Hohensteiner Qualitätslabel hilft beim Produktvergleich

Schlafkomfort ist messbar

BÖNNIGHEIM - Wenn es darum geht, die Qualität von Bettwaren anzupreisen, ist der Begriff "Schlafkomfort" in aller Munde. Zumeist fehlt es aber an objektiven und vergleichbaren Angaben, die es dem Verkaufsberater ermöglichen, Kunden gegenüber eine fundierte und auf die individuellen Bedürfnisse bezogene Empfehlung zu geben. Die nachfolgenden Ausführungen von Prof. Dr. Karl-Heinz Umbach, Abteilungsdirektor Bekleidungsphysiologie an den Hohensteiner Instituten, sollen für ufklärung sorgen.

Wie ist Schlafkomfort bei Bettwaren definiert?

Der Schlafkomfort bei Bettwaren ist gleichbedeutend mit deren physiologischer Funktion, d.h. der Fähigkeit, die physiologischen Vorgänge im Körper zu unterstützen. Im Vordergrund stehen dabei der Temperaturausgleich des menschlichen Körpers im Verhältnis zur Umgebungstemperatur und das "Wärme- und Feuchtemanagement" innerhalb der "Schlafhöhle".

In welchem Maße z.B. eine Bettdecke diesen Anforderungen gerecht wird, hängt maßgeblich von den verarbeiteten Materialien und der Konstruktion des Produktes ab. Die Abteilung Bekleidungsphysiologie an den Hohensteiner Instituten hat in den letzten Jahrzehnten maßgeblich zur Optimierung des Schlafkomforts von Bettwaren beigetragen. Dazu wurden zunächst einmal objektive und reproduzierbare Kennzahlen für den physiologischen Komfort eines textilen Materials und eines fertigen Produktes definiert und entsprechende physikalische Messverfahren entwickelt. Mit deren Hilfe ist es den Hohensteiner Wissenschaftlern nunmehr möglich, die Eigenschaften verschiedener Materialien miteinander zu vergleichen und bei der Entwicklung Hinweise für die Optimierung der Konstruktionen und verwendeten Materialien zu geben.

Welche Rolle spielen Körpergewicht und Umgebungstemperatur bei der Auswahl einer Bettdecke?

Im Rahmen des Wärmemanagements spielt bei einer Bettdecke insbesondere deren Wärme isolierende Wirkung eine entscheidende Rolle. Früher galt dabei der Leitsatz: Je dicker und schwerer die Decke, desto besser die Wärme-Isolation. Die Forschung in diesem Bereich definiert heute im Gegensatz dazu das Ziel, bei der Entwicklung einer modernen Bettdecke die individuell angepasste Wärme-Isolation bei möglichst geringem Gewicht der Decke zu erreichen.

Um sowohl den Herstellern wie auch dem Handel und den Verbrauchern die Orientierung zu erleichtern, haben die Hohensteiner Wissenschaftler auf Basis ihrer Untersuchungen für Bettdecken drei Wärmeklassen definiert. Mit Hilfe einer einfachen Grafik kann anhand der nächtlichen Temperatur im Schlafzimmer und des persönlichen Körpergewichts des Schläfers die notwendige Wärme-Isolationsklasse individuell ermittelt werden. Diese muss umso größer sein, je geringer die Umgebungstemperatur und das Körpergewicht des Schläfers ist. Während eine Person mit 50 kg Körpergewicht z.B. eine Wärmeproduktion von nur 62 Watt hat, liegt diese bei einer Vergleichsperson mit einem Gewicht von 110 kg schon bei 101 Watt. Da aber beide Personen die gleiche Temperatur an der Haut zum Wohlbefinden und zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen während des Schlafes benötigen, muss die Wärme-Isolation der Bettdecke für den Menschen mit geringerem Gewicht deutlich höher sein. Auskunft über die Wärme-Isolationsklasse einer Bettdecke gibt das Hohensteiner Qualitätslabel, das verstärkt von Herstellern zur Auszeichnung der Ware genutzt wird.

