Dr Nice GbR

Simone Schulz, André Kazenwadel: 8 Antworten zum zeitgemäßen Einsatz von Bildtapeten


1 Wie kommen eine Raumkonzept- und Ausstellungsplanerin und ein Künstler auf die Idee, ein Tapetenunternehmen zu gründen?

Simone Schulz: Wenn man sich unsere bisherigen Arbeiten betrachtet, lag dieser Schritt gar nicht weit weg. Unser Ansatz ist es, Architektur mit Hilfe von Bildwelten zu gestalten. Es geht uns also darum, als Künstler qualitätsvolle Bildwelten verfügbar zu machen und einzusetzen. In diesem Sinne nutzen wir je nach Projekt und Anwendung unterschiedliche Materialien, so haben wir aktuell für die TV-Sendung "Avenzio" einen Stoffdruck geliefert oder für die Berliner Prachtstrasse Karl-Marx-Allee weiße Mohnblüten auf hinterleuchtbare Folie gedruckt. Und für Innenräume lassen sich die Bildwelten eben am besten in Tapetenform realisieren.

André Kazenwadel: Wir haben festgestellt, dass das Interesse am Einsatz von Bildwelten deutlich steigt. Das gilt für private und geschäftliche Räume ebenso wie für innere und äußere öffentliche Räume. Immer mehr Menschen möchten die oft sehr schlicht gestalteten Wände mit Bildern, mit Botschaften, mit Gefühlen verschönern, positive Empfindungen auslösen, Perspektiven und Visionen aufzeigen, Animation an der Wand bringen. Aus dieser Erkenntnis heraus haben wir uns zur Entwicklung eigener Tapetenkollektionen entschlossen. Unserer Ansicht nach gab es bisher nichts auf dem Markt, was diesem Bedürfnis ausreichend Rechnung trägt. Deswegen haben wir auch den Namen DrNice gewählt: Wir helfen bei der Realisierung von neuen, schönen Gestaltungsformen.

2 Was sehen Sie als besondere Stärke einer Bildtapete?

Kazenwadel: "Normale" Tapeten beeinflussen wohl die Atmosphäre eines Raumes, aber Bilder ermöglichen mehr. Sie öffnen den Raum, bieten dem Betrachter einen Bezugsort, eine Oase an der Wand. Bilder können Geschichten erzählen, inspirieren und berühren. Sie sind wie ein Fenster an der Wand, das neue Perspektiven eröffnet.

3 Wo sehen Sie den Unterschied zwischen Ihren und "klassischen" Tapeten?

Schulz: Unsere Tapeten sind nicht als vollflächige Wandbekleidung konzipiert. Wir sehen sie eher als große Tapetenbilder, die Akzente an der Wand setzen. Deswegen verstehen wir unser Angebot als Ergänzung und Bereicherung für den Gesamttapetenmarkt. Ein weiterer Unterschied zu anderen Tapeten ist die Wiederverwendbarkeit unserer Produkte. Wir bezeichnen sie als "Wallwear", also als Kleidung für die Wand. Sie lässt sich beim Umzug einfach mitnehmen oder saisonal nach Lust und Laune wechseln - als ein zeitgemäßes Produkt für die heutige mobile Gesellschaft.

Kazenwadel: Als Hersteller unterscheiden wir uns in vielen Punkten vom Wettbewerb. Wir sind ja Seiteneinsteiger aus einem vollkommen anderen Bereich. Der Ansatz von Dr Nice ist sicherlich ganzheitlicher. Unser Interesse ist die integrierte Raumgestaltung, Akzente setzen, Bereiche gliedern, Geschichten erzählen, positive Gefühle wecken. Es geht uns nicht um breit gefächerte, aber inhaltlich starre Kollektionen in großen Auflagen. Wir können durch innovative, zeitgemäße Ansätze und Techniken hoch individualisierbare Bildwelten anbieten, passgenaue Raum- und Gestaltungskonzepte entwickeln und somit einzigartige Lösungen realisieren.

