Doris Meyer

Mit Nicky-Velours-Bettwäsche ein Monopol in Deutschland

Haigerloch - Der Handel ist momentan nicht auf Rosen gebettet. Mut machen jene Fachhändler, die sich mit modernen Konzepten neu positionieren. Davon profitiert auch der Bettwäsche-Spezialist Doris Meyer. Als bisher einziger deutscher Hersteller von Nicky-Bettwäsche werden mit diesem Sortiment nur Händler in gehobenen Preislagen angesprochen.

Fachhändler, die sich auf der Heimtextil in Frankfurt in diesem Jahr über neue Trends informiert haben, suchten vergeblich nach dem Stand des Haigerlocher Unternehmens. Zum ersten Mal war der Spezialist in Sachen Double-Jersey und Nicky-Velours-Bettwäsche nicht auf der Messe vertreten. Geschäftsführerin und Inhaberin Doris Meyer nennt Gründe: "Schon seit den letzten drei Jahren kauft der Einzelhandel kaum noch auf Messen. Oder die Händler kommen gar nicht mehr. Unsere Großkunden ordern ohnehin immer zum Ende des Jahres." Wichtige Argumente wie Imagepflege und Kundenkontakte will die Geschäftsführerin dabei nicht abwerten, aber die Kosten für einen fünftägigen Messeauftritt seien einfach zu hoch.

Die Kunden kamen dennoch nicht zu kurz. Die neueste Kollektion in Double-Jersey-Qualität für Frühjahr und Sommer stellten die Handelsvertreter vor Ort vor, und wer sich dann entschieden hatte, konnte sich auch über einen Messerabatt freuen. Da sich das Unternehmen in seinem Sortiment auf hochwertige Jersey- und Nicky-Velours-Bettwäsche sowie Spannbettlaken in beiden Qualitäten spezialisiert hat, genießt es ohnehin einen hohen Stellenwert. Dabei macht das Segment Bettwäsche einen Anteil von 55 Prozent aus, Spannbettlaken sind mit 45 Prozent am Umsatz beteiligt. Mit zwei Kollektionen im Jahr ist die Jersey-Bettwäsche mit einem Anteil von 70 Prozent am stärksten vertreten. Auch bei den Spannbettlaken gehört die Jersey-Qualität mit einem Anteil von 80 Prozent zur Kernkompetenz. Jede Bettwäschekollektion umfasst bis zu zwölf Dessins in verschiedenen Farben.

Seit nunmehr zehn Jahren produziert Doris Meyer Bettwäsche in Nicky Velours-Qualität und vertreibt sie als Winterbettwäsche in den Monaten September bis Februar. Die Vorteile dieser Qualität sind eine sehr gute Wärmeeigenschaft und Feuchtigkeitsregulierung. Viele Luftpolster sorgen für ein warmes Schlafklima. Auch im Bereich Jersey-Bettwäsche setzt man hohe Maßstäbe an die Qualität: So wird hier ausschließlich Double-Jersey aus 100 Prozent Mako-Baumwolle eingesetzt. Interlock-Bindungen sorgen dafür, dass die Wäsche formstabil bleibt. Allerdings ist hier ein feines Garn aus langstapeliger Baumwolle Voraussetzung für die gute Qualität. "Herkömmlich wird Single-Jersey benutzt. Aber das Material ist bei weitem nicht so robust und der Stoff verdreht sich in Maschenrichtung. Wer einfache Jerseybettwäsche zuhause hat, kennt den Ärger nach dem Waschen", so Doris Meyer.

Die Spannbetttücher aus Jersey und Nicky-Velours werden nach dem Strick- und Färbvorgang zusätzlich veredelt. Im so genannten Mercerisierungs-Prozess bekommen die Laken, die ebenfalls aus 100 Prozent Baumwolle bestehen, eine glatte, glänzende Oberfläche. Dabei wird die Ware gesengt, d. h. die abstehenden Fasern auf der Oberfläche des Stoffes werden abgebrannt. Und noch eine Besonderheit gibt es bei den Spannbetttüchern. "Nicht wie üblich ist die Stretchrichtung quer ausgerichtet, sondern längs. Ganz so, wie man zuhause auch das Bett bezieht, von oben nach unten", sagt Vertriebsleiter Thomas Stoll. Die Produktion der Spannbetttücher findet zu 50 Prozent im Ausland statt, der Rest wird in Deutschland hergestellt. Produziert werden etwa 200.000 m Stoff im Jahr. Generell hat Doris Meyer rund 40.000 Spannbetttücher fertig ab Lager, so wird ein flexibler Lieferservice gewährleistet.

