Breiding-Töchter "Neitex' und "Gubintex": Kooperation mit osteuropäischer Perspektive

Qualitäts-Bettwaren von diesseits und jenseits der Neiße

GÖRLITZ/ZGORZELEC- Die Carl Breiding & Sohn GmbH u. Co. KG hat eine Tochter im äußersten südöstlichen Zipfel der Republik angesiedelt. Am 1. April waren es auf den Tag genau zwei Jahre, dass in Görlitz Breiding bei der Neitex GmbH den Betrieb übernahm mit der Perspektive, die Neitex in der Breiding-Gruppe als Zentrum der Herstellung von Bettwaren mit synthetischen Faserfüllungen zu profilieren.

Dem Projekt lag und liegt noch der Gedanke zugrunde, dem alten Federn- und Daunenverarbeiter mit Blick auf ein schon jetzt nahezu unverzichtbares komplexes Bettwarenangebot neue, moderne Produktsegmente zu erschließen. Nachdem am Stammsitz in Soltau die Neuorientierung definiert war, wurden 2001 in Görlitz - das sind gut 600 km Fahrstrecke quer durch Deutschland - die Anteile der Neitex übernommen. Gleichzeitig wurden im polnischen Teil der Europa-Stadt die Anteile der Gubintex sp. z o.o. (die polnische Form der GmbH) erworben. Neitex/Görlitz und Gubintex/Zgorzelec sind Schwesterbetriebe, "deren arbeitsteilige Fertigung als Einheit zu betrachten ist", wie Breiding-Geschäftsführer Holger Schwarz betont.

Gubintex spielt als Produktionseinheit den Part des Dienstleisters; dort sind Krempelei sowie mit Stepperei und Näherei die Konfektionsbereiche zur Fertigung synthetischer Bettwaren untergebracht. Neitex fungiert als produktionsnaher Dienstleister sowie als Logistikbereich. Hier finden Rohwarenzugang, Arbeitsvorbereitung und Fertigwarenausgang statt. Beide Objekte wurden über die zurückliegenden zwei Jahre fit gemacht für den Wettbewerb am Markt, allein schon mit erheblichen finanziellen Aufwendungen. Etwa 1,2 Mill. Euro flossen als Investition in den Standort der Neitex GmbH, übrigens Standort textiler Produktion seit 1756, wie zu erfahren war. 25 Arbeitsplätze sind entstanden, darunter für sechs Auszubildende, die als Fachkraft für Lagerwirtschaft qualifiziert werden.

Rund 300.000 Euro investierte die Breiding-Gruppe bislang in Gubintex sp. z o.o., insbesondere in moderne Textiltechnik, die bauliche Ausgestaltung der Produktionsräume und genauso in die Ausstattung der Sozialbereiche für die 60 polnischen Mitarbeiter. "Mit Leistungsbereitschaft und Qualitätsarbeit stellen sie mal um mal ihr volles Engagement für das deutsche Unternehmen unter Beweis", erklärt Betriebsleiter Franz Melkowski. Der deutsche Eigentümer verleihe Sicherheit und Stabilität, auch das trage zu einer ausgesprochen positiven Arbeitsatmosphäre bei.

Dabei stellt die Beziehung des Investors zu seiner polnischen "Tochter" keineswegs eine Einbahnstraße zur Sicherung noch profitabler Betriebsabläufe dar, wie Geschäftsführer Schwarz unterstreicht: "Wir benötigen Gubintex, um unser Unternehmen - damit verbunden die Arbeitsplätze - am Standort Deutschland zu sichern." Bei Gubintex in Zgorzelec sei eben jene Flexibilität gegeben, das Geschäft mit seinen Schwankungen im Absatz zu beherrschen; nicht zuletzt, weil dort weniger restriktive Regelungen z.B. beim Kündigungsschutz gegeben sind. Man könne zudem aus einem Fachkräfte-Reservoir schöpfen. Aber was noch wichtiger sei bei dieser Betrachtung: "Das sind die großen Wachstumschancen, die für Neitex als Logistikzentrum im Rahmen unseres deutsch-polnischen Firmenverbundes aus der EU-Erweiterung, aus dem Wegfall der Grenze erwachsen". Unter dem Aspekt sieht man sich bei Carl Breiding & Sohn derzeit schon auf dem richtigen Weg, die Markterschließung weiter Richtung Osten effizient vorzubereiten. "Wir sind jedenfalls ein gutes Stück vorangekommen", resümiert Geschäftsführer Schwarz, "wir haben seit der Übernahme der Neitex und Gubintex unsere Hausaufgaben gemacht. Wir sind jetzt positioniert und in der Lage, den Markt von hier aus komplett mit einer Erzeugnispalette rund ums Bett zu bedienen."

Diese aus der Sicht des Konzerns vom Breiding-Management getroffene Feststellung hat genauso Gültigkeit für die in Görlitz gegebene Konstellation bei der Herstellung synthetischer Bettwaren von diesseits und jenseits der Neiße. Die technische Basis entspricht den aktuellen Anforderungen. Man sieht sich in der Lage, jedes Produktsegment zu bedienen; von der Abwicklung von Großaufträgen im Konsumgenre bis hin zu höherwertigen Erzeugnissen in Einnadel-Steppung. Die Leistungsfähigkeit vor Ort in Zgorzelec wird mit bis zu 2.500 Betten pro Schicht beziffert. Priorität hatte beim Aufbau der Kooperation über die Ländergrenze während der zurückliegenden zwei Jahre, die Produktion bei Gubintex richtig auf Touren zu bringen. Das sei gelungen; jetzt werden dort verstärkt auch eigene Anstrengungen für den Vertrieb - mit dem polnischen Markt beginnend - unternommen.

Breiding-Geschäftsführer Holger Schwarz liegt am Herzen herauszustellen, dass die Synergien aus der Kooperation von Neitex/Görlitz und Gubintex/Zgorzelec für Arbeitnehmer aus der Region Görlitz durchaus von existentieller Bedeutung ist: je besser die polnische Schwester funktioniert, umso mehr Arbeitsplätze können dann auf deutscher Seite geschaffen werden." Insofern gewinnt auch an Bedeutung, die Eigenvermarktung der Ware mit dem Neitex-Label gerade im ostdeutschen Markt erfolgreich voranzubringen.
aus Haustex 05/03 (Wirtschaft)