHG war Heineking zunächst ohne Kooperation. Nach eingehenden Gesprächen mit der Decor-Union schloss man sich Anfang 2003 diesem Verband an. Vorteilhaft dafür ist zum einen die räumliche Nähe. "Einer der Hauptgründe für die Entscheidung war jedoch das Marketing, das dort professionell betrieben wird", sagt Rolf Steding.

Sein Kollege Frank Otto hebt besonders den intensiven Kontakt und fachlichen Austausch mit Kollegenfirmen innerhalb der Erfa-Gruppen hervor. "Das hatte uns bis dahin gefehlt". Hier bringen die Verantwortlichen von Heineking ihre Erfahrungen mit ein und profitieren gleichzeitig vom Wissen der anderen. Das Marketing von Heineking wird vor allem durch Beilagenwerbung, Anzeigen und Mailing-Aktionen bestimmt. Eines der letzten - von Decor-Union organisierten - Mailings bestand aus einer Postkarte mit Ansicht des Eiffelturms, die ausgesuchten Interessenten zugeschickt wurde. Darin schreibt eine Anita aus Paris, dass sie gerade in dieser tollen Stadt sei, wo es unter anderem auch schöne Stoffe gibt. "Wobei, die schönsten Stoffe gibts immer noch bei Fair, bei Ihnen um die Ecke."

Vom Viehtransport zum Bodenbelagsspezialisten

Das Unternehmen Heineking besteht nun schon seit 50 Jahren. Gegründet hat es 1954 Wilhelm Heinking, der zunächst mit zwei LKWs Vieh nach Süddeutschland transportierte. Um leere Rückfahrten zu vermeiden, fuhr er mit Teppichboden von Pegulan zurück. In den 70er Jahren eröffnete er dann die ersten Teppichmärkte, Ende der 80er Jahre waren es bereits 18 Filialen in den Räumen Hannover und Bremen. Die Bodenbeläge wurden um Farben und Tapeten ergänzt; später kamen Gardinen und Dekostoffe hinzu. Handel wie Spedition expandierten, und Heineking spezialisierte sich immer mehr auf Bodenbeläge aller Art. Im Speditionsbereich sieht man sich inzwischen logistisch als die Nr. 1 in Deutschland. In drei Schichten wird für die Kunden distributiert, gelagert und sortiert.

Seine Blütezeit erlebte Heineking in den 90er Jahren; zusammen mit einem polnischen Partner eröffnete man sogar einen Fachmarkt in Warschau, der heute noch existiert. In dieser Zeit übernahm Ralf Heineking (41), Sohn des Firmengründers, das Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter.
Doch die Kaufzurückhaltung der Verbraucher und sinkende Margen gingen auch an Heineking nicht spurlos vorüber. Die kleineren Standorte wurden geschlossen; im Raum Hannover etwa wurden sechs Flächen zu Gunsten eines zunächst 7.000 qm großen Marktes in Garbsen aufgegeben. Als sich die Verkaufsfläche doch noch als zu groß herausstellte, wurde reduziert - auf 4.000 qm.

Insgesamt sank die Zahl der Fachmärkte von 18 auf sieben, allerdings bei gleichzeitiger Steigerung der Verkaufsfläche. Die Standorte: Landesbergen, Bad Nenndorf, Garbsen und Goslar (Fair-Konzept) sowie Stadthagen, Hildesheim und Gifhorn (Mäx-Märkte).

Das Unternehmen steht mit den eng verzahnten Geschäftszweigen Spedition und Handel auf zwei Beinen, und das äußerst stabil. Zwar hat auch Heineking mit den Schwierigkeiten des Marktes zu kämpfen. Doch die gut entwickelten Synergien, das hoch motivierte Mitarbeiterteam sowie die Einbettung in eine moderne Kooperation sichern den Erfolg.


Heineking Logistik & Handels GmbH

Firmengründung: 1954 als Fuhrunternehmen durch Wilhelm Heineking
Firmensitz: Landesbergen
Geschäftsbereiche: Einzelhandel und Spedition/Logistik
Geschäftsführender Gesellschafter: Ralf Heineking
Fachmärkte Fair in: Landesbergen, Bad Nenndorf, Garbsen, Goslar
Fachmärkte Mäx in: Stadthagen, Hildesheim, Gifhorn
Mitarbeiter gesamt: ca. 250
Kooperation: Decor-Union
Adresse:
Brokeloher Straße 8-12
31628 Landesbergen
Tel.: 05025 / 89200


Fachmarkt Fair Schönes Wohnen, Garbsen

Eröffnung: 1999 als Fachmarkt MAXI Wohnwelt, jetzt umgestellt auf Konzept Fair Schönes Wohnen mit Lieferanten-Shops
Lage: Garbsen am Stadtrand Hannovers, neben Möbelhaus Hesse
Verkaufsfläche: zunächst 7.000 qm, Anfang 2004 Verkleinerung auf 4.000 qm
Sortiment:
- Deko/Gardinen 30 %
- Teppiche 30 %
- Teppichboden 20 %
- Parkett/ Kork/Laminat 10 %
- Farben/Tapeten 10 %
Mitarbeiter: 23, davon 7 im Service
Adresse:
Robert-Hesse-Straße 3
30827 Garbsen
Tel.: 0511/78620-0
aus BTH Heimtex 12/04 (Wirtschaft)