Vom Maschenstoff zu exklusiver Bettwäsche

Die Bettwäsche gewinne zunehmend an Bedeutung für das Unternehmen, berichtet Doris Meyer. Dabei gehörte dieses Segment nicht immer zur Kernkompetenz. Einst produzierte man hauptsächlich hochwertige Jerseystoffe für Damen- und Herrenbekleidung, Tag- und Nachtwäsche, für Freizeit- und Sportbekleidung sowie Damenoberbekleidung. Als Jersey noch ein neuartiger Stoff war und die Textilindustrie im Bekleidungssektor noch in Deutschland produzierte, waren das sehr gute Jahre für das Haigerlocher Unternehmen. Die Strickerei wurde dementsprechend 1985 erweitert und ausgebaut, zumal Doris Meyer Anfang der 80er Jahre auch weltweit der erste Hersteller von Nicky-Velours-Bettwäsche war. Die Näherei wurde neu organisiert und die Produktionsmethoden auf den modernsten Stand gebracht.

Nach und nach verlagerte sich aber die Bekleidungsindustrie ins Ausland, so dass sich das Geschäft immer weniger lohnte, denn die Preise aus dem Ausland konnte man am deutschen Standort nicht toppen. So wurde die Produktion der Stoffe für Bekleidung ausgesondert und man spezialisierte sich ausschließlich auf die beiden Bettwäschequalitäten und die Spannbetttücher. Bis 2002 wurden die Stoffe für die Bettwäsche noch selbst produziert. Mittlerweile wird nur noch konfektioniert. Die Produktion der Stoffe wurde ausgegliedert und wird nun von einem Unternehmen in der näheren Umgebung gewährleistet.

150.000 m Bettwäsche in einem Jahr

Gestrickt wird die Ware auf modernsten Rundstrickmaschinen in Interlock-Qualität. Für die Jersey-Qualitäten werden dafür sehr feine Nadeln verwendet. So entsteht ein extrafeiner und gleichzeitig sehr strapazierfähiger Jerseystoff. Die Garne werden im Inland gekauft. Die produzierenden Partner bekommen die Disposition und kaufen das Rohmaterial ein. Ebenso arbeitet das Unternehmen mit Druckereien in Norddeutschland und in Österreich zusammen, die in einem aufwändigen Verfahren die Stoffe bedrucken. "Auch in diesem Bereich ist es sehr schwierig geworden, wirklich kompetente Partner zu finden. Wegen der komplizierten Technik gibt es nicht mehr viele Druckereien, entsprechend hoch sind die Preise geworden", so die Inhaberin. Je nach Dessin wird flexibel mit den Druckereien zusammen gearbeitet. Hier wird ausschließlich das hochwertige Verfahren des Reaktivdruckes angewandt. Dabei wird die Faser ganz bedruckt und nicht nur die Oberfläche des Stoffes, wie das beim Pigmentdruck geschieht. In der Endausrüstung wird die Ware über Spannrahmen auf die gewünschte Breite gebracht und fixiert. Nimmt man alle Kollektionen zusammen, werden etwa 150.000 m Bettwäsche im Jahr produziert.

Da Doris Meyer die Stoffe nicht mehr selbst produziert, ist die Qualitätskontrolle zu einem noch wichtigeren Aspekt in der Fertigungskette geworden: Schon bei der Rohware werden nur die hochwertigsten Baumwollgarne eingekauft. Kontrollen gibt es nach dem Strickvorgang, dem Druck und dem Konfektionieren. Die Endkontrolle erfolgt beim Verpacken.