Selbstverständlich soll eine Bettdecke nicht nur eine optimale Wärme-Isolation aufweisen, sondern auch in der Lage sein, überschüssige Wärme und Schweiß effektiv vom Körper des Schläfers wegzuleiten. Die Forscher in Hohenstein untersuchen deshalb die textilen Materialien mit Hilfe eines Hautmodells und weiterer Untersuchungsmethoden im Hinblick auf verschiedene Textilkenngrößen, die jeweils eine bestimmte Materialeigenschaft, darunter auch das Feuchtemanagement, darstellen. Im Laufe der Jahre haben die Spezialisten ein komplexes Vorhersagemodell erarbeitet, mit dem aus diesen im Labor ermittelten Werten der thermophysiologische Komfort eines fertigen Produktes ermittelt werden kann. Dieser wird in Form der so genannten Schlafkomfortnote dargestellt, die von 1 für "sehr gut" bis 4 für "mangelhaft" reicht. Nach Festlegung der optimalen individuellen Wärme-Isolationsklasse ist es die Schlafkomfortnote, die entscheidend für die Auswahl einer geeigneten Bettdecke ist. Bei Bettdecken wird im Hohensteiner Qualitätslabel jeweils eine Schlafkomfortnote für warmes und kaltes Klima angegeben. Entscheidend dafür, ob eher die Schlafkomfortnote für warmes oder kaltes Klima bei der Entscheidung für ein Produkt herangezogen werden muss, ist die Raumtemperatur innerhalb des angestrebten Nutzungszeitraums (Sommer, Winter, ganzjährig) und das individuelle Gewicht des Käufers. Eine Grafik hilft hier wieder, anhand der Kundenangaben eine Aussage zu treffen. Für eine Person mit einem Körpergewicht von 80 kg zum Beispiel ist bei einer ganzjährigen Temperatur über 18 Grad Celsius die Schlafkomfortnote für warmes Klima entscheidend. Liegt der Wert ganzjährig darunter, ist die Schlafkomfortnote für kaltes Klima bei der Produktauswahl entscheidend.

Wie trägt die Bettwäsche zum Wohlbefinden im Schlaf bei?

Gute Bettwäsche soll in erster Linie die thermophysiologische Funktion der Bettdecke, des Kopfkissens und der Matratze unterstützen. Um auch hier einen objektiven Vergleich zu ermöglichen, informiert das Hohensteiner Qualitätslabel bei Bettwäsche über deren physiologische Komfortnote. Diese reicht von 1 "sehr gut" bis 6 "ungenügend".

Welches Kriterium lässt sich für die Auswahl von Encasings bewerten?

Selbst die sorgfältigst ausgewählte Bettdecke bietet kein ausreichendes Feuchte- und Wärmemanagement mehr, wenn dieses durch ein Encasing negativ beeinflusst wird. "Atmungsaktivität" ist hier das Schlüsselwort. Das Hohensteiner Qualitätslabel wird nur vergeben, wenn die Untersuchungen des Encasing-Materials eine gute Atmungsaktivität nachgewiesen haben.

Wo gibt es zusätzliche Informationen?

Die Verwendung innovativer Materialien und der Einsatz modernster Technologien verändern auch die Bettwaren in dramatischem Tempo. Entsprechend hoch ist der Erklärungsbedarf gegenüber dem Verbraucher. Mittels zahlreicher Beispiele aus der Praxis vermittelt der Workshop "Innovative Funktionstextilien und ihr Marketing" am 19. Februar 2004 an den Hohensteiner Instituten im schwäbischen Bönnigheim einen Überblick über objektive Bewertungsverfahren.

Informationen und Anmeldeunterlagen gibt es im Internet unter www.hohenstein.de/workshop_ft.htm oder unter Telefon: 0 71 43/27 16 32.
aus Haustex 04/04 (Wirtschaft)