Interview mit Peter Graner, Geschäftsführer von Gyvlon in Oberursel

"Für die schwierigen Zeiten gut aufgestellt"

Fließestrich-Anbieter Gyvlon verkündet im Gegensatz zum Großteil der Branche eine positive Unternehmensentwicklung. Mit der Konzentration auf verarbeitungsfertige Werkfrischmörtel und einer speziellen Bindemittelbasis hat sich das Unternehmen eine ganz eigenständige Marktposition erarbeitet. Die Tochtergesellschaft der weltweit aktiven Lafarge-Gruppe setzt zudem auf eine kundennahe Service- und Vertriebspolitik. FussbodenTechnik sprach mit Deutschland-Geschäftsführer Peter Graner über die Besonderheiten des Geschäftskonzeptes.

FussbodenTechnik: Die deutsche Baustoffindustrie musste angesichts der anhaltenden Rezession in der heimischen Bauwirtschaft im vergangenen Jahr starke Einbußen verzeichnen. Gyvlon vermeldet ein zufrieden stellendes Ergebnis im Vergleich zum Branchendurchschnitt. Worauf beruht Ihre Einschätzung, zu den Gewinnern zu zählen?

Peter Graner: Laut IFO und anderen Quellen ist das Neubauvolumen in 2002 bundesweit weiter um rund 15 % geschrumpft. Der Fließestrich ist ein Massenprodukt, das bis zu 90 % im Neubau eingesetzt wird. Dadurch trifft diese Entwicklung die Fließestrichbranche ganz besonders. Gyvlon konnte hingegen in dieser schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation den Marktanteil um einen Prozentpunkt ausbauen.

FussbodenTechnik: Das klingt aber nicht unbedingt nach einem überragenden Erfolg. Können Sie etwas konkreter werden?

Graner: Konkrete Zahlen möchte ich hier nicht nennen. Sicher hat sich die schlechte Branchenkonjunktur auch auf unser Geschäft ausgewirkt - aber eben nicht so negativ wie auf den Großteil der Branche. Das liegt vor allem daran, dass wir uns besser am Markt positionieren konnten als der Branchendurchschnitt.

FussbodenTechnik: Worin besteht diese besondere Marktposition?

Graner: Aus unserer Sicht geben die vier Säulen unserer Geschäftspolitik den Ausschlag. Diese besteht erstens in einem speziellen Logistikkonzept, zweitens in einem partnerschaftlichen Marketing- und Vertriebskonzept, drittens in der konsequenten Kunden- und Markenpflege sowie viertens in einer sehr hohen Produktqualität.

FussbodenTechnik: Was bedeutet das konkret im Hinblick auf die von Ihnen angebotenen Produkte?

Graner: Wir haben uns auf calciumsulfatgebundene Fließestriche spezialisiert, wobei wir hier mit einer ganz speziellen Rohstoffbasis arbeiten. Die besondere Mischung aus thermisch und synthetisch hergestelltem Anhydrit sorgt für ausgezeichnete Verarbeitungseigenschaften und eine hohe Estrichqualität. Das bestätigen die langjährigen Erfahrungen aus der Baustellenpraxis. Wir gehören schließlich zu den Pionieren der Fließestrichtechnologie.Mittlerweile wurden allein in Deutschland über 50 Mio. Quadratmeter Gyvlon-Fließestrich verlegt.

Hinzu kommt ein besonderes Logistikkonzept: Wir setzen ausschließlich auf Nassmörtel - also Fahrmischer oder Transmix-Systeme. Dadurch können wir an entscheidender Stelle Einfluss auf die Qualität nehmen und unseren Kunden im verarbeitenden Handwerk die hohe Sicherheit eines vorgefertigten Produktes bieten. Außerdem haben wir eine starke Marke, von der unsere Kunden unter den Mischwerken und im Handwerk profitieren.

FussbodenTechnik: Wie kann der Estrichleger von Ihrer Marke profitieren?

Graner: Im Grunde geht es hier um ein ganz einfaches Prinzip: Ein Estrichleger, der sich mit einer Marke identifizieren kann, muss sich nicht als Einzelkämpfer und völlig isoliert am Markt behaupten. Ein Markenprodukt im Rücken ist hilfreich, um sich vor Ort gegenüber dem Wettbewerb durchzusetzen.