4 Was zeichnet eine "gute" Tapete aus?

Schulz: Eine gute Tapete fügt sich ideal in die jeweilige Situation ein, hebt die Qualität des Raumes und der Raumenergie und ist anregend für den Betrachter. Sie bekleidet den Raum auf stimmige, schöne Art und Weise und zeigt den Stil und die Welt, die man liebt. Speziell für Bildtapeten gilt: Es sind viele Regeln zu beachten, die ein Bild zu einem guten Bild machen. Und die Wirkung von Bildern steigt proportional mit ihrer Größe. In diesem Sinne ist ein verantwortungsvoller, bewusster Umgang bei der Entwicklung von raumgreifenden Bildwelten erforderlich. Wir können dafür auf vielfältigen Erfahrungen aus der Kommunikation, Kunst und Architektur zurückgreifen.

5 Auch wenn das Interesse steigt, ist noch eine deutliche Zurückhaltung beim Einsatz dekorativer Bildtapeten erkennbar. Warum?

Kazenwadel: In den letzten Jahren war der Begriff "Fototapete" mit überwiegend negativen, zumindest gemischten Gefühlen besetzt und an die Vorstellung bestimmter Motive gebunden. Dass Tapeten mit Fotos auch anders aussehen können und eine zeitgemäße, hochwertige Ästhetik haben, ist ein neuer Ansatz, den wir erst kommunizieren müssen. Noch mehr trifft dies auf unsere abstrakten Feng-Shui- und Literaturtapeten zu, beides absolute Neuentwicklungen. Aber wir merken schon, dass der Markt die Schönheit und Wirkung unserer Bildwelten zu entdecken beginnt.

6 Wo bekommt man Dr Nice-Tapeten? Wie ist der Vertrieb organisiert?

Schulz: Einen Großteil der Kollektionen kann man direkt im Internet unter www.drnice.net bestellen. Neben den Kollektionsmotiven bietet Dr Nice auf Anfrage auch umfassende Bild- und Raumkonzepte und verfügt über einen ständig wachsenden Picture Pool. Im Bereich der individuellen Bildwelten-Entwicklung arbeiten wir gern mit Ausstattern, Innenarchitekten und Architekten zusammen. Der Vertrieb in Deutschland und im europäischen Ausland wird kontinuierlich erweitert. Für qualifizierte neue Vertriebspartner sind wir deswegen immer offen und freuen uns auf entsprechende Anfragen. Unseren Partnern stellen wir unter anderem ein erweiterbares Tapetenbuch zur Verfügung.

7 An welchen besonderen Projekten arbeiten Sie derzeit?

Kazenwadel: Wir entwickeln eine neue, florale Kollektion mit dem Kooperationspartner O Living für die Messen Tendence in Frankfurt und Maison & Objet in Paris. Erstmalig wird dort auch ein von Dr Nice gestalteter, bedruckter Glastisch zu sehen sein. Dann haben wir für ein Schwimmbad ein gestalterisches Gesamtkonzept erstellt, bei dem Akustikabsorber in die Bildwelten eingebunden werden. Weiterhin beschäftigen wir uns mit diversen Produktionen für TV und Film, eine Outdoor-Bildwelt als Gartengestaltung für eine Villa auf Mallorca und arbeiten an der Bewerbung, Inszenierung und Belebung des Berliner Boulevards Karl-Marx-Allee.

8 Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?

Schulz: Wir wollen den Vertriebsaufbau im In- und Ausland weiter vorantreiben, uns immer mehr Bildwelten erschließen, den Picture Pool ausbauen und natürlich neue Kollektionen entwickeln. Außerdem steht der Aufbau neuer Anwendungsbereiche und neuer Bildwelten für andere Materialien auf dem Programm - und noch so einiges mehr. Wir haben noch viel vor...
aus BTH Heimtex 09/05 (Wirtschaft)