Brändl-Textil

Handtuch-Set als Hochzeitstorte

GEYER (PL) - Frottierware als Geschenkartikel - im Fachhandel ein geläufiges Thema: Handtuch-Sortierung nach Farben, nach Größen einschließlich Seiftuch als Set, Hand-, Dusch-, Bade- oder Saunatuch einzeln u.a.m. In aller Regel stoßen diesbezüglich die Fantasie von Kunde und Verkäufer schnell an ihre Grenze. Frottierartikel plus Geschenkpapier plus Geschenkband und Schleife - fertig.

Aus dieser "Not" hat Brändl-Textil mit Sitz in Geyer/Erzgebirge für sich schon vor einigen Jahren eine "Tugend" gemacht. Frottierwaren - auch Küchenwäscheteile - werden mit wenigen Zutaten, aber viel Einfallsreichtum zu originellen Geschenkartikeln geformt und verpackt.

So erhalten sie auf diese Weise eben zugleich einen Zweitnutzen. Da wird aus dem Uni-Frottierset quasi eine Hochzeitstorte, aus bedruckten Strandtüchern mit Comic-Motiven eine Zuckertüte als Draufgabe zur Schuleinführung, aus Gästetuch und Seiflappen eine Maus, ein Hase, ein Frosch, ein Käfer, ein Pilz, ein Mond, ein Blumenkorb ... Die damit befassten Mitarbeiterinnen zaubern immer wieder Neues; inspiriert von unterschiedlichsten Festen und Feiertagen wie Ostern, Weihnachten, Konfirmation, Geburtstage oder andere Gelegenheiten, die Anlass sein könnten, jemanden ein Geschenk zu machen. Die textilen Präsente sehen nicht ganz so sachlich-praktisch aus und sind preislich eher moderat.

Von diesen Angeboten war es bei Brändl nur noch ein kleiner Schritt zu Werbeartikeln. Zu solchen wird Frottier mittels Einwebung bzw. Bestickung; letztere wird in Geyer binnen 24 Stunden realisiert. Es sind vor allem Firmen und Vereine, die derlei Jubiläums- oder Kundengeschenke erwerben mit wunschgemäßer, ganz individueller Gestaltung. "Ein überaus breiter Kundenkreis", wie man inzwischen befindet. Sogar Versender ordern aus der lustig-bunten Kollektion. Es gibt immer wieder Bestellungen von österreichischen und schweizerischen Kunden, die zur Heimtextil kommen. Für den einheimischen Fachhandel, der die Geschenkideen in seinen Läden anbietet als Mitbringsel statt der üblichen Flasche Wein oder Schnaps, ist Brändl als Aussteller auf der Leipziger Fachmesse Cadeaux vertreten. Das breit gefächerte Sortiment zu beherrschen - vom Einkauf über die zumeist auftragsbezogene Fertigung bis hin zum Verkauf bzw. Vertrieb - wurde eigens das Einzelunternehmen Jörg Brändl Textilproduktion ausgegründet.

Ohnehin spielt Frottierware bei Brändl-Textil eine wesentliche Rolle. Sie verzeichnet hier stetig steigende Umsätze. Ihr Verkauf macht jetzt schon 40 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Die Geschäftsführung benennt als Hauptgrund, "dass immer wieder Neues ins Angebot kommt in Verbindung mit schnellem und zuverlässigem Lieferservice". Brändl wartet mit einem kompletten Frottiersortiment auf: Walkfrottier in drei Gewichtsklassen, Jacquardware, Zwirn-Uni und Zwirn-Jacquard sowie ein Veloursprogramm. Die Ware wird wie auch eine kleine Bademantelkollektion mit eigenen Dessins im europäischen Ausland gefertigt; Uni-Ware zudem nach eigener Farbkarte.

Neu im Angebot werden ab Mai ein Micro-Modalfaser-Frottierprogramm sein (25/75 Prozent Modal/Baumwolle) sowie ein Uni-Programm mit spezieller antibakterieller Ausrüstung. Dabei dürften kaum Wünsche offen bleiben, so komplex wie es beschrieben wird: Waschhandschuh, Seiftuch, Gästetuch, Handtuch, Duschtuch in 70/140, Badetuch in 100/150, Saunatuch in 70/200, bestickter Sauna-Kilt und Badematte. Sauna-Programme stehen in Uni wie auch in Jacquardmusterung zur Verfügung; für das Objektgeschäft ein chlor- und kochfestes Tücherprogramm in Walk-uni.

Was die wenigsten wissen: Frottier hat bei Brändl seine eigene Geschichte. Der Ursprung geht auf die 50er Jahre zurück, als sich die Heinz Brändl KG die in den frühen DDR-Jahren gemachte Erfindung "Liropol" zunutze machte. Mit der heute in Deutschland fast vergessenen, damals aber hochproduktiven Technologie zur Herstellung von Wirkfrottier wurde massenhafter Bedarf gedeckt. Aus der Ware entstanden vor allem Grubenhandtücher, Seiflappen und Gästetücher. Die Brändl KG, die nach der Verstaatlichung 1972 VEB Frottierwaren Geyer hieß und ab 1980 zu einer mehr oder weniger namenlosen Produktionsstätte des VEB OPEW Annaberg wurde, blieb auf Liropol "spezialisiert", sprich festgelegt. Seinerzeit brachte man es auf sage und schreibe 20 Millionen Stück Wirkfrottierteile pro Jahr; uni, gestreift oder kariert, weil Jacquard bei dieser auch von eher billiger Optik geprägten Frottier-Alternativtechnologie noch nicht möglich war. Bei der Monokultur blieb es bis zur "Wende". Seitdem empfiehlt sich Brändl-Textil wieder als Anbieter fachhandelsgerechter Frottierwaren; und eben auch in der unkonventionellen Form als Geschenkideen.
aus Haustex 04/03 (Sortiment)