Interview mit Werner Gräf vom Verband Deutscher Sonnenschutzreiniger (VDS)

"Wer Sonnenschutz verkauft, muss auch Reinigungsservice bieten"

Der Verkauf von Sonnenschutz-Produkten und die anschließende Beratung über Reinigungsmöglichkeiten der Anlagen gehören zusammen, meint Werner Gräf, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Verband Deutscher Sonnenschutzreiniger (VDS) und plädiert im Gespräch mit der BTH Heimtex Sonnenschutz-Redaktion für eine Kooperationspartnerschaft zwischen Raumausstattern und Sonnenschutzreinigern.

BTH Heimtex: Wenn sich Staub und Schmutz über Möbel und Heimtextilien hermachen, ist es im Haushalt üblich, dass Gardinen gewaschen, Teppiche gesaugt, Tische und Stühle poliert werden. Was aber wird aus Jalousien, Rollos, Plissees, Vertikallamellen und all den außenliegenden Beschattungen, wie Markisen und Raffstores?

Werner Gräf: Nun, sie haben recht, alles wird in der Regel regelmäßig gesäubert und gewaschen. Der Sonnenschutz dagegen hängt oft jahrelang am Fenster, bis er unansehnlich wird. Das liegt zum einen daran, dass man den Schmutz erst später wahrnimmt, zum anderen aber wissen die meisten Nutzer gar nicht, wie man Sonnenschutz überhaupt fachgerecht reinigt. Wir hören immer wieder Geschichten, wie Hausfrauen oder -männer versuchen z.B. eine Jalousie in der Badewanne zu waschen. Ein mühseliges Unterfangen, bei dem es oft zu Schäden an der Jalousie kommt. Beispielsweise knicken die Lamellen oder die Zugbänder werden in Mitleidenschaft gezogen. Bei Vertikallamellen herrscht die größte Ratlosigkeit, da es hier eine Vielfalt von unterschiedlichen Materialien gibt und nur ganz wenig Stoffe können beispielsweise in der Waschmaschine gewaschen werden. Das Gleiche gilt für Plissees, Rollos, Flächenvorhänge und vieles mehr. Bei außenliegenden Beschattungen, wie Markisen oder Raffstores kommt erschwerend hinzu, dass man diese Systeme in der Regel nicht einfach abhängen kann und eine fachgerechte Demontage erfolgen muss, oder aber Spezialmaschinen vor Ort eingesetzt werden müssen. Auch der Fachhandel kann in Sachen Reinigung meistens keine oder nur unbefriedigende Auskünfte geben. Dieser Zustand ist für den Endverbraucher natürlich sehr unbefriedigend, da qualitativ hochwertige Sonnenschutzanlagen in der Anschaffung doch sehr kostenintensiv sind.

BTH Heimtex: Welche triftigen Gründe gibt es, die für die Reinigung und Wartung von Sonnenschutz-Systemen sprechen. Die Pflege ist doch sicher kostspielig?

Gräf: Die Gründe für die regelmäßige Reinigung von Sonnenschutz-Systemen liegen klar auf der Hand. Zum einen ist es natürlich die Sauberkeit und die Hygiene, zum anderen die Werterhaltung der Anlagen. Was die Hygiene betrifft, haben wir ein Gutachten vom Hygieneinstitut Gelsenkirchen vorliegen, welches besagt, dass Vertikallamellen die länger nicht gereinigt wurden einen Nistplatz für Sporen und Milben bilden. Diese geraten dann, da die Anlagen meist über Heizungen oder Luftschächten hängen, in den Luftkreislauf. Für Allergiker eine nicht zu unterschätzende Gefahr!

Zudem werden Lamellen, Plissees oder Rollos mit der Zeit grau oder beginnen zu vergilben. Auf Jalousien bildet sich eine Staub- und Schmutzschicht die vor allem auch Zugschnüre und Bänder angreift, was auch die Funktion dieser Anlagen beeinträchtigen kann, besonders bei Außenjalousien, die ja noch besonderen Anforderungen von Wind und Wetter ausgesetzt sind.

Die Reinigung kostet in der Regel 10 - 20% des Neuanschaffungspreises, je nach System, Stückzahl und so weiter. Reinigungspreis macht sich allemal bezahlt, da die Anlagen einfach länger halten, wenn sie regelmäßig gepflegt werden.

BTH Heimtex: Der VDS plädiert für eine Kooperation von Fachhändlern und Sonnenschutzreinigern, denn der Verkauf und die anschließende Beratung über Reinigungsmöglichkeiten sollen "aus einer Hand" möglich sein? Welche Vorteile hat der Raumausstatter Ihrer Meinung nach durch eine Zusammenarbeit?

Gräf: Unser Motto lautet ja "Service nach Verkauf". Wer also hochwertigen Sonnenschutz verkauft, der muss dem Kunden auch den Service der Reinigung mit anbieten. Die Kunden fordern das, zumal auch viele, nicht zuletzt durch unsere zahlreichen Publikationen in der Fachpresse, auf das Thema aufmerksam geworden sind. Hier bietet sich natürlich eine Kooperation zwischen Raumausstatter und Sonnenschutzreiniger an. Der Raumausstatter kann seinem Kunden einen zusätzlichen Service bieten, mit dem er Geld verdient und darüber hinaus den regelmäßigen Kontakt zum Kunden schafft. Der regelmäßige Kundenkontakt ist die Voraussetzung für Folge- und Empfehlungsgeschäfte. Das bedeutet: durch die Reinigung von Sonnenschutz-Anlagen entsteht auch mehr Umsatz im Verkauf von Neuanlagen.

BTH Heimtex: Herr Gräf, Sie erwähnten zuvor, dass es bei Sonnenschutz-Produkten eine Vielfalt an Materialien gibt, wie etwa Glasfaser, Leinen, Trevira, Holz oder Aluminium sowie ganz unterschiedliche Systemtechniken. Da sind doch besondere Kenntnisse über das jeweilige Reinigungsverfahren notwendig und den Einsatz der entsprechenden Technik. Bislang existieren jedoch keine verbindlichen Pflegestandards. Nun will der VDS bundesweit ein einheitliches Gütesiegel für die Sonnenschutz-Reinigung etablieren

Gräf: Dieses einheitliche Qualitätszeichen haben wir im vergangenen Jahr eingeführt. Wir befinden uns jetzt in Gesprächen mit den Herstellern, um ihre Stoffe und Materialien zu kennzeichnen. Bei der Vergabe von Prüfsiegeln müssen erst einmal die Grundlagen der Materialprüfung geschaffen werden, wie zum Beispiel die Erfassung der Produkteigenschaften, Festlegung der Reinigungsmethoden, Bestimmung der Reinigungsvariablen, Ergebnisanalysen und Protokollierung. Diese Grundlagen haben wir entwickelt. Es wird aber noch einige Zeit brauchen, bis diese Kennzeichnungen überall eingeführt sind. Wir arbeiten daran. Was jedoch der Fachhandel und der Endverbraucher schon jetzt praktisch nutzen können, sind die VDS-Fachbetriebe die nach einheitlichen Kriterien reinigen. Diese Betriebe verfügen über das Know-how und die Technik, sämtliche Sonnenschutz-Anlagen professionell zu reinigen. Um als Mitgliedsbetrieb in der VDS aufgenommen zu werden, müssen diese Standards auch gewährleistet sein.
aus BTH Heimtex 12/05 (Wirtschaft)