Nur im gehobenen Fachhandel

Trotz der Schwierigkeiten am Markt sind die geschäftsführenden Gesellschafter Doris und Klaus Meyer mit den Ergebnissen des Jahres 2004 zufrieden. Der Umsatz von 2,5 Mill. Euro erreichte das Vorjahresniveau. Vorsichtig formuliert die Geschäftsführerin dann auch die Ziele für das laufende Geschäftsjahr: "Wenn wir die Zahlen von 2004 wieder erreichen, können wir zufrieden sein." Dass es dem Handel nach wie vor nicht so gut gehe, bekämen auch die Hersteller zu spüren. Die Zusammenarbeit sei ein schwieriges Thema. Ideen der Hersteller werden nur langsam oder kaum umgesetzt. "Seit drei Jahren bieten wir Verkaufs- und Produktschulungen an. Händler, die das aufgreifen, verkaufen unsere Bettwäsche auch erfolgreich", sagt Stoll. Bei beiden Qualitäten stecke der Teufel im Detail und der Kunde wolle natürlich wissen, warum unsere Bettwäsche auch mehr kostet. "Wenn der Händler die Vorzüge plausibel erklären kann, sind auch die Kunden dankbar dafür", weiß er aus Gesprächen. Zielgruppe sind Verbraucher ab 40 Jahre.

Vertrieben werden die Kollektionen ausschließlich im gehobenen Fachhandel, in Einrichtungshäusern sowie über Spezialversender. Zehn freie Handelsvertreter betreuen die Händler von der Küste bis zum Bodensee, informieren über Neuheiten und sorgen auch für die wertvolle Kommunikation zwischen Handel und Hersteller. Ein nicht zu verachtender Aspekt, denn nur so kann man sich auch auf die Wünsche der Kunden einstellen und Trends erkennen. "In diesem Jahr stehen zum Beispiel wieder florale Themen im Vordergrund. Allerdings längst nicht mehr so üppig wie beim Landhaus-Look. Große Blüten sparsam eingesetzt geben in der aktuellen Kollektion den Ton an", sagt Doris Meyer, die hauptsächlich an der Entwicklung neuer Kollektionen arbeitet.

Mit nur noch 25 Mitarbeitern in der Konfektion, der Ideenwerkstatt und der Verwaltung ist das Unternehmen überschaubar klein, aber in seinem Segment sehr flexibel. Lieferungen ab Werk sind innerhalb von 24 Stunden möglich. Der Export der Bettwäsche beschränkt sich auf Holland und Belgien. Da in vielen Ländern unterschiedliche Größen bei Bettwäsche gehandelt würden und auch die Schlafgewohnheiten zu unterschiedlich seien, gäbe es in dem Bereich ein logistisches Problem. Das hängt unter anderem auch mit dem speziellen Druckverfahren zusammen. "Die Drucktechnik kann nur bis zu einer Stoffbreite von 165 cm angewendet werden", so der Vertriebsleiter.

Die Bettwäsche können Endverbraucher allerdings auch im eigenen Fabrikverkauf erwerben. "Am Anfang gab es massive Widerstände aus dem Fachhandel. Aber mittlerweile haben sich die Händler daran gewöhnt", so Doris Meyer, die den Fabrikverkauf auch nicht als Konkurrenz für den Handel sieht. Hier würden Sonderposten und zweite Wahl angeboten, wodurch sich sogar ein Vorteil für den Handel heraus kristallisiere. "Die Händler können sicher sein, dass unsere Bettwäsche nicht zu Schleuderpreisen bei Billiganbietern oder im Internet verkauft wird", stellt die Geschäftsführerin klar.

Die aktuellste Kollektion ist auf der 200 qm großen Verkaufsfläche auch nicht zu finden, um dem Fachhandel nicht den Wettbewerb zu stehlen.

Doris Meyer - das Unternehmen

Doris Meyer GmbH & Co. KG
Karlstal 7
72401 Haigerloch-Karlstal
Tel.: 07474/6909-0
Fax: 07474/6909-41
bettwaesche@doris-meyer.de

Gründung: 1838
Geschäftsführung: geschäftsführende Gesellschafter sind Doris und Klaus Meyer, Vertriebsleiter ist Thomas Stoll
Umsatz: 2,5 Mill. Euro (2004)
Geschäftsbereich: Haustextilien
Mitarbeiter: 25
Kunden: ausschließlich gehobener Fachhandel
Sortiment: Bettwäsche (55 Prozent) und Spannbetttücher (45 Prozent) in den Qualitäten Double-Jersey und Nicky-Velours; Doris Meyer ist in Deutschland der einzige Hersteller von Nicky-Bettwäsche
Vertriebsgebiet: bundesweit
Außendienst: zehn freie Handelsvertreter
Export: Holland und Belgien
Produktion: die Strickerei wurde 2002 ausgelagert, im Stammhaus wird noch konfektioniert
Lieferung: flexibel, innerhalb von 24 Stunden, Bestellung per Internet möglich
aus Haustex 04/05 (Wirtschaft)