Leinenweberei Hoffmann

Reinleinenes Bettzeug - begehrter Außenseiter

NEUKIRCH - Reinleinene Bettwäsche aus deutscher Fertigung ist heutzutage schon etwas besonderes; sowohl das Erzeugnis an sich als auch bezüglich der hierzulande gegebenen Realitäten der Herstellung. Es gibt nur noch wenige, die das klassische Linnen" fertigen können bzw. das überhaupt wollen. Die Leinenweberei Hoffmann GmbH & Co. KG in Neukirch/ Oberlausitz kann es und tut es.

Bettwäsche in Reinleinen ist ein echtes Nischen-Produkt. Zum einen, weil sie in der Ursprünglichkeit ihrer Erscheinung nicht den Vorstellungen entspricht, die die Masse der Verbraucher heute gemeinhin mit Bettwäsche verbinden. Zum anderen, weil sie preisintensiver ist, was man den Erzeugnissen auf den ersten Blick freilich nicht ansieht. Dennoch - der Kreis derer, die die hervorragenden "Trage"eigenschaften des reinleinenen Bettzeuges zu schätzen wissen, "scheint zu wachsen", wie Firmenchef Gottfried Rentsch befindet: "Die Nachfrage nach den guten alten Sachen hat ganz schön zugenommen." Zu der Einschätzung gelangt er allein schon bei Betrachtung des Abverkaufs an "Manufactum". Dieser Spezialversender kauft bei ihm schon seit über zehn Jahren. In dessen Katalog steht das "Lausitzer Leinen" gleich neben der Designer-Bettwäsche von Peter Reed.

Die Bettwäsche macht bei dem Neukircher Betrieb nunmehr schon 40 Prozent aller hier gefertigten Haushaltstextilien aus, wozu noch Tischtücher, Handtücher, Servietten und Betttücher gehören, die allesamt mit fester Leiste gewebt werden. Reinleinen für Bettwäsche wird in Glatt- und Jacquardware gefertigt; weiße Kette und naturfarbener Schuss. Bei Glattwäsche entstehen zwei Qualitäten: Gröberes sogenanntes "Bauernleinen" aus Garn in Nm 16 in Kette und Schuss zu einer 240 g-Ware sowie Feinleinen aus 26er Garn für eine 190 g-Ware, das aus der naheliegenden Flachsspinnerei Hirschfelde kommt. Gewebt wird in 160 cm Breite, die Bettwäsche in eigener Näherei konfektioniert. Bezüge und Kissen gibt es in allen gängigen Standard- und Komfortmaßen, Laken in 140/260 und 160/260 cm sowie Übergrößen mit Naht der angesetzten Teile. Spannbettlaken werden im Standardmaß 100/200 cm gefertigt.

Was die Jacquardware anbelangt - bei den Leinendamasten stehen derzeit neun Muster zur Auswahl, wobei klassische florale Muster dominieren in naturbelassen, Dunkelblau, Hellblau und einem Salbei-Ton. Bei Bettwäsche in naturweiß wird vorgebleichtes Garn verwendet; die Webware dann nochmals einer Sauerstoffbleiche ohne optische Aufheller unterzogen. Das bei Hoffmann gefertigte Halbleinen wird in der Regel als Meterware an Hotelausstatter verkauft.

Das jetzt noch 23 Mitarbeiter zählende Unternehmen kann mit Fug und Recht auf Tradition in der Leinenweberei verweisen. 1905 gegründet, wurden über viele Jahrzehnte Leinendamaste, feinste Leinengewebe sowie Hand- und Geschirrtücher aus Leinen gefertigt, die auch in Großbritannien Abnahme fanden. Noch bis in die 30er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts wurden deutsche Passagierschiffe mit Leinenwäsche ausgestattet. Nach dem 2. Weltkrieg versuchte man, wieder an die Tradition der Leinengewebe-Produktion anzuschließen; u.a. mit Bett- und Haushaltswäsche in Reinleinen für Werften und Hotels. Seinerzeit wurden sowjetische Schiffe damit ausgestattet. Im Zuge sozialistischer Planwirtschaft - mit der Folge des Rückganges der Herstellung von Leinengarnen - war die Firma gezwungen, auf Halbleinen und letztlich auf Baumwolle auszuweichen. Mit der Zwangsverstaatlichung 1972 war schließlich besiegelt, dass die sonst typische Fertigung des Unternehmens Hoffmann & Co. jegliche Individualität verlor.

Die es nun wiederzuerlangen suchte, seit Gottfried Rentsch - Enkel des Firmengründers Martin Hoffmann - nach der Wiedervereinigung Deutschlands den Betrieb reprivatisierte. Dank seiner Bemühungen gibt es sie also wieder oder besser - immer noch, die reinleinene Bettwäsche. Schlag nach bei "Manufactum"...
aus Haustex 07/03 (Wirtschaft)