Und Gyvlon bietet Verarbeitern eine etablierte Marke mit 18-jähriger Erfahrung und umfangreichem Know-how. Wenn unsere Kunden einen Gyvlon-Fließestrich anbieten, ist das eben nicht nur ein "No-Name-Fließestrich" mit austauschbaren Bindemitteln. Im Gegenteil: Er kann sicher sein, seinem Kunden eine hohe und gleichbleibende Qualität der gesamten Leistung von der Mischung bis zur Bauabnahme anzubieten. Diese Qualität wollen wir auch weiterhin in Deutschland und anderen Ländern Estrichlegern und Endverbrauchern bieten.

FussbodenTechnik: Worauf gründet sich dieses Qualitätsversprechen?

Graner: Da ist zunächst einmal die Erfahrung: Gyvlon war bereits vor der Unternehmensgründung in Deutschland 1986 Pionier in der Fahrmischer-Fließestrichentwicklung in Holland - und gilt dort bis heute als Erfolgsparameter für eine ganze Branche.

Und dann ist da noch das komplette Know-how-Potenzial unserer Muttergesellschaft Lafarge. Sie stellt uns im Bereich Forschung und Entwicklung alles zur Verfügung, was man hier heute überhaupt bieten kann. Wir profitieren dabei auch von den internationalen Erfahrungen des weltweit führenden Baustoffherstellers.

FussbodenTechnik: Sie sprachen auch von einer speziellen Marken- und Vertriebspolitik zum Nutzen Ihrer Kunden. Wie sieht diese genau aus?

Graner: Als Hersteller arbeiten wir mit unseren Marktpartnern eng zusammen - also den Fachverarbeitern und Transportbetonwerken. Wir zeigen auf, welche Vorteile das Produkt jedem Beteiligten in der Absatzkette bringt und initiieren eine entsprechend effektive Zusammenarbeit. Sowohl Mischwerke als auch Verarbeiter werden umfassend betreut, beraten und geschult. Bei anspruchsvollen Aufgabenstellungen sind wir selbst mit unseren technischen Beratern vor Ort.

FussbodenTechnik: Kann Ihr Unternahmen seit der Eingliederung in den weltweit aktiven Lafarge-Konzern diesen kundennahen Service überhaupt noch leisten?

Graner: Kundennähe ist ein elementarer Bestandteil unserer Unternehmenspolitik - bei Gyvlon wie bei Lafarge. Gyvlon ist Teil der deutschen Gesellschaft Lafarge Gips und partizipiert von deren bindemitteltechnologischem Know-how.

Das Wissen kommt Baustoffherstellern, Verarbeitern und nicht zuletzt Bauherren zugute. Die Präsenz in den Niederlanden, in Frankreich, Großbritannien, Polen sowie Österreich und Deutschland durch Lafarge Floorscreed Europe sorgt zudem für eine internationale Markenpräsenz, die Verarbeitern ebenfalls Vorteile bringt. Ich denke, vor diesem Hintergrund sind wir auch weiterhin in diesen schwierigen Zeiten gut aufgestellt.

Gyvlon - das Unternehmen

Gyvlon Handelsgesellschaft mbH
Frankfurter Landstraße 2-4, Gebäude B
61440 Oberursel
Tel.: 06171/61-3810
Fax: 06171/61-3815
Internet: www.gyvlon.de
Profil: Hersteller von Bindemitteln zur Herstellung von Calciumsulfat-Fließestrichen

Gegründet: 1986

Inhaber/Muttergesellschaft: Lafarge Gips Beteiligungs GmbH, Oberursel

Geschäftsführer + Vertriebsleiter: Peter Graner

Produktionsstandorte: Boxberg (Deutschland), Geertruidenberg (Niderlande)

Angebotsspektrum: Bindemittel- und Gyvlon Calciumsulfat-Werkfrischmörtel, Lose- und Sackware

Kundenstruktur: Misch- und Lieferwerke, Estrichunternehmen, Planer, Bauträger

Vertriebsgebiet: Deutschland, Österreich, Czechien, Polen

Service- und Dienstleistungsangebot:
- Lieferservice " Just in time"
- anwendungstechnische Beratung
- Objektbetreuung
- technischer Vor-Ort-Service
- Schulungen
- Marketing- und Verkaufsförderunterstützung

Anwendungstechnik / Qualitätsmanagement: Gerlinde Ehrenberg
aus FussbodenTechnik 02/03 (Wirtschaft)