Türkas Im- und Export Türker KG

Spektakuläre Pleite in der Teppichbranche: Europas größter Importeur Türkas ist insolvent


Nicht nur die Bodenbelagsbranche leidet unter massiven Umwälzungen, Übernahmen und Firmenpleiten, auch bei abgepassten Teppichen hat unlängst eine spektakuläre Pleite sowohl Anbieter wie auch den Handel erschüttert: Mit dem Karlsruher Importeur Türkas, der am 25.Juli Insolvenzantrag stellen musste, ist eins der größten Teppichhäuser Europas zusammengebrochen. Inzwischen ist das Insolvenzverfahren über das als KG geführte Familienunternehmen eröffnet worden, ebenso über das Vermögen von Komplementär Sefik Türker.

Insolvenzverwalter Markus Ernestus erklärte, dass die Firma Türkas vorläufig weitergeführt werde und zwar mit der vollen Besetzung von 70 Mitarbeitern. "Nun ist es unser erklärtes Ziel, aus dieser Situation heraus etwas entstehen zu lassen und zumindest Teile von Europas größtem Handelszentrum für Orientteppiche am Leben zu erhalten", sagte er gegenüber den "Badischen Neuen Nachrichten".

Vorrangig sei es nun, in den kommenden Monaten eine massive Verwertung der Teppichbestände und somit einen deutlichen Abbau der Verbindlichkeiten zu erreichen. "Das Lager von Türkas ist größer als das Zolllager für Orientteppiche in Hamburg", verdeutlicht er das Ausmaß. Derzeit prüft er zusammen mit den Hauptgläubigern verschiedene Verwertungskonzepte. Fest steht bereits, dass die Sparte Designteppiche, unter dem Namen Kymo geführt, als eigenständige GmbH überleben wird.

Das Finanzdesaster in Karlsruhe zieht weite Kreise in der gesamten Branche: Der süddeutsche Einzelhandel wird nach dem Bankrott von Filialist Tratex und Importeur Sabet und den folgenden Lagerausverkäufen mit einem weiteren, groß angelegten und massiv beworbenen Ausverkauf konfrontiert. Entsprechend wird sein Lagerabfluss gebremst, so dass er weniger beim Großhandel abnimmt. Der leidet doppelt, weil zugleich Türkas selbst ein großer Kunde war. Viele Großhändler haben Forderungen gegen das Pleite-Unternehmen und befürchten nun, dass sie diese nicht mehr eintreiben können - genauso wie die Lieferanten in den Ursprungsländern. Importeuren, die Ware an Türkas verkauft haben, die noch nicht bezahlt ist, fehlen die Mittel für neuerliche Einkäufe. Besonders hart traf es Importeure, die selbst mit Zahlungsziel gekauft haben und dann ihrerseits ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnten.

Zudem hatte Türkas Irritationen über den Verbleib großer Mengen an Ware hervorgerufen, die zur Jahreswende und in den ersten Monaten 2005 eingekauft wurden, obgleich die finanzielle Schieflage damals schon erkennbar gewesen sein müsste - hinter vorgehaltener Hand wurde von einem zweistelligen Millionenbetrag gemunkelt und bot mit einem Räumungsverkauf im Juni weiteren Nährboden für Spekulationen.

Auf Anfrage erklärte das Ehepaar Irmgard und Sefik Türker, dass der Umfang des Einkaufs "keine Besonderheit" dargestellt, sondern sich im "üblichen Rahmen" bewegt habe und die in der Branche kursierenden Dimensionen in "keiner Weise der Wahrheit entsprechen" würden. "Wir haben umfangreiche Wareneinkäufe getätigt, um auf der bevorstehenden Domotex und für die geplanten Sonder-Verkaufsaktionen im Frühjahr 2005 ein außergewöhnliches Angebot präsentieren zu können. Wie jedes wirtschaftlich ausgerichtete Unternehmen tätigten wir diese Einkäufe zu den aus unserer Sicht besten Konditionen", äußerten sie sich wörtlich.

Mit der Sonderverkaufsaktion Generationswechsel von Ende Mai bis Mitte Juli habe sich man sich an Privatkunden der Region Karslruhe-Nordschwarzwald-Vorderpfalz-Rhein-Neckar-Dreieick gewandt.Bei einem Werbewaufwand von 750.000 EUR habe die Geschäftsleitung mit einem Umsatz zwischen 9 und 10 Mio. EUR gerechnet. Aufgrund ungünstiger Wetterverhältnisse und des schlechten Konsumklimas seien die Erlöse mit 3,2 Mio. EUR weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, der erhoffte Mittelzufluss zur Verbesserung der Liquidität blieb aus.

Dies alles waren aber nur weitere Mosaiksteine, die mit zur Zahlungsunfähigkeit beitrugen. Als eigentliche Ursachen machen Irmgard und Sefik Türker vier Faktoren aus: So habe ein Mitgesellschafter aus dem Familienkreis, der ein Drittel an dem Unternehmen hielt, sein Gesellschafterdarlehen gekündigt und umfangreiche Bürgschaften zurückgefordert und damit den notwendigen Sanierungskurs blockiert.

Damit sei auch die angestrebte Nachfolgeregelung gescheitert, die eine Aufnahme von Denis Türker als Kommanditist und Geschäftsführer vorgesehen hatte. Dann hätte Türkas die restriktivere Kreditpolitik der Banken zu spüren bekommen; so habe das Haus-Institut des Importeurs, die Landesbank Baden-Württemberg die Kreditlinie nicht mehr zu den vorherigen Bedingungen aufrechterhalten.

Schließlich sei der Großhandelsmarkt im ersten Halbjahr stark rückläufig gewesen und die Kunden würden zudem immer mehr dazu übergehen, direkt in den Ursprungsländern einzukaufen und nicht zuletzt hätte ein drastische Erhöhung der Import-Zölle auf Orientteppiche duch die Türkei dazu geführt, dass dieser für Türkas wichtigste Markt praktisch zusammengebrochen sei.
aus BTH Heimtex 10/05 (Wirtschaft)